#225 ...nicht alle Flüge funktionieren immer so, wie man möchte, geschweige denn, wie man geplant hat...! Eine Nachbereitung meines letzten Fluges mit allen Details!
Der ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com PodCast
37 Minuten
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Der PodCast rund um Führung, Fliegen, Technik und Alltag. Deine Informationsquelle für das Ohr am Puls der Zeit!
Beschreibung
vor 2 Jahren
225 ...nicht alle Flüge funktionieren immer so, wie man möchte,
geschweige denn, wie man geplant hat...! Eine Nachbereitung meines
letzten Fluges mit allen Details!
Ein guter Pilot macht eine umfangreiche Vorbereitung. Somit
kann ihn in der Luft nichts mehr überraschen, auch, aufgrund
seines steten Plans B. Hilfreich hierfür ist eine ordentliche
Flugvorbereitung, in der man sich bestenfalls schon am
Reißbrett Gedanken macht, wo man im Falle eines Falles landen
könnte. Oder wo ein geeigneter Ausweichflughafen ist, der
idealerweise mit Restsprit oder durch die aktuell geflogene
Höhe auch im Gleitflug noch erreichbar ist. Oder welche Höhe
für welchen Flugabschnitt angebracht ist. Welche
Luftraumstruktur hier herrscht. Und wo man am besten nicht
einfliegen sollte. Aber dann gibt es diese Momente, in denen
der Flug als einfach zu bewerten ist und plötzlich wird er dann
doch zu einer schlagartigen Herausforderung. Bei meinem letzten
Flug kam viel Ungeplantes dazwischen - aber nichts, was
irgendwie gefährlich geworden war oder wäre. Die Nachbereitung
möchte ich mit euch teilen. Angemerkt muss ich sagen, ein
Vorteil war, ich konnte die anfallende Arbeitslast teilen.
Final im Landeanflug, Sekunden vor dem Touchdown in Oehna
(EDBO) / Bild-/Quelle: Christian Uhrich
Es sollte ein entspannter und ruhiger Flug werden. Da mein
Starthub Spritpreis-technisch immer teurer ist, als einige der
Flughäfen in der Region, versteht es sich, auch zum Wohle des
Vereins, von selbst, an einem Nachbarflughafen zu tanken. Für
einen, der knapp 20 Minuten südlich liegt, gibt es für die
Landung eine 100-prozentige Gutschrift, wenn nur für den
Tankvorgang hingeflogen wird. Erster Fehler!
Wir haben also die Cessna 172 ausgehallt und die Außenkontrolle
durchgeführt, Bestandssprit (35 Liter rechte Tragfläche, 40
Liter linke Tragfläche) geprüft und gedrained - kein Wasser im
Tank - und auch das Öl, Strich fünf von sechs als ausreichend
beurteilt. Mit dem Sprit von etwas über 70 Liter sind schon mal
eineinhalb Stunden Flug problemlos machbar - mit angemessener
Reserve.
Da das im Flieger eingebaute GPS nur über eine zweieinhalb
Farben Darstellung verfügt, hatte ich mein Tablet mit der Route
vorbereitet. Es hatte mir in meiner Fliegerkarriere schon viele
Stunden gute Dienste und zuverlässige Routendurchführungen
ermöglicht. Fehler zwo.
Schon vor der Halle haben wir bemerkt, dass das Tablet sich
heute nicht auf ein GPS-Signal einlassen möchte. Der Himmel war
weniger bedeckt als vorhergesagt, auch der Regen und kleine,
aber schauerartige Niederschläge waren weit entfernt. Klar, das
Tablet lässt sich immer ein wenig betteln, bis es das Signal
hat, aber spätestens im Taxi ist alles "online". Also los,
Kontakt zum Turm, say intensions und los. Fehler drei.
Da der Flieger einen Zigarettenanschluss im Panel hat, habe ich
aus dem Auto meinen Ladestecker USB-A und USB-C mitgenommen.
Somit kann ich beide Geräte, die ich einstecken habe, zum einen
das zuvor erwähnte Tablet als auch mein Handy im Flug laden.
Vierter Fehler.
