MR036 Der Spiegel und Wikileaks
1 Stunde 27 Minuten
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vor 13 Jahren
Der Spiegel denkt über eine eigene Leak-Plattform nach. "Was
Wikileaks heute anbietet, wird in 10 Jahren jedes Medium bieten",
sagt der Wikileaks-Koordinator des Spiegel, Holger Stark, in dieser
Ausgabe des Medienradio. Der Ressortleiter Deutschland beim Spiegel
sagte, die Debatte über eine eigene Annahmestelle für
Geheim-Informationen im Netz laufe "seit wir uns mit Wikileaks
beschäftigen und hat sich in diesem Jahr noch mal verstärkt". Die
Entscheidung über eine Teilnahme des Spiegel an openleaks.org sei
"noch nicht getroffen", sagt Stark. Für den Spiegel sei es schwer,
technische Infrastruktur aus der Hand zu geben. Holger Stark,
dessen Buch "Staatsfeind Wikileaks" Ende Januar veröffentlicht
wird, berichtet detailliert über die Zusammenarbeit des Spiegel und
anderer Medien mit Wikileaks. Spiegel, Guardian, New York Times und
Co. hätten etwa verabredet, dass bestimmte Themen erst nach einigen
Tagen veröffentlicht werden. Auch wurde ein ungefährer Umfang der
Berichterstattung festgelegt. Holger Stark wundert sich
beispielsweise, als er hört, dass der Guardian in den ersten 18
Tagen 135 Artikel schrieb, der Spiegel nur 29. Stark sagte, er
könne sich vorstellen, dass die Botschafts-Depeschen "schon recht
bald der Weltöffentlichkeit gehören". Der Spiegel habe keinen
Exklusiv-Vertrag mit Wikileaks und in keiner Form Geld bezahlt.
Jeder könne sich um das Material bemühen. Wer die Depeschen
bekomme, entscheide alleine Wikileaks. Sicher auch eine Reaktion
auf eine Beschwerde, die beim Deutschen Presserat einging. Es gebe
keinen festen Kriterien-Katalog, nach dem Depeschen geschwärzt
werden, sagt Stark. Es gelte vor allem Informanten zu schützen - je
weiter unten sie auf der staatlichen Hierarchie-Leiter stehen,
desto eher würde ihr Name geschwärzt. Stark nennt aber auch
Beispiele, in denen Bezeichnungen von Infrastrukturen aus den
Depeschen gestrichen wurden. Jedes beteiligte Medium reiche
Depeschen an Wikileaks weiter verbunden mit Vorschlägen, welche
Informationen nicht veröffentlicht werden sollten. Manchmal
sprächen sich die Medien vorher auch ab. Ob und welche Anregungen
Wikileaks umsetzt, sei Wikileaks überlassen. Holger Stark berichtet
über Gespräche mit dem State Department kurz vor der
Veröffentlichung der Depeschen-Stories im Spiegel. Wir haben auch
über die Online-Strategien geredet. Spiegel Online verlinkt die
Original-Depeschen nur sehr sparsam. Das geschehe, um die
Übersichtlichkeit zu verbessern, sagt Stark, "hat vielleicht auch
etwas mit Arbeitsaufwand zu tun". Einem Rohdaten-Download wie beim
Guardian steht Stark skeptisch gegenüber, das sei "im wesentlichen
Aufgabe von Wikileaks". Wikileaks stehe vor der großen
Herausforderung, seine Struktur zu ändern. Nötig sei die
Transformation von "einer Art Bürgerinitiative" zu einem "Amnesty
für Information". 2010 - das Jahr der Wikileaks. Gegen Ende
sprechen wir über die Lehren für Politik und Journalismus. Medien
würden ihre Gatekeeper-Funktion im Wikileaks-Zeitalter behalten,
glaubt Stark, müssten aber massiv aufrüsten, um Datenberge
schneller und transparenter abarbeiten zu können. Lehren für die
Politik: Für das wirklich Wichtige gelte wieder: Papier only.
