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Beschreibung
vor 9 Jahren
Ein Sultan lebte glücklich und zufrieden in
seinem Palast. Einen Wunsch hatte er jedoch noch: er wünschte
sich mehr Planung und Ordnung in seinem Palast und mehr Gehorsam
von seinen Dienern. Dann müßte er auch weniger Hinrichtungen
vollstrecken lassen. Er rief einen weisen Wesir zu sich: “Sorge
für mehr Ordnung, gib strengere Regeln vor und sieh zu, daß sie
auch eingehalten werden” befahl er.
Der Wesir war ein weiser Mann. Sofort setzte er sich hin und
verfaßte ein dickes Buch, in dem er alle Regeln aufschrieb, nach
denen von nun an im Palast gearbeitet werden mußte. Dieses Buch
der Weisheit ließ er an alle Oberaufseher verteilen. Diese
sollten alle, bis zum letzten Diener, nach diesem Buch der
Weisheit einschulen. Nun würde alles wie am Schnürchen laufen und
der Sultan würde ihn vielleicht sogar belohnen.
Doch es kam alles ganz anders. Die Unordnung
wurde größer als je zuvor. Jeder beteuerte zwar, alles so zu tun,
wie es gefordert worden war, aber manche Dinge dauerten ab jetzt
länger als zuvor, so manche Arbeiten wurden ungenauer verrichtet,
die Zahl der Hinrichtungen stieg sogar an und eine immer größere
Anzahl des Hofstaates entfloh. Der Sultan beschuldigte seinen
Wesir und drohte auch ihm mit der Todesstrafe. Trotzdem wurde
alles immer nur schlimmer. Dies bekümmerte auch den Sultan sehr.
Er wollte genauer wissen, warum alles diesen Lauf genommen hatte.
So verkleidete er sich als einfacher Mann und verdingte sich in
seinem eigenen Palast als Diener. Natürlich hatte er sich
erwartet, daß alle seine Bediensteten Respekt vor dem Sultan
hatten und sehr sorgfältig darum bemüht waren, ihn nur ja
zufriedenzustellen und bestmöglichst zu bedienen. Daß aber alle
nur in Schrecken und Angst herumliefen und um ihr Leben bangten
war doch erschütternd anzusehen. Niemand erledigte seine Aufgaben
gerne. Alle waren nur ängstlich darum bemüht, nach dem Buch der
Weisheit zu leben. Da aber nicht einmal alle lesen konnten,
mußten sie sehr oft jemanden herbeirufen, der das doch konnte.
Dabei ging viel Zeit verloren und alle meinten, daß viel mehr
Fehler passierten, seit diese so streng geahndet wurden. Sein
Wesir erschien immer wieder und schaute abwechselnd allen bei der
Arbeit auf die Finger. Er war abgehetzt, mürrisch und bestrafte
strenge. Um nur ja alles im Griff zu haben, schickte er auch
Spitzel aus. Manchmal übersah er Fehler. Dann atmeten alle auf
und waren froh, nicht bestraft worden zu sein. So wurden kleinere
und größere Fehler nach Möglichkeit versteckt, aber nur selten
behoben.
Dieses Vorgehen kostete viele Tumans. Der
verkleidete Sultan fragte, ob es schon immer im Palast so
zugegangen sei. “Nein”, hörte er immer wieder. Aber niemand
getraute sich, mehr zu sagen. Nur ein alter Mann, der in der
Küche mit ihm gemeinsam die Auberginen schälte, sagte, als er ein
paar nicht genau nach den Regeln im Buch der Weisheit geschälte
Auberginen schnell wegwarf: “Ich bin nur ein einfacher Mann. Ich
kann nicht lesen und auch nicht schreiben. Aber ich kann meine
Arbeit sehr gut tun. So geht es wahrscheinlich vielen hier. Warum
fragt uns niemand, was und wie wir es tun. Das kann dann jemand
im Buch der Weisheit aufschreiben und nachher müßte uns niemand
mehr erklären, wie wir fortan zu arbeiten hätten. Wir würden es
nicht vergessen und uns endlich ernst genommen fühlen. Unser Ziel
in der Küche wäre dann einzig und allein, daß es dem Sultan
schmeckt und wir auch die Reste sinnvoll verwerten. Wenn das der
Sultan wüßte könnte er es seinem Wesir sagen. Die größte Freude
wäre es für uns, wenn der Sultan selbst uns manchmal sagt, wenn
er besonders zufrieden mit uns ist, Aber das können wir beide
wohl sicher nicht ändern, oder?”
.
Diese Geschichte haben wir vor 15 Jahren verfasst.
Ob sich diesbezüglich viel verändert hat ?
Edith Karl und Rudolf Pusterhofer
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