SG #140: Die Bayreuther Festspiele / Wagner-Festspiele
Die Bayreuther FestspieleShow Podcast Information Im Sommer freuen
sich die Opernfreunde in Deutschland auf die Bayreuther Festspiele.
Sie werden auch Richard-Wagner-Festspiele genannt, denn das
Festival ist den zehn letzten Opern des Komponisten Ri...
5 Minuten
Podcast
Podcaster
A podcast for all those who try to brush up their German and want to learn about German culture and everyday life.
Beschreibung
vor 7 Jahren
Die Bayreuther FestspieleShow Podcast Information Im Sommer freuen
sich die Opernfreunde in Deutschland auf die Bayreuther Festspiele.
Sie werden auch Richard-Wagner-Festspiele genannt, denn das
Festival ist den zehn letzten Opern des Komponisten Richard Wagner
gewidmet. Das erste dieser Festivals gab es 1876, also noch zu
Lebzeiten Richard Wagners. Gemeinsam mit einem Architekten hatte
der Komponist das Gebäude geplant, in dem das Spektakel stattfinden
sollte. Er wollte einen Ort haben, an dem nur seine eigenen Werke
gespielt werden konnten, ohne Ablenkung, abseits des
Kulturbetriebes. Aber so ein Bau war natürlich auch damals schon
sehr teuer. Wagner konnte das nicht allein finanzieren, also wandte
er sich an seine Fans. Wer sich an den Kosten für den Bau
beteiligte, bekam einen Sitzplatz für die kommenden Aufführungen.
Heute nennt man das Fundraising. Dennoch kam nicht genügend Geld
zusammen – das Projekt stand auf der Kippe. Zum Glück sprang ein
Freund des Komponisten mit einem Darlehen ein: König Ludwig II.,
bekannt als der Märchenkönig, der das Schloss Neuschwanstein bauen
ließ. Zur ersten Aufführung in Bayreuth waren unter anderem
Tschaikowski, Nietzsche und Tolstoi im Publikum – und auch heute
treffen sich hier wichtige Menschen, beispielsweise Kanzlerin
Merkel oder das schwedische Königspaar, Schauspieler, Sportler,
Botschafter, Politiker, Bischöfe und Geschäftsleute. Gut 30
Vorführungen gibt es, sie beginnen meist schon am Nachmittag, denn
Wagner-Opern sind lang. Die Eintrittskarten sind schon lange vorher
ausverkauft – die Wartezeit wird teilweise mit zehn Jahren
angegeben. Es ist ein Spektakel, über das sich Richard Wagner
gefreut hätte. Denn am Anfang war das Festival noch von
finanziellen Problemen bedroht, es konnte aus diesem Grund nicht
jedes Jahr stattfinden, weil schlichtweg das Geld fehlte. Heute ist
das kein Problem mehr. Eine Stiftung steht hinter den Festspielen
und der Etat beträgt 16 Millionen Euro. Die Festspielleitung liegt
auch heute noch in Wagner-Hand: wie die Festspiele künstlerisch
aussehen, entscheiden die Nachfahren des Komponisten.Noch ein Wort
zur Kritik an den Festspielen und an Wagner selbst: Wagner gilt als
Antisemit, und auch bei den Festspielen wurden jüdische Künstler
diskriminiert. Unter Hitler wurde Wagners Bayreuth zur
Nazi-Propaganda-Hochburg. Umstritten ist die Frage, wie die eine
Seite – die Musik Wagners – mit der anderen Seite – dem Rassismus –
zusammenhängt. Kann man Wagner-Musik hören und mögen, auch wenn der
Komponist ein Rassist war? Diese Frage muss wahrscheinlich jeder
für sich entscheiden. Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg140kurz.pdf
sich die Opernfreunde in Deutschland auf die Bayreuther Festspiele.
Sie werden auch Richard-Wagner-Festspiele genannt, denn das
Festival ist den zehn letzten Opern des Komponisten Richard Wagner
gewidmet. Das erste dieser Festivals gab es 1876, also noch zu
Lebzeiten Richard Wagners. Gemeinsam mit einem Architekten hatte
der Komponist das Gebäude geplant, in dem das Spektakel stattfinden
sollte. Er wollte einen Ort haben, an dem nur seine eigenen Werke
gespielt werden konnten, ohne Ablenkung, abseits des
Kulturbetriebes. Aber so ein Bau war natürlich auch damals schon
sehr teuer. Wagner konnte das nicht allein finanzieren, also wandte
er sich an seine Fans. Wer sich an den Kosten für den Bau
beteiligte, bekam einen Sitzplatz für die kommenden Aufführungen.
Heute nennt man das Fundraising. Dennoch kam nicht genügend Geld
zusammen – das Projekt stand auf der Kippe. Zum Glück sprang ein
Freund des Komponisten mit einem Darlehen ein: König Ludwig II.,
bekannt als der Märchenkönig, der das Schloss Neuschwanstein bauen
ließ. Zur ersten Aufführung in Bayreuth waren unter anderem
Tschaikowski, Nietzsche und Tolstoi im Publikum – und auch heute
treffen sich hier wichtige Menschen, beispielsweise Kanzlerin
Merkel oder das schwedische Königspaar, Schauspieler, Sportler,
Botschafter, Politiker, Bischöfe und Geschäftsleute. Gut 30
Vorführungen gibt es, sie beginnen meist schon am Nachmittag, denn
Wagner-Opern sind lang. Die Eintrittskarten sind schon lange vorher
ausverkauft – die Wartezeit wird teilweise mit zehn Jahren
angegeben. Es ist ein Spektakel, über das sich Richard Wagner
gefreut hätte. Denn am Anfang war das Festival noch von
finanziellen Problemen bedroht, es konnte aus diesem Grund nicht
jedes Jahr stattfinden, weil schlichtweg das Geld fehlte. Heute ist
das kein Problem mehr. Eine Stiftung steht hinter den Festspielen
und der Etat beträgt 16 Millionen Euro. Die Festspielleitung liegt
auch heute noch in Wagner-Hand: wie die Festspiele künstlerisch
aussehen, entscheiden die Nachfahren des Komponisten.Noch ein Wort
zur Kritik an den Festspielen und an Wagner selbst: Wagner gilt als
Antisemit, und auch bei den Festspielen wurden jüdische Künstler
diskriminiert. Unter Hitler wurde Wagners Bayreuth zur
Nazi-Propaganda-Hochburg. Umstritten ist die Frage, wie die eine
Seite – die Musik Wagners – mit der anderen Seite – dem Rassismus –
zusammenhängt. Kann man Wagner-Musik hören und mögen, auch wenn der
Komponist ein Rassist war? Diese Frage muss wahrscheinlich jeder
für sich entscheiden. Text der Episode als PDF:
https://slowgerman.com/folgen/sg140kurz.pdf
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