"Lenz" (Georg Büchner) (Teil 1)

"Lenz" (Georg Büchner) (Teil 1)

Eine Erzählung aus den Jahren 1835/36.
33 Minuten
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es soll sich in etwa so zugetragen haben: Jakob Michael Reinhold
Lenz, im 18. Jahrhundert der neben dem jungen Goethe und wenigen
anderen einer der stärksten Vertreter der Sturm-und-Drang-Epoche,
war einsam, arm und hoffnungslos, als er seinem Freund Johann
Wolfgang nach Weimar folgte – in der Hoffnung, am Hof angestellt
zu werden. Es lief monatelang ganz gut, liest man, die
aristokratische Gesellschaft mochte seinen Humor. Doch dann sagte
er etwas – etwas Unverschämtes wohl, Unziemliches. Was genau,
wissen wir nicht. Goethe schrieb jedenfalls von „Lenzens Eseley“,
und Lenz wird vom Hof vertrieben. Keine Chance in den höheren
Kreisen. Und dann ging es bergab. Schon früher hatte er Krisen
durchlebt, jetzt war es offenbar ein psychotischer Schub, der ihn
weiter und weiter in die Psychose trieb.


Das ist nur eine Skizze der Vorgeschichte für Büchners Werk
„Lenz“. Diese Erzählung – einzigartig in Form und Sprache –
basiert auf den Aufzeichnungen des protestantischen Pfarrers und
Pädagogen Oberlin, bei dem Lenz unterkam. Und wirklich spürte
sein Gast hier nach einer Weile eine beginnende Vertrautheit in
der Gemeinschaft mit Oberlin und seiner Frau, eine Art
Familienleben, das ihn auch an eigene, positive Erinnerungen
führte („ein Weihnachtsgefühl“). Doch diese Phase hält nicht
lange an – Lenz’ Leben scheint sich woanders abzuspielen als in
der üblichen Wirklichkeit. Er sieht „kleine Wölkchen auf
silbernen Flügeln“ und meint, „er müsse den Sturm in sich
ziehen“. Jede noch so subjektive Reflexion wird in dieser
Erzählung von Georg Büchner ungeheuer dicht wiedergegeben, ohne
jede Bewertung, ohne Kommentar. Die Art des Erzählens wirkt
gewissermaßen roh, wie ungeschliffen. Das gibt es so nicht noch
einmal in der Literatur. – Der Text stammt aus den Jahren 1835/36
und ist 1839 posthum erschienen. (Büchner starb bereits mit 23
Jahren.) Es liest Ulrich Bärenfänger, heute den ersten Teil, in
der nächsten Woche den zweiten.

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