Digitale Seidenstraße: Wie Peking seine Macht ausbaut

Digitale Seidenstraße: Wie Peking seine Macht ausbaut

35 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Blickt man auf die Weltkarte, so ist die neue Seidenstraße ein
weit verzweigtes Netz aus Handelsrouten, das China mit Asien,
Afrika und Europa verbindet. Für den chinesischen Staatschef Xi
Jinping ist sie zugleich der zentrale Weg, um sein Land dauerhaft
an die Spitze der Weltwirtschaft zu führen. Dabei macht er nicht
nur Tempo, sondern legt den Fokus auch auf die digitale
Infrastruktur des Handelsnetzes.


Innerhalb von zehn Jahren hat die chinesische
Seidenstraßen-Initiative die Weltwirtschaft entscheidend geprägt:
Häfen, Bahnlinien und Container-Umschlagplätze sind klar
sichtbare Resultate. Die digitale Seidenstraße hingegen wird erst
auf den zweiten Blick deutlich - trotz ihrer Bedeutung: Denn
digitale Infrastruktur soll die Transportwege überziehen und die
Knotenpunkte auf den bestehenden Routen noch effizienter machen.
Das könnte wegweisend sein im internationalen Wettbewerb.


Der Wirtschaftswissenschaftler Rolf Langhammer hat die digitale
Seidenstraße am Kiel Institut für Weltwirtschaft genau im Blick:
"Das Land möchte den Welthandel mit dieser Initiative papierlos
machen", erklärt er im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit": "Die
Abwicklung von Dokumenten und Akkreditiven könnte man in eine
Blockchain packen, die im Rahmen von Smart Contracts auch eine
Finanztransaktion auslöst, wenn ein Produkt beispielsweise in
einem Hafen angekommen ist."


Wenn chinesische Unternehmen aus IT und Finanzbranche bei der
Digitalisierung der Seidenstraße zusammenarbeiten, dann könnte
laut Langhammer eine neue Softwarekompetenz entstehen, die es so
noch nicht gibt. Eine Entwicklung, der europäische Beobachter
durchaus mit Misstrauen begegnen. So sehen Kritiker erhebliche
Lücken im chinesischen Datenschutz. Sie befürchten, dass
chinesische Kooperationen zu "chinesischen Standards" führen, die
nicht mit europäischen Datenschutzregelungen mithalten können.
Neben Fragen zur Datensicherheit auf chinesischen Servern stehen
auch Umweltkriterien im Fokus, denn die Kühlung riesiger
Datenmengen ist sehr energieintensiv und geht mit einem hohen
CO2-Fußabdruck einher.


Ludger Schuknecht, Vizepräsident der Asian Infrastructure
Investment Bank, gibt sich optimistischer: "Das Einhalten von
Standards ist das Entscheidende", sagt Schuknecht aus der
Perspektive einer multilateralen Entwicklungsbank. Klare
internationale Regelungen seien für beide Seiten von Vorteil -
egal ob beim Datenschutz oder im Straßenbau. Schuknecht glaubt,
dass die Chinesen aus Anfangsfehlern der Seidenstraßen-Initiative
gelernt hätten: So lege das Land etwa mehr Wert darauf als vor
zehn Jahren, dass sich weniger finanzstarke ausländische Partner
bei Projekten nicht überschuldeten. Schon aus Eigeninteresse
achte China heute mehr auf internationale Standards.


Ob das ausreicht, stellen Kritiker infrage. Wie entgegenkommend
China beim Ausbau der digitalen Seidenstraße sein wird, bleibt
für auch für Rolf Langhammer fraglich. Denn er bemängelt ja
gerade, dass es noch keinen internationalen Standard für
Cybersecurity gibt: "Wir bewegen uns in unkartiertem Gelände",
konstatiert der Ökonom. China, so seine Befürchtungen, könnte
genau diese Lücke ausnutzen. Top-Informatiker habe das Land
reichlich, genug Geld ebenfalls. Für ihn hat China die besten
Voraussetzungen, um auch auf der digitalen Seidenstraße schneller
unterwegs zu sein als andere Länder - auch als Europa.


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