Der Randall-Report: Was Erdler nicht mal ahnen

Der Randall-Report: Was Erdler nicht mal ahnen

Besprechung von "Lügenpropaganda" / "The Illusion of truth"
1 Stunde 31 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 5 Jahren
Ungeschminkt und unzensiert geht es heute zur Sache, denn wir
decken auf, was Erdlern den Schlaf raubt. Getreu der
Journalisten-Regel Numero Uno: Vergiss beim Dreh die Liebe nicht!
Denn die Presse(tm) hat sich angekündigt. Oder eben nicht.
Stattdessen steht schlagartig der schmierige Sensationsreporter
stets selbstüberschätzend im Sicherheitsbereich und salbeiert
herum. Weil er sein Gepäck nicht öffnen möchte. Was uns wieder
einmal über die laxen Stationssicherheitsvorschriften wundern
lässt. Denn Privatsphäre gibt man ja heutzutage gleich am
Kofferband des Flughafens mit ab. Gehen wir also wieder in die
90er, als Terrorwahn, Überwachungsstaat und Neofaschismus
tatsächlich noch Zukunftsmusik waren. Wir sehen also das, was
momentan in so jedem Staat auf der Welt passiert: Politische
Wirrköpfe übernehmen die Kontrolle über die Medien und wer nicht
spurt, findet sich zwar vor der Kamera wieder, aber als
unfreiwilliger Protagonist einer Propaganda-Schau Trotz alledem
kauft Sheridan dem angereisten Journalisten seine Räuberpistole,
man könne doch die Wahrheit(tm) in kleinen Häppchen zwischen die
beauftragte Lügengeschichte einbauen und trifft medientechnisch so
jede Fehlentscheidung, die man nur treffen kann. Die Idee, das
Kameradrohnenteam nicht unbeaufsichtigt auf der Station
herumschleichen zu lassen, ist prinzipiell schonmal ganz gut. Aber
dem mit allen Wassern gewaschenen Randall ausgerechnet den naiven
Klosterjungen Lennier zur Seite zu stellen, der a) nicht lügen kann
b) einer Rasse angehört, gegen die auf der Erde gerade massiv
Stimmung gemacht wird ist sagen wir mal ungewöhnlich. Wir bemängeln
an dieser Stelle erneut das Fehlen eines Pressoffiziers (m/w/n) an
Bord und hätten an Sheridans Stelle die gute Lyta mitgeschickt.
Statt dessen sehen wir, wie Lennier das vorurteilsbeladene Team
nahezu als erstes nach Down Below führt, das laute Geräusch waren
zwei Köpfe im Rheinland und der Lausitz, die vor Verzweiflung auf
die Tischplatten knallten. Und die Reihe an Fehlentscheidungen
setzt sich fort, denn dass das Interview mit Freund Schmierlapp in
die Hose gehen und jedes Wort im Mund umgedreht werden wird, das
war doch mit Ansage. Bekommen Führungskräfte der Erdstreitkräfte
nicht wenigstens eine Grundschulung in Sachen Umgang mit Medien?
Der Einzige, der halbwegs Ansätze von (Medien)Kompetenz zeigt ist
ausgerechnet Garibaldi, der sichtbar damit hadert, dem Schmierlapp
ein Interview zu geben, weil er sich als einziger der Konsequenz
bewusst ist. Apropos Garibaldi. Der hat inzwischen im Café seines
geringsten Misstrauens ein Büro eingerichtet und empfängt dort
einen Klienten, bei dem wir nicht so recht wissen, was wir von ihm
halten sollen. Was Randale-Randall aus dem gesammelten Material
zusammenschnippelt hat am Ende mit der Wahrheit(tm) so wenig zu tun
wie gutes Schreiben mit "Discovery". Dafür ist es ein Lehrstück,
welche wirksame Mittel skrupellosen Medienschaffenden zur Verfügung
stehen und wie man jedes Interview so schneiden kann, dass am Ende
das Gegenteil des Gesagten bei herauskommt. Selbst, wenn sich alle
Beteiligten deutlich cleverer angestellt hätten als unsere doch
sehr naive Gurkentruppe der Stationsleitung. Und zum Abschluss gibt
es noch den endgültigen Schlag in die Magengrube: Wir erfahren,
dass die Farm von Sheridans Vater abgebrannt ist und selbiger als
vermisst gilt. Die Folge fällt irgendwie aus dem Rahmen, aber auch
nur halb. Während die "36 Stunden auf Babylon 5" komplett als
Dokumentation über die Station gedreht ist, ist "Lügenpropaganda"
wortwörtlich zweigeteilt. Wir sehen unseren
Enthüllungstschurnalisten bei der Arbeit und das Ergebnis selbiger
im zweiten Teil der Folge. Und es ist schon ein kleines Vergnügen,
dem Typen bei der Arbeit zuzugucken und dann zu vergleichen, was er
aufgenommen und was gesendet hat. Grade für Mary und Sascha, die ja
beide "Was mit Medien" machen. Als Parabel, wie Medien missbraucht
werden können, funktioniert die Folge daher großartig, passt aber
irgendwie nur so halb ins Gesamtgefüge der Serie. Man sollte diese
Folge eigentlich viel öfter zeigen, gerne auch an Schulen. Und
wieder mal tut "Babylon 5" weh beim Gucken. Aber nicht, weil es
schlecht gemacht ist, sondern weil die Dystonie aus den 90ern
wieder mal schneller Wirklichkeit geworden ist, als uns lieb ist.
Und so vergeben wir am Ende 4,5 von 6 Penissen Achtung: Ein
Nachwuchs-Podcaster hat sich in die Aufnahme geschlichen, meldet
sich durch Glucksen, quengeln und gelegentliches Pupsen im Laufe
der Aufnahme mehrfach zu Wort, was den Süßheitsfaktor natürlich ins
Unermessliche steigert.

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