Während des Taxi zu unserem Rollhalt an Piste 07 machte sich
auf Höhe des Turms Fehler zwo, drei und vier gleichzeitig
bemerkbar. Das Tablet wollte kein GPS-Signal aufgreifen. Wir
haben darauf den Tower um eine kurze Parkposition gebeten, die
uns dann doch fast 45 Minuten eine wertvolle "Stand-Option"
bot: Nach wenigen Minuten war klar, dass das Tablet aus
Navigationshilfe ausfällt. Also: kommt das Handy dran. Blöd
nur, dass ich für die Flugsoftware nur eine Lizenz habe. Warum
auch mehr, ich kann ja immer nur in einem Flieger sitzen! Aber,
so musste ich erst die Zugangsdaten rauskramen und mich
einloggen. Und nun fing das Handy erst mal an, alle Updates an
Karten, Strecken, Lufträumen und sonstigen Änderungen zu laden.
Bei gerade mal LTE+. Wir sagen dem Balken also 20 Minuten
gespannt zu.
Währenddessen zog ich, und deshalb sollte man sie immer dabei
haben, die gedruckte ICAO-Karte Berlin aus der Tasche und wir
sahen uns die Luftraumstruktur für Leg 1, den Tankflug, genauer
an. Hier mussten wir nur auf den Luftraum BER, welchen wir
komplett unterfliegen wollten, Rücksicht nehmen. Die beiden
Aerobatics-Boxen waren unbenutzt und die Sperrfläche hätte uns
nur bei Abflug nach West betroffen.
Aber dann: mein Handy hat Akkustand um die 50%, das Display
bleibt bei der Navigation immer an und der gesamte Flug sollte
gute zwei Stunden dauern. Hmmm... das wird knapp. Und ja, das
USB-C-Kabel liegt im Auto... toll! Fehler vier! Und, noch
schlimmer: ich habe einen 10.000er-Akku in der Fliegertasche,
gleich unter den Papierkarten. Da wäre auch ein USB-A- und
-C-Kabel drin gewesen. Habe ich nun vor lauter
Installationszeit des Handys ganz vergessen. Nochmals Fehler
vier und Fehler drei und Fehler zwo. Autsch!
Nach dem Download und einem Neustart der App hatten wir binnen
Sekunden das Flugzeugsymbol auf dem Handy. Endlich kann es
losgehen.
Natürlich hatten wir im Funk und auch per Sicht die
Segelflugstarts bereits gesehen und wurden auch vom Turm darauf
hingewiesen. Da parallel zu unserem Ankommen am Rollhalt ein
Flieger in den Gegenanflug einbog, machten wir extra langsam
für die finalen Checks. Nur blöd, dass sich die Segler auch
dachten, dass wir vor der Echo-Maschine noch raus kommen - so
standen wir und verbrannten wertvolles Benzin.
Aber dann: Gas rein, schöner Gegenwind auf die Nase, daher habe
ich auf Klappen 10 verzichten - und eben auch, weil die
Bahnlänge es locker hergibt - und wir waren nach ein paar
Metern schon mit 60 Knoten im Bodeneffekt, bevor ich die Nase
hochgezogen habe.
Platzrunde bis Gegenanflug und per Funk Verlassen Richtung
Süden angekündigt und schon ging es im Wechselspiel zwischen
Wolken und Sonnendurchbruch in knapp 2.800 Fuß unter der
Kontrollzone BER ab nach Oena.
Es ist immer verblüffend, was für Streiche einem das Gehirn
spielt: Kaum an den ersten beiden Besiedelungen vorbeigeflogen,
meinte das Gehirn, an der Waldkante Oehna ausgemacht zu haben.
Völlig unmöglich, viel zu früh und auch das Umland, die
Bebauung und alles, passt nicht. Wirklich faszinierend, wie
einen das Gehirn versucht zu täuschen. Da hilft nur eisernes
Gegenhalten und immer der Blick in die Karte - oder eben das
GPS!
Aber wir haben, auch mit dem GPS-Handy, die richtige Waldkante
schnell gefunden, sind mit Funkmeldung in den Gegenanflug und
gelandet. Weiter oben im Text hatte ich euch das Bild
unmittelbar vor der Landung auf der 08 eingebaut.
