#189: Wie du deine Jobchancen optimal nutzt trotz vorhandener Einschränkungen mit Stephan Wenn
Die Jobchancen für Menschen mit Beeinträchtigungen waren selten so
gut wie jetzt, wo Fachkräftemangel herrscht. Stephan Wenn gibt
Tipps. Hier geht es zum Blogbeitrag, wo Du die Folge als Transkript
zum Nachlesen findest: Diesmal...
57 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Die Jobchancen für Menschen mit Beeinträchtigungen waren
selten so gut wie jetzt, wo Fachkräftemangel herrscht.
Stephan Wenn gibt Tipps.
Hier geht es zum Blogbeitrag, wo Du die Folge als Transkript
zum Nachlesen findest:
https://ms-perspektive.de/189-jobchancen-trotz-einschraenkungen
Diesmal spreche ich mit Stephan Wenn
über Jobchancen trotz Einschränkungen.
Stephan hat mehrere Jahre bei der
Agentur für Arbeit Menschen mit
Beeinträchtigungen gebracht und dabei
als Schnittstelle zwischen
Arbeitnehmern und Arbeitgebern
fungiert. Mittlerweile nimmt er diese
Rolle als einheitlicher Ansprechpartner
für Arbeitgeber wahr. Er ermutigt
Menschen dazu sich ihrer Wertigkeit
bewusst zu sein oder zu werden und sich
auf die persönlichen Stärken zu
besinnen.
Einem Job nachzugehen ist gut für die
finanzielle Situation, stärkt das
Selbstwertgefühl und der Job ist auch
eine wichtige Komponente für soziale
Interaktion. Aufgrund des zunehmenden
Fachkräftemangels öffnet sich der
Arbeitsmarkt immer mehr für Menschen,
die nicht Vollzeit arbeiten können und
womöglich spezielle Unterstützungen
benötigen. Und die Agentur für Arbeit,
wie auch andere Stellen haben
vielfältige Hilfen, auf die
zurückgegriffen werden kann und die
Arbeitnehmer und Arbeitgeber in
Anspruch nehmen können.
Wir sprechen über die verschiedenen
Einschränkungen, die mit MS-Symptomen
einhergehen können – körperlich,
geistig oder psychisch, wie wichtig es
ist offen über spezielle Bedürfnisse zu
sprechen und wann der richtige
Zeitpunkt im Bewerbungsprozess dafür
ist. Ein offenes Gespräch über die
Möglichkeiten und Vorteile des
Arbeitens trotz bestehender
Einschränkungen und ein Appell diesen
Aspekt des Lebens solange wie möglich
aufrecht zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung
Vorstellung
Jobchancen für Arbeitnehmer mit
Einschränkungen
Den Job weiter behalten trotz
Einschränkungen durch Multiple
Sklerose
Wege in die Selbstständigkeit mit
körperlichen, geistigen oder
psychischen Einschränkungen
Verabschiedung
Vorstellung
Stefan Wenn, in Kürze 58 Jahre alt,
drei Kinder, alles Töchter. Die beiden
älteren sind 30 und 25 und die jüngste
ist dreieinhalb. Da kann man jetzt
schon erahnen, dass es da mal ein
kleines Break gegeben hat.
Ich bin gelernter
Versicherungskaufmann, habe 20 Jahre in
der weltbesten Firma, die es in diesem
Bereich gab, gearbeitet. Dann wurden
wir gekauft, dann war ich weg, hatte da
eine Führungsposition. Und nach
Irrungen und Wirrungen des Lebens, mit
Herzinfarkt, Hirnblutung und allem was
dazu gehört, durfte ich vor
mittlerweile elf Jahren, zwölf Jahren
meine heutige Lebensgefährtin
kennenlernen. Wir haben dann einen Plan
gemacht, den haben wir umgesetzt und es
gibt mich immer noch.
Die Irrungen und Wirrungen des
Berufslebens haben mich dann irgendwann
zur Agentur für Arbeit gebracht und
dann habe ich sechs Jahre Menschen mit
Schwerbehinderung in den Arbeitsmarkt
integriert. Also habe Arbeitsplätze
akquiriert, geschaffen, sensibilisiert
bei Arbeitgebern für Menschen mit
Schwerbehinderung. Und habe jetzt zum
1.1.2023 noch mal die Position
gewechselt und bin jetzt sogenannter
einheitlicher Ansprechpartner für
Arbeitgeber. Ganz gruseliger Begriff
aber da kommen wir vielleicht im
weiteren Verlauf noch mal zu.
