Weihnachten und Gesundheit: Genuss in Maßen, positiver Stress und gute Beziehungen

Weihnachten und Gesundheit: Genuss in Maßen, positiver Stress und gute Beziehungen

Prof. Harald Lapp, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Herzzentrum der Zentralklinik, über lukullische Gelassenheit, Pausen und gemeinsame Erlebnisse.
12 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Gesundheitspodcast in Kooperation mit der Zentralklinik Bad Berka

Beschreibung

vor 1 Jahr
Die Weihnachtszeit ist genussreich und ist auch eine besondere Zeit
mit Herausforderungen für den Körper. Prof. Harald Lapp, Chefarzt
der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am
Herzzentrum der Zentralklinik, über lukullische Gelassenheit,
Pausen und gemeinsame Erlebnisse. Weihnachten im Büro, in der
Klinik - überall lauern selbstgebackene Versuchungen – widerstehen
Sie? Lapp: Gesundheit hat ja mehr Aspekte, da gibt es das rein
physische, was man messen kann, z. B. auch die Kalorien. Doch dann
gibt es natürlich auch das soziale Umfeld und Dinge, die einfach
mal Spaß machen. Selbst wenn es nicht so gesund ist, man aber
Appetit hat und Freude dabei empfindet, dann darf und soll
natürlich genießen. Ich bin da nicht so streng. Ich greife auch zu,
esse definitiv nicht alles und lasse an anderer Stelle etwas weg.
Backen Sie selbst? Lapp: Wir machen Familienbacken.
Früchtebrotbacken ist in unserer Familie Tradition und da kommen
wir alle zusammen. Die Familie trifft sich, dann wird zwei Tage
durchgebacken und dann wird das Früchtebrot verteilt. Das Essen am
1. und 2. Weihnachtsfeiertag, jedes Jahr eine Gretchenfrage: Was
ist aus Sicht des Arztes gut und was mögen Sie? Lapp: Aus Sicht des
Arztes ist alles in Maßen gut. Es spricht nichts dagegen, auch mal
Gans zu essen. Auch kein Ernährungswissenschaftler hätte Sorgen
dabei. Es ist nicht gesundheitsschädlich und man kann danach ja
auch eine Pause für fett- oder zuckerreiche Lebensmittel einlegen.
Gilt das auch für Alkohol – darf man es mal krachen lassen? Lapp:
Da bekommen Sie von mir zwei Antworten: Die wissenschaftliche
Antwort ist: Es gibt die Mär, dass Alkohol, das berühmte Glas
Rotwein, gesundheitsfördernd sei. Das stimmt nicht. Aber es gibt
eine Dosis, da ist Alkohol zumindest nicht schädlich. Das sind die
viel zitierten 10 Gramm Alkohol pro Tag. Das wären ein Glas Wein
oder 0,3 Liter Bier für einen Mann, für Frauen ist es weniger. Ab
dann nimmt eine gewisse Schädigung zu. Es gibt keine
gesundheitsfördernde Wirkung des Alkohols. Meine persönliche
Antwort: Ich würde es nie krachen lassen. Das habe ich gelernt. Das
habe ich als junger Mensch auch gemacht, aber wenn man etwas älter
ist, dann leidet man zu sehr. Die Phase des Leidens am Tag danach,
ist mir die Sache nicht wert, dass ich am Abend so einen Spaß habe,
den kann ich auch anders haben. Viele sind in der Vorweihnachtszeit
gestresst– ist das gut fürs Herz? Lapp: Wenn dieser ganze Stress
dazu führt, dass ich am Ende erfolgreich bin und ein schönes Fest
habe und sich alle freuen, ist das gut investierter Stress und
darunter leidet man nicht. Ich glaube aber, dass es auch viele
stresst, Erwartungen erfüllen zu müssen. Dadurch laden sich viele
Menschen zu viel auf die Schultern. Das betrifft auch das Schenken.
Wenn ich mich zum Beispiel aus Sicht des Beschenkten die Bescherung
betrachte, geht es nicht darum, was man geschenkt bekommt, sondern
dass jemand an einen denkt. Bei Kindern ist das vielleicht anders,
aber bei erwachsenen Menschen zählt der gute und herzliche Wille.
Wenn dann alles doch nicht so schön wird, schädigt Stress? Lapp:
Definitiv. Was man sicher sagen kann ist, dass Stress, der mit
Frustration verbunden ist, zu Erkrankungen führen kann. Stress, der
Freude macht, ist dagegen sogar gesundheitsfördernd. Wenn es aber
nach den Stressphasen zu keiner Erholung kommt, ist das schädlich.
Wie ist das mit Bewegung – der Spaziergang nach dem Weihnachtsessen
macht alles wieder gut? Lapp: Aus gesundheitlichen Aspekten ist
Bewegung immer gut, aber es ist auch wichtig, mit den Menschen, die
man vielleicht nicht so oft sieht, gute Beziehungen zu pflegen,
gemeinsam in Bewegung. Das ist gesundheitsfördernd. Interview: Anke
Geyer

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