Der Touchdown war sanft und schön, wir durften, da wir die
Einzigen waren, über die Piste bis ans Ende rollen, was uns
einen relativ holprigen Taxiway erspart. Und auch der Weg zu
Tankstelle ist so einfacher zu erreichen. Maschine nach
Checkliste abgestellt, raus aus dem Flieger und erst mal das
Erdungskabel an die Maschine. Da hörte ich die vertraute Stimme
aus dem Funk und hier leuchtete plötzlich Fehler eins durch: In
Oehna gibt es seit Tagen kein AvGas. Und unsere 172 darf nichts
anderes. Und das mit fast leeren Tanks. Nein, ich übertreibe.
Aber zu leer für den an sich geplanten Weiterflug. Nach dem
Zurückschieben und Umdrehen der Maschine kurze Diskussion der
Optionen. Es geht also zurück nach Schönhagen und wir tanken
dort. Also: Verabschiedet, über die 26 ans Ende gerollt,
umgedreht und mit Klappen 10 auf der 08 gestartet. Noch haben
wir nicht auf die Uhr gesehen...
[video width="640" height="352"
mp4="https://ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com/wp-content/uploads/2022/08/wp-1660837230749.mp4"][/video]
Direkt nach dem Start die nächste Hiobsbotschaft: Auch auf dem
Handy kein GPS-Empfang mehr. Es macht sich mehr und mehr die
Stimmung breit, dass es nicht an uns oder den Geräten liegt,
sondern an den letzten Updates. Also, zu Hause den Hersteller
anschreiben.
Mist! Nun gut, die Papierkarte und Ortskenntnis delegierte ich
an meinen Co, ich schielte auf das eingebaute Navi, auf dem
Vereins-intern ein "Süd"-Punkt einprogrammiert ist, um korrekt
in die Platzrunde einzufliegen. Ist auch gut so, denn aufgrund
des Anflugs und der Umgebung ist auch hier wieder die Gefahr
hoch, dass das Gehirn uns etwas zusammenbaut, was noch gar
nicht da ist. Und uns somit von der Luftraumbeobachtung in der
Nähe eines Flugplatzes und eines internationalen Flugplatzes
abhält. Somit auch hier keine Gefahr.
In der Platzrunde blieb ich wegen den Seglern ein wenig zu
lange zu hoch, was einen doch eher steilen Anflug mit sich
brachte. Aber dank der langen Bahn in EDAZ kein Problem.
[video width="640" height="352"
mp4="https://ichbindochnichthierumbeliebtzusein.com/wp-content/uploads/2022/08/wp-1660837230630.mp4"[/video]]
Am Boden war der Plan, nun zur Tankstelle zu rollen, 90 Liter
in die Tragflächen zu pumpen und dann unseren Teil zwei
abfliegen. Doch beim Notieren der Zeit am Holding Point wurde
nicht nur auf die Minuten geachtet, sondern auch auf die
Stunde: Unsere Flugbuchung läuft in knapp 30 Minuten ab. Das
reicht nicht, da sind wir gerade mit Tanken und dem Papierkram
fertig. Also, Abbruch - und Funkspruch, dass wir von der
aktuellen Position direkt zur Halle rollen. Aus und vorbei für
heute.
Dann das Einhallen und Nachbesprechen - und eben die Vorplanung
für die nächste Flugrunde, schließlich war unser heutiges
Flugabenteuer spannend und ungewöhnlich, aber nun mal nicht
das, was wir an sich abfliegen wollten.
Lerneffekt für das nächste Mal: Vorher zu Hause beide Geräte
mit allen Updates versorgen. Geht im WiFi doch schneller als
mit LTE. Der Flughafen liegt nicht im 5G-Bereich, wie ich
feststellen musste. Und: probeweise ins Auto legen und testen,
dass das GPS-Signal gezogen wird. Und, noch eine Erleichterung
fürs nächste Mal: es ist zwar super, seine komplette Route mit
allen vier Legs in eine Karte zu planen. Übersichtlicher und
wohl auch für die Software einfacher ist es, je Leg ein
separates File abzulegen, die sind auch im Flug schnell und
ohne Ablenkung geladen.