Der Weg zur Agentur für Arbeit
Warum bin ich bei der Agentur für
Arbeit gelandet? Hätte ich eigentlich
gar nicht dürfen, weil Verwaltung ist
das eine und so wie ich halt
Versicherungsvertrieb sind eigentlich
nicht so kompatible Welten. Aber Katrin
und ich, meine Lebensgefährtin, wir
haben vor mittlerweile zehn Jahren eine
Fußballmannschaft für Menschen mit
Handicap gegründet. Das machen wir
jeden Samstag von neun 9:30 Uhr bis 11
Uhr. Freies Angebot, Gruppe ist
mittlerweile so 25-30 Personen stark.
Und das wusste die Kollegin bei der
Agentur für Arbeit und hat mich
angesprochen, hat gesagt “Mensch, Herr
Wenn, Sie haben keine Sorge und Nöte
vertrieblich vorzugehen, Arbeitgeber
anzusprechen. Sie haben ein gewisses
Faible für Menschen mit
Schwerbehinderung. Können Sie sich
nicht vorstellen, bei uns zu
arbeiten?”. Und dann habe ich mir das
erst nicht vorstellen können. Und habe
Katrin gesagt “Mensch, was soll ich
denn bei einer Verwaltung?”. Und sie
hat sehr pragmatisch geantwortet und
hat gesagt “was ist denn die
Alternative?”. Ja, und dann habe ich
mich beworben und habe den Job
gekriegt, ja. Und heute sitze ich hier
und darf mit dir ein bisschen über
dieses Thema sinnieren. #00:02:45#
Verabschiedung
Möchtest du den Hörerinnen und Hörern
noch etwas mit auf dem Weg geben?
Ja, gerne. Also wenn irgendwas
ist, wo man das Gefühl hat, man
weiß gerade nicht so weiter oder
man würde mal gerne mit einem
reden, der vielleicht zuhört aber
auch durchaus ehrlich antwortet,
kann man mich gerne kontaktieren
über dich. Ich bin auch im Netz
zu finden. Das ist das eine.
Das zweite ist, ja, nehmt euer
Leben selbst in die Hand. Denn es
kommt keiner, der euch hilft. Es
sei denn, man fragt nach Hilfe.
Ich weiß, viele wollen das gar
nicht, weil sie ihr Leben selbst
gestalten möchten. Ich bin auch
eher jemand, der nicht zwingend
Hilfe in Anspruch nimmt. Aber
wenn es denn im gesamten mir
nachher hilft, wäre ich ja
verrückt, wenn ich es nicht täte.
Das mag ich eben jedem kundtun.
Und ja, seid einfach da. Ihr seid
so, wie ihr seid und das kann man
auch im schlimmsten Fall nicht
mehr ändern, also in einer Form
der positiven Gesundheit. Und das
ist dann einfach so. Und die
Gesellschaft, verdammt noch mal,
hat ihre Rechte, aber sie hat
auch ihre Pflichten und wir sind
Teil der Gesellschaft.
Schwerbehindert oder nicht spielt
keine Rolle.
Im richtigen Umfeld können
Menschen mit sichtbarer oder
unsichtbarer Beeinträchtigung ihre
Leistung bringen
Man sieht es auch nicht jedem an.
Also das ist noch so ein Punkt,
wenn du mit Leuten über
Schwerbehinderung sprichst, dann
weiß kaum einer, dass zehn
Prozent der bundesdeutschen
Bevölkerung einen GdB haben. Also
einen Grad der Behinderung, das
muss man sich mal vorstellen. Das
sind acht Millionen Menschen bei
knapp 80 Millionen Einwohnern.
Und wenn du mit Leuten über
Schwerbehinderung sprichst, dann
denken die immer an Stephen
Hawking, Rollstuhl und der kann
nur noch so, oh weh, oh weh. Dem
ist nicht so. Ist völlig
verrückt. Eines meiner
Lieblingsbeispiele ist, und darum
sage ich immer, zeigt was ihr
drauf habt, und zeigt was ihr
könnt und überzeugt damit, ich
glaube das Tor des Monats der
Sportshow 2016, wenn mich nicht
alles täuscht, irgendwann im
Oktober oder so, hat ein Mensch
mit einer Sehbeeinträchtigung
geschossen, also ein Blinder. Das
heißt der steht auf derselben
Stufe wie Bastian Schweinsteiger
und Lukas Podolski und wie all
die Helden meiner Jugend hätte
ich fast gesagt. Also Menschen,
denen man ein Umfeld schafft, in
dem sie ihre Leistung bringen
können, haben eine hohe
Wertigkeit und dann müssen wir es
als Gesellschaft schaffen, das
Umfeld zu schaffen. Und alles ist
gut. Klingt ganz einfach, finde
ich. Ist aber schwer umzusetzen,
weiß ich auch. #00:51:47#
---
Danke an Stephan Wenn und wenn Du
mit ihm Kontakt aufnehmen willst
für den persönlichen Austausch
oder Beratung, schreib mich gerne
an.
Bis bald und mach das Beste aus
Deinem Leben,
Nele
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