»Die Tschechen sind meine Landsleute« – Wolftraud de Concinis nordböhmische Wanderungen
32 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Fünf Jahre war Wolftraud de Concini alt, als sie mit ihrer
Familie im Juni 1945 ihre »erste Heimat« im nordböhmischen Dorf
Radowenz/Radvanice verlassen musste. Sie habe die Vertreibung als
ein großes Abenteuer erlebt, erinnert sie sich heute. Denn es
gelang ihren Eltern, sie vor traumatisierenden Erfahrungen zu
behüten und ihr eine tiefe Liebe zur Region Trautenau/Trutnov zu
vermitteln – unabhängig von Nationen, Ethnien oder Grenzen. Als
junge Frau verliebte sie sich in Italien und in einen Italiener,
mit dem sie sich im Trentino eine neue Heimat schuf. Erst
Jahrzehnte später besuchte sie erstmals wieder Böhmen und
wanderte die Stationen der Vertreibung ihrer Familie nach.
Verbitterung spürte sie keine, stattdessen eine tiefe
Verbundenheit mit den heutigen Bewohnerinnen und Bewohnern, ihren
»Landsleuten«.
Die Autorin und Fotografin Wolftraud de Concini war
Stadtschreiberin des Deutschen Kulturforums östliches Europa in
Pilsen/Plzeň, der Kulturhauptstadt Europas 2015, und wird im Mai
2024 mit dem Sudetendeutschen Kulturpreis für Literatur und
Publizistik ausgezeichnet. Sie ist die vierte Gesprächspartnerin
im Zyklus »Heimaten«. Heimat steht für Geborgenheit, Identität,
für bewahrte, aber auch bewusst gebrochene Traditionen, manchmal
für eine Utopie, häufig für Nostalgie. Gerade für Menschen, die
ihre (erste) Heimat verlassen mussten, kann sie zu einem
Sehnsuchtsort werden.
Autorin des Zyklus »Heimaten« ist Renate Zöller, die auch als
Redakteurin der Kulturkorrespondenz östliches Europa tätig ist.
2015 publizierte sie den Band »Was ist eigentlich Heimat?
Annäherung an ein Gefühl«.
Moderation und Produktion: Renate Zöller und Vera Schneider
Redaktion: Renate Zöller
Musik: Jaspar Libuda
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