Und ja, es sind aktuell komische Zeiten. Und die erfordern
sinnhafte Maßnahmen. Bevor ich wieder im blinden Vertrauen,
weil ich da immer Sprit bekommen habe, zu einem Airport fliege,
rufe ich an und frage nach Beständen. Hätten wir uns diesen
Sprung gespart, hätten wir die Runde nach Leipzig problemlos
hinbekommen. So aber eben nicht!
Aber, noch mal klargestellt: Keiner der von mir vorstehend und
mit Eigenkritik versehenen Punkte wäre zu irgendeinem Zeitpunkt
ein Risiko gewesen. Dafür waren wir von zu vielen Flugplätzen,
die man hätte ansteuern können und vielen bereits abgeernteten
Feldern sowie verbrannten Wiesen für eine Außen-/Landung
umgeben.
Aber mehr oder weniger nagt es im Nachgang doch an einem:
Der Anruf beim Airport nach der Spritmenge... jetzt klar, zuvor
noch nie gebraucht. Weder in Hessen, noch in Franken, noch in
der Oberpfalz. Aber, wieder mal, in Berlin-Brandenburg.
Das mit dem Tablet-Handy-Gedingse hat zu viel Zeit
verschwendet. Nächstes Mal gleich auf die Papierkarte und das
eingebaute Navi setzen. Und nicht an der falschen Stelle
sparen: eine eingetragene Kurslinie darf ruhig fett und
deutlich sichtbar sein, vorrangig beim Sonnen-Wolken-Lichtspiel
im Cockpit.
Gleichwohl waren es zwei schöne, wenn auch nur kurze Legs, in
einer wunderbaren Sommerlandschaft und einer Vorhersage, die
wieder kritischer war als die Wetterlage vor Ort. Auch solche
Flüge muss man einfach nur genießen - komme, was wolle...!
Wehe, wenn Google aus bestehenden Materialien bastelt: "Ich
könnte es mir immer und immer wieder ansehen...!" /
Bild-/Quelle: Christian Uhrich
PS: Da es WordPress trotz Hinterlegung bei den Videos nicht
zeigt, möchte ich darauf hinweisen, dass alle Bilder und Videos
in diesem Post und entsprechend dem begleitenden Podcast
dankenswerterweise von meinem Co und Mitflieger Christian
Uhrich erstellt und mir für diesen Beitrag überlassen wurden.
Bis zum nächsten Flug, lieber Christian, dann aber ab nach
Leipzig!!
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geschweige denn, wie man geplant hat...! Eine Nachbereitung meines
letzten Fluges mit allen Details!
Ein guter Pilot macht eine umfangreiche Vorbereitung. Somit
kann ihn in der Luft nichts mehr überraschen, auch, aufgrund
seines steten Plans B. Hilfreich hierfür ist eine ordentliche
Flugvorbereitung, in der man sich bestenfalls schon am
Reißbrett Gedanken macht, wo man im Falle eines Falles landen
könnte. Oder wo ein geeigneter Ausweichflughafen ist, der
idealerweise mit Restsprit oder durch die aktuell geflogene
Höhe auch im Gleitflug noch erreichbar ist. Oder welche Höhe
für welchen Flugabschnitt angebracht ist. Welche
Luftraumstruktur hier herrscht. Und wo man am besten nicht
einfliegen sollte. Aber dann gibt es diese Momente, in denen
der Flug als einfach zu bewerten ist und plötzlich wird er dann
doch zu einer schlagartigen Herausforderung. Bei meinem letzten
Flug kam viel Ungeplantes dazwischen - aber nichts, was
irgendwie gefährlich geworden war oder wäre. Die Nachbereitung
möchte ich mit euch teilen. Angemerkt muss ich sagen, ein
Vorteil war, ich konnte die anfallende Arbeitslast teilen.
Final im Landeanflug, Sekunden vor dem Touchdown in Oehna
(EDBO) / Bild-/Quelle: Christian Uhrich
Es sollte ein entspannter und ruhiger Flug werden. Da mein
Starthub Spritpreis-technisch immer teurer ist, als einige der
Flughäfen in der Region, versteht es sich, auch zum Wohle des
Vereins, von selbst, an einem Nachbarflughafen zu tanken. Für
einen, der knapp 20 Minuten südlich liegt, gibt es für die
Landung eine 100-prozentige Gutschrift, wenn nur für den
Tankvorgang hingeflogen wird. Erster Fehler!
Wir haben also die Cessna 172 ausgehallt und die Außenkontrolle
durchgeführt, Bestandssprit (35 Liter rechte Tragfläche, 40
Liter linke Tragfläche) geprüft und gedrained - kein Wasser im
Tank - und auch das Öl, Strich fünf von sechs als ausreichend
beurteilt. Mit dem Sprit von etwas über 70 Liter sind schon mal
eineinhalb Stunden Flug problemlos machbar - mit angemessener
Reserve.
Da das im Flieger eingebaute GPS nur über eine zweieinhalb
Farben Darstellung verfügt, hatte ich mein Tablet mit der Route
vorbereitet. Es hatte mir in meiner Fliegerkarriere schon viele
Stunden gute Dienste und zuverlässige Routendurchführungen
ermöglicht. Fehler zwo.
Schon vor der Halle haben wir bemerkt, dass das Tablet sich
heute nicht auf ein GPS-Signal einlassen möchte. Der Himmel war
weniger bedeckt als vorhergesagt, auch der Regen und kleine,
aber schauerartige Niederschläge waren weit entfernt. Klar, das
Tablet lässt sich immer ein wenig betteln, bis es das Signal
hat, aber spätestens im Taxi ist alles "online". Also los,
Kontakt zum Turm, say intensions und los. Fehler drei.
Da der Flieger einen Zigarettenanschluss im Panel hat, habe ich
aus dem Auto meinen Ladestecker USB-A und USB-C mitgenommen.
Somit kann ich beide Geräte, die ich einstecken habe, zum einen
das zuvor erwähnte Tablet als auch mein Handy im Flug laden.
Vierter Fehler.
Während des Taxi zu unserem Rollhalt an Piste 07 machte sich
auf Höhe des Turms Fehler zwo, drei und vier gleichzeitig
bemerkbar. Das Tablet wollte kein GPS-Signal aufgreifen. Wir
haben darauf den Tower um eine kurze Parkposition gebeten, die
uns dann doch fast 45 Minuten eine wertvolle "Stand-Option"
bot: Nach wenigen Minuten war klar, dass das Tablet aus
Navigationshilfe ausfällt. Also: kommt das Handy dran. Blöd
nur, dass ich für die Flugsoftware nur eine Lizenz habe. Warum
auch mehr, ich kann ja immer nur in einem Flieger sitzen! Aber,
so musste ich erst die Zugangsdaten rauskramen und mich
einloggen. Und nun fing das Handy erst mal an, alle Updates an
Karten, Strecken, Lufträumen und sonstigen Änderungen zu laden.
Bei gerade mal LTE+. Wir sagen dem Balken also 20 Minuten
gespannt zu.
Währenddessen zog ich, und deshalb sollte man sie immer dabei
haben, die gedruckte ICAO-Karte Berlin aus der Tasche und wir
sahen uns die Luftraumstruktur für Leg 1, den Tankflug, genauer
an. Hier mussten wir nur auf den Luftraum BER, welchen wir
komplett unterfliegen wollten, Rücksicht nehmen. Die beiden
Aerobatics-Boxen waren unbenutzt und die Sperrfläche hätte uns
nur bei Abflug nach West betroffen.
Aber dann: mein Handy hat Akkustand um die 50%, das Display
bleibt bei der Navigation immer an und der gesamte Flug sollte
gute zwei Stunden dauern. Hmmm... das wird knapp. Und ja, das
USB-C-Kabel liegt im Auto... toll! Fehler vier! Und, noch
schlimmer: ich habe einen 10.000er-Akku in der Fliegertasche,
gleich unter den Papierkarten. Da wäre auch ein USB-A- und
-C-Kabel drin gewesen. Habe ich nun vor lauter
Installationszeit des Handys ganz vergessen. Nochmals Fehler
vier und Fehler drei und Fehler zwo. Autsch!
