The Alchemy from Gold B2

The Alchemy from Gold B2

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr
Es waren sehr merkwürdige Bücher. Sie sprachen von Quecksilber,
Salz, Drachen und Königen, doch er verstand nichts. Immerhin gab es
einen Leitfaden, der sich durch fast alle Bücher zog: Alle Dinge
sind Offenbarungen des einen großen Ganzen. In einem der Bücher
entdeckte er, daß der wichtigste Text der Alchimie sich auf ein
paar Zeilen beschränkte, die auf einer Samaragdtafel aufgezeichnet
waren. »Es handelt sich dabei um die Tabula smaragdina«, sagte der
Engländer, stolz, dem Jüngling etwas beibringen zu können. »Wozu
dann all diese Bücher?« »Um diese Zeilen zu deuten«, meinte der
Engländer, nicht sehr überzeugt. Das Buch, welches den Jüngling am
meisten interessierte, erzählte die Geschichte der bekanntesten
Alchimisten. Es waren Männer, die ihr ganzes Leben dem Reinigen von
Metallen in Laboratorien gewidmet hatten; sie glaubten, daß, wenn
man ein Metall während vieler Jahre erhitzte, es seine
ursprünglichen Eigenschaften verlieren würde, und daß an deren
Statt nur die Weltenseele zurückbliebe. Dieses eine Ganze sollte es
den Alchimisten ermöglichen, alles auf der Erde zu verstehen, weil
es lle die Sprache war, die a Dinge miteinander verband. Sie
nannten diese Entdeckung das Große Werk, das aus einem flüssigen
und einem festen Anteil bestand.“ „Genügt es denn nicht, die
Menschen und die Zeichen zu beobachten, um diese Sprache zu
entdecken?« fragte der Jüngling. »Du hast eine Art, alles zu
vereinfachen«, meinte der Engländer gereizt. »Die Alchimie ist eine
ernste Angelegenheit. Es ist erforderlich, daß jeder Schritt genau
nach den Anweisungen der Meister ausgeführt wird.« Der Jüngling
erfuhr, daß der flüssige Anteil des Großen Werkes sich Elixier des
langen Lebens nannte, welches alle Krankheiten heilte und dem
Alchimisten das Altern ersparte. Der feste Anteil nannte sich Stein
der Weisen. »Es ist nicht einfach, den Stein der Weisen zu
entdecken«, sagte der Engländer. »Die Alchimisten verharrten viele
Jahre in den Laboratorien und schauten der Flamme zu, die die
Metalle reinigte. Sie sahen so lange in die Flamme, bis nach und
nach alle Eitelkeiten dieser Welt von ihnen abfielen. Dann stellten
sie eines Tages fest, daß die Reinigung der Metalle auch sie selber
gereinigt hatte.« Da mußte der Jüngling an den Kristallwarenhändler
denken. Jener hatte es für gut befunden, daß die Gefäße gereinigt
würden, damit sie beide sich von schlechten Gedanken befreien
konnten. Nun war er immer mehr davon überzeugt, daß die Alchimie
auch im täglichen Leben erlernbar sei. »Außerdem«, so fuhr der
Engländer fort, »besitzt[ „eine faszinierende Eigenschaft. Es
genügt ein kleiner Splitter davon, um große Mengen Metall in Gold
umzuwandeln.« Als er dies hörte, interessierte sich der Jüngling
nun wieder stärker für die Alchimie. Er dachte, mit ein bißchen
Geduld könne er alles in Gold verwandeln. Er las das Leben einiger
Personen nach, die es erreicht hatten: Helvetius, Elias,
Fulcanelli, Geber. Es waren faszinierende Geschichten: Alle waren
sie ihren persönlichen Lebensweg bis zu Ende gegangen. Sie reisten,
trafen sich mit Weisen, vollbrachten Wunder vor den Ungläubigen,
besaßen den Stein der Weisen und das Elixier des langen Lebens.
Aber wenn er erfahren wollte, auf welche Weise er dieses Große Werk
selbst erreichen könnte, war er völlig verloren. Es gab nur
Zeichnungen, verschlüsselte Instruktionen, undurchsichtige Texte. “
Auszug aus: Paulo Coelho. „Der Alchimist.“ iBooks.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: