Folge 20: Vier-Tage-Woche: Zwischen Chance und Risiko

Folge 20: Vier-Tage-Woche: Zwischen Chance und Risiko

23 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Vier Tage Arbeit, drei Tage Wochenende – klingt verheißungsvoll.
Die Debatte um die Vier-Tage-Woche hat zuletzt an Fahrt
aufgenommen. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen
sich mehr Freizeit, wollen neben der Arbeit noch Zeit und Energie
für andere Dinge haben. Für Familie, Hobbys oder Ehrenamt.
Dazu kommt der Fachkräftemangel: Im Wettbewerb um junge Talente
und gestandene Fachkräfte haben Betriebe die Nase vorn, wenn sie
auf die veränderten Ansprüche reagieren. Und so bieten
mittlerweile immer mehr Unternehmen Arbeitszeitmodelle an, bei
denen die Arbeitswoche nicht mehr fünf, sondern vier Tage hat.
Darunter sind auch viele Handwerksunternehmen.
Aber was bedeutet das für den Arbeitsschutz? Wie lässt sich eine
Vier-Tage-Woche so gestalten, dass keine überlangen Arbeitstage
entstehen oder vor lauter Stress von Montag bis Donnerstag die
Erholung flöten geht? Darum geht es in dieser Folge von „Ganz
sicher“.


Die Gäste:
Dr. Nils Backhaus ist Leiter des Projekts
„Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland“ bei der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Er warnt
davor, dass sich Arbeitsunfälle nach der achten Arbeitsstunde
erwiesenermaßen mehren – sagt aber auch: Richtig umgesetzt, kann
die Vier-Tage-Woche durchaus zur Gesundheit von Beschäftigten
beitragen.
Kai Rosenberg ist Geschäftsführer von Dörflinger
Elektrotechnik aus Kelkheim im Taunus. Er hat Anfang 2023 die
Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb eingeführt, die 37
Arbeitsstunden der meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind
jetzt auf Montag bis Donnerstag verteilt. Rosenberg sagt: Das
neue Modell wird bleiben – denn es hat allen Vorteile gebracht.


Das Thema:
Statement von Jella Heptner, Arbeitspsychologin bei der BG
ETEM:
„Eine Vier-Tage-Woche bei verringerter Wochenstundenzahl kann
positive Effekte haben. Das Abschalten von der Arbeit fällt an
einem langen Wochenende leichter. Somit sind wir erholter und
auch leistungsfähiger, wenn wir in die neue Arbeitswoche
starten.
Es braucht natürlich gute Absprachen im Betrieb: Zum Beispiel
geht es darum, eine reibungslose Kommunikation sicherzustellen,
wenn die einen den Montag frei haben und die anderen den Freitag.
Und es müssen bisherige Abläufe überprüft werden, um eine
gleichbleibende Produktivität bei verringerter Arbeitszeit zu
gewährleisten. Eine komprimierte 40 Stunden-Woche auf vier Tage
ist mit Blick auf Gesundheit und Sicherheit nicht anzuraten. Sie
lässt auch wenig Flexibilität, die wir für eine gelungene
Work-Life-Balance brauchen. Wann sollen die Arbeitsstunden
nachgeholt werden, wenn ein Arztbesuch ansteht oder das Kind
früher aus der Kita abgeholt werden muss? Der Arbeitstag darf
laut Arbeitszeitgesetz nicht länger als zehn Stunden sein.
Ob nun Vier- oder Fünf-Tage-Woche: Was zählt, ist, dass die
Arbeit gut gestaltet ist. Gut gestaltete Arbeit macht
leistungsfähig, lässt uns uns gut erholen und gerne zur Arbeit
gehen. Und uns somit vielleicht ein bisschen gelassener auf die
Debatte um die Vier-Tage-Woche blicken.“
Zum Weiterlesen: Baua: Aktuell Ausgabe 1/2023 – Schwerpunkt
Arbeitszeitberichterstattung

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