Nach dem Download und einem Neustart der App hatten wir binnen
Sekunden das Flugzeugsymbol auf dem Handy. Endlich kann es
losgehen.
Natürlich hatten wir im Funk und auch per Sicht die
Segelflugstarts bereits gesehen und wurden auch vom Turm darauf
hingewiesen. Da parallel zu unserem Ankommen am Rollhalt ein
Flieger in den Gegenanflug einbog, machten wir extra langsam
für die finalen Checks. Nur blöd, dass sich die Segler auch
dachten, dass wir vor der Echo-Maschine noch raus kommen - so
standen wir und verbrannten wertvolles Benzin.
Aber dann: Gas rein, schöner Gegenwind auf die Nase, daher habe
ich auf Klappen 10 verzichten - und eben auch, weil die
Bahnlänge es locker hergibt - und wir waren nach ein paar
Metern schon mit 60 Knoten im Bodeneffekt, bevor ich die Nase
hochgezogen habe.
Platzrunde bis Gegenanflug und per Funk Verlassen Richtung
Süden angekündigt und schon ging es im Wechselspiel zwischen
Wolken und Sonnendurchbruch in knapp 2.800 Fuß unter der
Kontrollzone BER ab nach Oena.
Es ist immer verblüffend, was für Streiche einem das Gehirn
spielt: Kaum an den ersten beiden Besiedelungen vorbeigeflogen,
meinte das Gehirn, an der Waldkante Oehna ausgemacht zu haben.
Völlig unmöglich, viel zu früh und auch das Umland, die
Bebauung und alles, passt nicht. Wirklich faszinierend, wie
einen das Gehirn versucht zu täuschen. Da hilft nur eisernes
Gegenhalten und immer der Blick in die Karte - oder eben das
GPS!
Aber wir haben, auch mit dem GPS-Handy, die richtige Waldkante
schnell gefunden, sind mit Funkmeldung in den Gegenanflug und
gelandet. Weiter oben im Text hatte ich euch das Bild
unmittelbar vor der Landung auf der 08 eingebaut.
Der Touchdown war sanft und schön, wir durften, da wir die
Einzigen waren, über die Piste bis ans Ende rollen, was uns
einen relativ holprigen Taxiway erspart. Und auch der Weg zu
Tankstelle ist so einfacher zu erreichen. Maschine nach
Checkliste abgestellt, raus aus dem Flieger und erst mal das
Erdungskabel an die Maschine. Da hörte ich die vertraute Stimme
aus dem Funk und hier leuchtete plötzlich Fehler eins durch: In
Oehna gibt es seit Tagen kein AvGas. Und unsere 172 darf nichts
anderes. Und das mit fast leeren Tanks. Nein, ich übertreibe.
Aber zu leer für den an sich geplanten Weiterflug. Nach dem
Zurückschieben und Umdrehen der Maschine kurze Diskussion der
Optionen. Es geht also zurück nach Schönhagen und wir tanken
dort. Also: Verabschiedet, über die 26 ans Ende gerollt,
umgedreht und mit Klappen 10 auf der 08 gestartet. Noch haben
wir nicht auf die Uhr gesehen...
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Direkt nach dem Start die nächste Hiobsbotschaft: Auch auf dem
Handy kein GPS-Empfang mehr. Es macht sich mehr und mehr die
Stimmung breit, dass es nicht an uns oder den Geräten liegt,
sondern an den letzten Updates. Also, zu Hause den Hersteller
anschreiben.
Mist! Nun gut, die Papierkarte und Ortskenntnis delegierte ich
an meinen Co, ich schielte auf das eingebaute Navi, auf dem
Vereins-intern ein "Süd"-Punkt einprogrammiert ist, um korrekt
in die Platzrunde einzufliegen. Ist auch gut so, denn aufgrund
des Anflugs und der Umgebung ist auch hier wieder die Gefahr
hoch, dass das Gehirn uns etwas zusammenbaut, was noch gar
nicht da ist. Und uns somit von der Luftraumbeobachtung in der
Nähe eines Flugplatzes und eines internationalen Flugplatzes
abhält. Somit auch hier keine Gefahr.
