#36 Russland, das Erdgas und ein Ende? Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss im Gespräch
Österreich ist in hohem Maße von russischem Erdgas abhängig, das
bisher über die Ukraine transportiert wurde. Damit könnte Ende 2024
Schluss sein. Die Ukraine will den Gastransit auslaufen lassen. Was
kommt da auf uns zu? Darüber habe ich mit dem ehemalig
33 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Das Transkript zu Episode 36 (noch ohne das Interview
selbst)
Das ist die 36 Ausgabe der Dunkelkammer und heute geht’s um mal
wieder um das Erdgas aus Russland.
Bis heute ist Österreich in hohem Maße von russischen
Gaslieferungen abhängig.
Das ist an sich schon ein Problem, und das könnte Anfang 2025,
also in etwas mehr als einem Jahr, noch größer werden.
Denn der weitaus größte Teil des russischen Gases läuft durch
Pipelines in der Ukraine Richtung Österreich.
Und die Ukraine will den sogenannten Gastransit Ende 2024
auslaufen lassen.
Ab dann käme zumindest auf diesem Weg kein russisches Gas mehr zu
uns.
Klingt jetzt nach einem potenziell frostigen Winter 2024/25.
Was da möglicherweise auf uns zukommt, darüber spreche ich gleich
mit dem früheren OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss.
Die heutige Episode führt mich auch ein bisschen an die Anfänge
der Dunkelkammer zurück,
In Ausgabe Nummer 2 hatte ich mich mit den geheimen
Gaslieferverträgen zwischen der OMV und Gazprom beschäftigt, die
auf das Jahr 1968 zurückgehen.
Seit damals importieren wir Gas aus Russland und es wurde im
Laufe der Zeit mehr und mehr.
Angefangen hat man Ende der 1960er Jahre mit 1,5 Milliarden
Kubikmetern jährlich, die letzte Vertragsverlängerung erfolgte
2018.
Da wurde der Vertrag vom damaligen OMV-Chef Rainer Seele
vorzeitig bis 2040 verlängert – und Seele hatte damals ein
Liefervolumen von bereits acht Milliarden Kubikmetern im Jahr
vereinbart (Anm.: Im Podcast spreche ich an dieser Stelle
irrtümlich von sieben Milliarden Kubikmetern).
Als der Ukraine-Krieg im Februar 2022 losbrach, stammten 79
Prozent aller Gasimporte aus russischen Quellen, mittlerweile ist
es weniger geworden.
Im heurigen Sommer waren es 60 Prozent im Juni, 66 Prozent
im Juli, im August dann nur 43 Prozent, die Werte schwanken
allerdings von Monat zu Monat recht stark.
So oder so: Die Abhängigkeit geht zurück, aber von einem
Ausstieg aus russischen Gaslieferungen sind wir weit weit weg.
Und nun das: Vor wenigen Tagen hat der Chef des
ukrainischen Energiekonzerns Naftogas dem ukrainischen
Auslandssender Radio Svoboda ein Interview gegeben; Radio Svoboda
ist ein Teil der US-Senderkette Radio Liberty.
Ja und in dem Interview hat Olexij Tschernyschow, so heißt
der Chef von Natfogas, den Ausstieg der Ukraine aus dem
russischen Gastransit angekündigt.
Da geht es konkret um die Transgas-Pipelinetrasse, über die seit
Jahrzehnten russisches Erdgas nach Österreich kommt.
Es durchquert die Ukraine und die Slowakei und langt dann beim
großen Gasknoten im niederösterreichischen Baumgarten ein.
Das Interview mit Olexij Tschernyschow in ukrainischer Sprache
kann man auf der Website von Radio Svoboda nachsehen und -lesen.
Ich habe das mit einem Online-Übersetzer gemacht.
Tatsächlich wurde der Manager gefragt, warum die Ukraine
ungeachtet des Kriegs weiterhin russisches Gas über ihr
Territorium in den Westen transportiert.
Tschernyschow sagte darauf, dass man einerseits noch einen
Vertrag mit Gazprom habe, an den man sich halte, und andererseits
seien ja europäische Partnerländer auf das russische Gas
angewiesen.
Er sagte aber auch, dass der Transit-Vertrag mit Gazprom
Ende 2024 ausläuft und die Ukrainer nicht die Absicht hätten,
diesen Vertrag zu verlängern.
Ohne die Transgas-Pipeline wird die Welt aber ziemlich
kompliziert, denn auch andere Pipelines wie Jamal in Polen oder
die sabotierte Nordstream 1 liefern kein russisches Gas mehr in
den Westen.
Gut, jetzt kann man einwenden: Erdgas ist als fossiler
Energieträger ohnehin böse, und russisches Gas ist da nur noch
böser.
So what.
So einfach ist es natürlich nicht. Wir sind ja auch deshalb
sehr von russischen Gaslieferungen abhängig, weil wir insgesamt
vom Gas abhängen. Stichwort Heizungen, Warmwasser,
Industrieproduktionen.
Aber was heißt das jetzt wirklich für die nahe Zukunft?
Darüber spreche ich mit jetzt mit Gerhard Roiss, er hat
viele Jahre für die OMV gearbeitet zwischen 2011 und 2015 war er
dort Generaldirektor, dann musste er das Unternehmen verlassen.
Roiss hat die hastige Russland-Expansion seines Nachfolgers
Rainer Seele zuletzt immer wieder scharf kritisiert, ich habe mit
ihm 2022 in profil zwei ausführliche Interviews gemacht – 2022
und profil, mein Gott, ist das mittlerweile weit für mich weg –
und bereits im Frühjahr dieses Jahres hat Gerhard Roiss erstmals
vor dem Ausfall des ukrainischen Gastransits gewarnt.
Das Gespräch wurde telefonisch aufgezeichnet.
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