Apropos ... Gute Entscheidungen!
Freiheit oder Fluch: Die Qual der Wahl
1 Stunde 3 Minuten
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Warum wir ticken, wie wir ticken – und was Du draus machen kannst!
Beschreibung
vor 2 Jahren
Freiheit oder Fluch: Die Qual der Wahl
Ist der Studiengang richtig? Die Hochzeit? Der Umzug? Das Haus?
Wie beeinflussen Werte, frühe Prägungen und gerade vorherrschende
Gefühle unsere Entscheidungen? Inwiefern ist das Belohnungssystem
daran beteiligt, was wir gerade für das Beste halten? Je klarer
wir diese Komponenten für uns einordnen können, so die Erfahrung
von Dr. Thomas Bergner aus 25-jähriger Beratungstätigkeit, desto
erfolgreicher treffen wir unsere Entscheidungen.
Die überragende Mehrheit aller Entscheidungen treffen wir
unbewusst. Zu Beispiel setzen wir beim Spazierengehen einen
Schritt nach dem anderen, ohne groß darüber nachzudenken. Wir
habe diese Entscheidungen schon so oft getroffen und eingeübt,
dass sie jetzt automatisch ablaufen. So wie Zähneputzen oder
spontanes Bremsen an der roten Ampel.
Neben den automatisierten Entscheidungen gibt es
weitere: Pseudo-rationale Entscheidungen
beispielsweise, die eigentlich aus dem Bauch heraus getroffen
werden können, aber mit von uns immer wieder aus
unterschiedlichsten Perspektiven viel Zeitaufwand rational
durchdacht werden. Die Urlaubsplanung ist ein gutes Beispiel
dafür.
In der Schule lernen wir dann
Verstandesentscheidungen. Sie sind Ergebnisse
aus konsequentem Nachdenken und haben den Vorteil, dass man
anschließend sagen kann: „Ich habe entschieden!“, ein Satz, der
zu einem Gefühl von Selbstwirksamkeit führt. Das wiederum ist
einer der wichtigsten Faktoren für seelische Gesundheit.
Bei jeder Entscheidung geht es letztlich um die Freiheit. Oder
genauer gesagt: um unsere Entscheidungsfreiheit, so Thomas
Bergner, denn sie gibt uns das Gefühl, grundsätzlich frei zu
sein. Dabei ist unsere Motivation zu einer Entscheidung immer die
Erwartung einer Belohnung. Diese Erwartungshaltung wird durch
unsere Erfahrungen gestärkt.
Je weiter das Ziel der Motivation in der Zukunft liegt, umso
attraktiver muss das Ziel sein. Die Klimakrise z.B. ist scheinbar
noch Jahrzehnte entfernt, daher ist die Bereitschaft vieler, hier
etwas zu unternehmen, eher gering oder nicht vorhanden. Zudem
haben wir keinerlei Erfahrung, warum es gut sein sollte, sich für
Klimaneutralität einzusetzen. Folglich fehlt die Motivation.
Außer drei verschiedenen Formen des Entscheidens differenziert
Bergner auch zwei Typen von Entscheider:innen: die
erfolgszuversichtlichen Typen, die eher
optimistisch durchs Leben gehen und realistische Ziele verfolgen,
und die misserfolgsängstlichen Typen, die im
Gegensatz meist zu schwache Ziele oder viel zu hohe haben. Beiden
gemeinsam ist: Egal wie sie sich verhalten, sie treffen damit
eine Entscheidung. Denn: „Man kann sich nicht nicht entscheiden.“
Dieser Satz, den Bergner in Anlehnung an das Watzlawicksche Axiom
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ formuliert, bringt das
Paradox der Entscheidungen auf den Punkt: Wir haben die Qual der
Wahl.
***
Dr. med. Thomas Bergner studierte Humanmedizin in Erlangen und
München. Nach der Facharztausbildung zum Dermatologen,
psychotherapeutischen und systemischen sowie
Coaching-Ausbildungen, war er von 1993 bis 2002 in eigener Praxis
im Raum München niedergelassen. Seit 1994 ist er als Coach für
Führungskräfte mit dem Fokus auf Burnout-Prävention, Lösung von
Überlastungsreaktionen und persönlichem Change-Management tätig.
Mehr gibt’s auf seiner Homepage: Dr.med. Thomas Bergner Homepage
Wenn du mehr wissen möchtest zum Thema „Entscheidungen“: Thomas
Bergners neuestes Buch „Gute Entscheidungen treffen“ ist 2022 bei
Klett-Cotta erschienen.
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