In der Platzrunde blieb ich wegen den Seglern ein wenig zu
lange zu hoch, was einen doch eher steilen Anflug mit sich
brachte. Aber dank der langen Bahn in EDAZ kein Problem.
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Am Boden war der Plan, nun zur Tankstelle zu rollen, 90 Liter
in die Tragflächen zu pumpen und dann unseren Teil zwei
abfliegen. Doch beim Notieren der Zeit am Holding Point wurde
nicht nur auf die Minuten geachtet, sondern auch auf die
Stunde: Unsere Flugbuchung läuft in knapp 30 Minuten ab. Das
reicht nicht, da sind wir gerade mit Tanken und dem Papierkram
fertig. Also, Abbruch - und Funkspruch, dass wir von der
aktuellen Position direkt zur Halle rollen. Aus und vorbei für
heute.
Dann das Einhallen und Nachbesprechen - und eben die Vorplanung
für die nächste Flugrunde, schließlich war unser heutiges
Flugabenteuer spannend und ungewöhnlich, aber nun mal nicht
das, was wir an sich abfliegen wollten.
Lerneffekt für das nächste Mal: Vorher zu Hause beide Geräte
mit allen Updates versorgen. Geht im WiFi doch schneller als
mit LTE. Der Flughafen liegt nicht im 5G-Bereich, wie ich
feststellen musste. Und: probeweise ins Auto legen und testen,
dass das GPS-Signal gezogen wird. Und, noch eine Erleichterung
fürs nächste Mal: es ist zwar super, seine komplette Route mit
allen vier Legs in eine Karte zu planen. Übersichtlicher und
wohl auch für die Software einfacher ist es, je Leg ein
separates File abzulegen, die sind auch im Flug schnell und
ohne Ablenkung geladen.
Und ja, es sind aktuell komische Zeiten. Und die erfordern
sinnhafte Maßnahmen. Bevor ich wieder im blinden Vertrauen,
weil ich da immer Sprit bekommen habe, zu einem Airport fliege,
rufe ich an und frage nach Beständen. Hätten wir uns diesen
Sprung gespart, hätten wir die Runde nach Leipzig problemlos
hinbekommen. So aber eben nicht!
Aber, noch mal klargestellt: Keiner der von mir vorstehend und
mit Eigenkritik versehenen Punkte wäre zu irgendeinem Zeitpunkt
ein Risiko gewesen. Dafür waren wir von zu vielen Flugplätzen,
die man hätte ansteuern können und vielen bereits abgeernteten
Feldern sowie verbrannten Wiesen für eine Außen-/Landung
umgeben.
Aber mehr oder weniger nagt es im Nachgang doch an einem:
Der Anruf beim Airport nach der Spritmenge... jetzt klar, zuvor
noch nie gebraucht. Weder in Hessen, noch in Franken, noch in
der Oberpfalz. Aber, wieder mal, in Berlin-Brandenburg.
Das mit dem Tablet-Handy-Gedingse hat zu viel Zeit
verschwendet. Nächstes Mal gleich auf die Papierkarte und das
eingebaute Navi setzen. Und nicht an der falschen Stelle
sparen: eine eingetragene Kurslinie darf ruhig fett und
deutlich sichtbar sein, vorrangig beim Sonnen-Wolken-Lichtspiel
im Cockpit.
Gleichwohl waren es zwei schöne, wenn auch nur kurze Legs, in
einer wunderbaren Sommerlandschaft und einer Vorhersage, die
wieder kritischer war als die Wetterlage vor Ort. Auch solche
Flüge muss man einfach nur genießen - komme, was wolle...!
Wehe, wenn Google aus bestehenden Materialien bastelt: "Ich
könnte es mir immer und immer wieder ansehen...!" /
Bild-/Quelle: Christian Uhrich
PS: Da es WordPress trotz Hinterlegung bei den Videos nicht
zeigt, möchte ich darauf hinweisen, dass alle Bilder und Videos
in diesem Post und entsprechend dem begleitenden Podcast
dankenswerterweise von meinem Co und Mitflieger Christian
Uhrich erstellt und mir für diesen Beitrag überlassen wurden.
Bis zum nächsten Flug, lieber Christian, dann aber ab nach
Leipzig!!
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