Klappe, die 2.: Nader und Simin - Eine Trennung
35 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
+++ Eine Entscheidung zwischen Vater und Mutter +++ Fatwa beim
Imam-Telefon +++ Kleinigkeiten entscheiden über Schicksale +++
Starke Frauen, schwache Männer +++ Den Iran verlassen +++
Eine Abwärtsspirale +++ Recht löst keine Probleme +++
Waschmaschinen-Forensik +++ Im Zentrum steht das Treppenhaus +++
Können wir das entscheiden?
Am Anfang steht eine Trennung. Simin möchte den Iran verlassen,
weil sie im Ausland eine bessere Zukunft für ihre Tochter
erwartet. Nader hingegen will Termeh nicht aus ihrer vertrauten
Umgebung herausholen. Nach 14-jähriger Ehe lassen die beiden sich
scheiden, aber was das für Termeh bedeutet, entscheidet der
Richter nicht.
Stattdessen: Türen, die geschlossen werden, Fensterscheiben, die
zwischen Personen stehen, Trennwände allerorten. Kinder, die
hinausgedrängt werden, Erwachsene, die einander wegdrängen,
wegschubsen, bis hin zu einem Sturz, der vielleicht für eine
Fehlgeburt verantwortlich ist.
Überhaupt: Vielleicht. Neben den Trennungen wohl der andere
Begriff des Films: Vielleicht ist Nader für die Fehlgeburt seiner
Haushaltshelferin verantwortlich, weil er Razieh in Ärger aus
seiner Wohnung geschubst hat. Vielleicht hat Razieh Geld
gestohlen. Vielleicht tut sie etwas, das der Imam ihr verboten
hat. Vielleicht aber ist sie auch unschuldig, hat versucht, allem
gerecht zu werden, in einer Abfolge von Situationen, die ihr über
den Kopf wachsen.
Die Figuren suchen in diesen ganzen Fragen Antworten beim Recht.
Entscheiden sollen Richter, die herangezogen werden, um das
auseinanderzuziehen, was im Film immer mehr ineinander verstrickt
wird. Aber zunehmend wird fraglich, ob das Recht imstande ist,
die hier aufgeworfenen Probleme zur Zufriedenheit der Beteiligten
überhaupt zu lösen. Regisseur Asghar Farhadi verhandelt in seinem
Oscar-prämierten Drama Fragen nach Zugehörigkeit, und danach,
warum Menschen voneinander getrennt sind: soziale Klasse,
Religion, Geschlecht – Kategorien, die allesamt eine Rolle
spielen. Aber auch sprachliche Unterschiede, Vorurteile, Schuld-
und Schamgefühle separieren die Figuren in diesem
Kammerspiel-artigen Film, der trotz der allegorischen,
symbolischen Ausgestaltung mit einer sehr authentisch wirkenden,
realistisch anmutenden Darstellung daherkommt, bis hin zur
erfolgreichen Bedienung von Waschmaschinen.
Die Diskussion lotet aus, welche Probleme und Fragen aufgerufen,
aber nicht abgeschlossen werden, und wie der Film das Publikum so
in die Rolle der Richtenden setzt, in einem Fall, der zwei
Familien aus völlig unterschiedlichen sozialen Schichten in eine
gleichzeitig sehr nahe und doch sehr entfremdete Begegnung
bringt, mit allen Folgen, die das für die Beteiligten hat.
Sprecher*innen: Gesine Heger, Marcus Schnetter, Sebastian Speth
Schnitt: Johannes Ueberfeldt
Cover-Design: Julius Noack
Intro: Johannes Ueberfeldt
Ǧodāī-ye Nāder az Sīmīn (2011) – Regie: Asghar Farhadi (dt.
„Nader und Simin – Eine Trennung“)
Ehefrau Simin (gespielt von Leila Hatami)
Ehemann Nader (gespielt von Peyman Moadi)
Tochter Termeh (gespielt von Sarina Farhadi)
Naders pflegebedürftiger Vater
(gespielt von Ali-Asghar Shahbazi)
Simins Mutter (gespielt von Shirin Yazdanbakhsh)
Haushaltshilfe Razieh (gespielt von Sareh Bayat)
ihr arbeitsloser Mann Hodjat (gespielt von Shahab Hosseini)
Richter (gespielt von Babak Karimi)
Weiterführende Hinweise:
Informationen des Schweizer Filmverleihs:
https://www.trigon-film.org/de/movies/Nader_And_Simin/
Felix Lenz: Beobachten und Urteilen. Filmische Form und Politik
in Asghar Farhadis Nader und Simin - Eine Trennung. In:
Film-Konzepte (2019) Nummer 55 (Asghar Farhadi), S. 49-70.
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