Prognose für 2011: "Mal angenommen, Wikileaks hätte ein Backup
eines Servers der Bank of America..." Ein paar Links: Operation
Leakspin.org Wikileaks cables beim Guardian Wikileaks-Seite des
Spiegel Frank Rieger: "Wikileaks und Folgen", FAZ
Wikileaks heute anbietet, wird in 10 Jahren jedes Medium bieten",
sagt der Wikileaks-Koordinator des Spiegel, Holger Stark, in dieser
Ausgabe des Medienradio. Der Ressortleiter Deutschland beim Spiegel
sagte, die Debatte über eine eigene Annahmestelle für
Geheim-Informationen im Netz laufe "seit wir uns mit Wikileaks
beschäftigen und hat sich in diesem Jahr noch mal verstärkt". Die
Entscheidung über eine Teilnahme des Spiegel an openleaks.org sei
"noch nicht getroffen", sagt Stark. Für den Spiegel sei es schwer,
technische Infrastruktur aus der Hand zu geben. Holger Stark,
dessen Buch "Staatsfeind Wikileaks" Ende Januar veröffentlicht
wird, berichtet detailliert über die Zusammenarbeit des Spiegel und
anderer Medien mit Wikileaks. Spiegel, Guardian, New York Times und
Co. hätten etwa verabredet, dass bestimmte Themen erst nach einigen
Tagen veröffentlicht werden. Auch wurde ein ungefährer Umfang der
Berichterstattung festgelegt. Holger Stark wundert sich
beispielsweise, als er hört, dass der Guardian in den ersten 18
Tagen 135 Artikel schrieb, der Spiegel nur 29. Stark sagte, er
könne sich vorstellen, dass die Botschafts-Depeschen "schon recht
bald der Weltöffentlichkeit gehören". Der Spiegel habe keinen
Exklusiv-Vertrag mit Wikileaks und in keiner Form Geld bezahlt.
Jeder könne sich um das Material bemühen. Wer die Depeschen
bekomme, entscheide alleine Wikileaks. Sicher auch eine Reaktion
auf eine Beschwerde, die beim Deutschen Presserat einging. Es gebe
keinen festen Kriterien-Katalog, nach dem Depeschen geschwärzt
werden, sagt Stark. Es gelte vor allem Informanten zu schützen - je
weiter unten sie auf der staatlichen Hierarchie-Leiter stehen,
desto eher würde ihr Name geschwärzt. Stark nennt aber auch
Beispiele, in denen Bezeichnungen von Infrastrukturen aus den
Depeschen gestrichen wurden. Jedes beteiligte Medium reiche
Depeschen an Wikileaks weiter verbunden mit Vorschlägen, welche
Informationen nicht veröffentlicht werden sollten. Manchmal
sprächen sich die Medien vorher auch ab. Ob und welche Anregungen
Wikileaks umsetzt, sei Wikileaks überlassen. Holger Stark berichtet
über Gespräche mit dem State Department kurz vor der
Veröffentlichung der Depeschen-Stories im Spiegel. Wir haben auch
über die Online-Strategien geredet. Spiegel Online verlinkt die
Original-Depeschen nur sehr sparsam. Das geschehe, um die
Übersichtlichkeit zu verbessern, sagt Stark, "hat vielleicht auch
etwas mit Arbeitsaufwand zu tun". Einem Rohdaten-Download wie beim
Guardian steht Stark skeptisch gegenüber, das sei "im wesentlichen
Aufgabe von Wikileaks". Wikileaks stehe vor der großen
Herausforderung, seine Struktur zu ändern. Nötig sei die
Transformation von "einer Art Bürgerinitiative" zu einem "Amnesty
für Information". 2010 - das Jahr der Wikileaks. Gegen Ende
sprechen wir über die Lehren für Politik und Journalismus. Medien
würden ihre Gatekeeper-Funktion im Wikileaks-Zeitalter behalten,
glaubt Stark, müssten aber massiv aufrüsten, um Datenberge
schneller und transparenter abarbeiten zu können. Lehren für die
Politik: Für das wirklich Wichtige gelte wieder: Papier only.
Prognose für 2011: "Mal angenommen, Wikileaks hätte ein Backup
eines Servers der Bank of America..." Ein paar Links: Operation
Leakspin.org Wikileaks cables beim Guardian Wikileaks-Seite des
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