#112 – Spastik bei MS – weit mehr als normale Muskelkrämpfe

#112 – Spastik bei MS – weit mehr als normale Muskelkrämpfe

In Folge #112 geht es zum dritten Mal um ein Symptom. Diesmal steht die Spastik im Mittelpunkt. Gut zwei Drittel aller Menschen mit Multipler Sklerose haben mit Spastik im Laufe der Jahre zu tun. Bei manchen tritt sie nur vorübergehend auf, andere...
26 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

In Folge #112 geht es zum dritten Mal um ein Symptom. Diesmal
steht die Spastik im Mittelpunkt. Gut zwei Drittel aller Menschen
mit Multipler Sklerose haben mit Spastik im Laufe der Jahre zu
tun. Bei manchen tritt sie nur vorübergehend auf, andere kämpfen
dauerhaft damit.


Zum Blogbeitrag: https://ms-perspektive.de/spastik/


Zum Glück kann man die Folgen der krampfenden Muskeln meist gut
behandeln und es stehe viele Therapieoptionen zur Verfügung.








Wann treten Spastiken auf?






Spastiken treten meist erst im späteren Verlauf
der Erkrankung auf. Sie können sich dennoch
früher zeigen, z. B. in Form von Blasenstörungen
oder spastischen Gliedmaßen.


Meist bilden sich diese Beschwerden nach
Abklingen des Schubes zunächst zurück und zeigen
sich nur, wenn der Körper vorübergehend erhitzt
(Uhthoff-Phänomen), durch sommerliche
Temperaturen, einen Saunabesuch, Fieber. Aber
auch psychische Anspannungen wie Trauer, Wut,
Stress und Angst können Spastiken intensivieren
oder wieder aufflackern lassen. Wenn Du sehr müde
bist, unter starken Schmerzen leidest, Probleme
mit Deiner Verdauung oder dem Wasserlassen hast
oder ein neuer Schub auftritt, können Spastiken
ebenfalls verstärkt werden.


Daher ist es besonders wichtig, dass Du die
Multiple Sklerose so früh wie möglich
unterbindest oder wenigstens verlangsamst.
Wissenschaftliche Studien weltweit zeigen, dass
eine verlaufsmodifizierende Therapie ein ganz
wichtiger Baustein dabei ist. Genaueres erfährst
Du in der Folge zum Brain Health
Bericht. Denn wenn Du gar nicht erst zu
dem Punkt kommst, wo Du permanente Spastiken
hast, ist das natürlich die beste Option. 






Welche Arten von Spastiken gibt es?






Spastiken betreffen zunächst immer die Muskeln.
Es können alle Körperregionen betroffen sein von
den Armen und Fingern zu den Beinen und Füßen
über die Hüfte bis hin zum Rücken.


Dabei sind die Muskeln durch eine Entzündung des
Nervengewebes in der Pyramidenbahn stark
angespannt. Das kann dazu führen, dass die
Muskeln:


krampfen,

verkürzen,

versteifen,

gelähmt sind.



Oft verursacht die veränderte Muskelspannung
Schmerzen und schränkt den Alltag ein, je nachdem
welche Muskeln betroffen sind. Wenn Arme und
Hände spastisch sind, fällt das Greifen und
Festhalten von einer Tasse schwer, aber auch das
Schließen kleiner Knöpfe und das Schreiben.


Falls die Spastiken Beine und Füße betreffen,
wird das Gehen schwerer, es erhöht sich aber auch
die Sturzgefahr. Das Gleichgewicht kann ebenfalls
in Mitleidenschaft gezogen werden, da Spastiken
oft einseitig auftreten.


Zudem können nächtliche Spastiken den erholsamen
Schlaf verhindern und dadurch Deine Fatigue
verschlechtern. Aber auch Einschränkungen mit der
Blase, dem Darm und der sexuellen Lust und
Empfindsamkeit sind möglich.






Wie werden Spastiken behandelt?






Die Therapie zielt darauf ab, die Folgeschäden
der jeweiligen Spastik kleinzuhalten, um Deine
Lebensqualität zu steigern. Oft wird die
Feinmotorik trainiert, damit Du wieder
geschickter bist und ohne fremde Hilfe im Alltag
auskommst. Falls Du weniger mobil bist, liegt der
Fokus darauf, diesen Prozess wieder umzukehren.


Je nach Intensität der Spastik kannst Du
professionelle Hilfe vom Physiotherapeuten in
Anspruch nehmen. So können mit gezielten Übungen
steife Muskeln wieder beweglich gemacht werden.
Am besten ist es immer, wenn Du auch zuhause noch
selbstständig trainierst.


Viele MS-Patienten kommen sehr gut mit der
Hippotherapie zurecht. Das ist eine spezielle Art
des Reitens und gut für die Lockerung spastischer
Beine.


Wenn die Spastiken noch auf einem geringe Level
sind, solltest Du dennoch in jedem Fall Deinen
Neurologen darüber informieren. Gemeinsam könnt
ihr entscheiden, inwieweit u Dir selber helfen
kannst oder eine Unterstützung gut wären.


Generell gilt, Bewegung tut Deinen angespannten
Muskeln gut. Das können Ausdauersportarten wie
Schwimmen, Radfahren, Joggen oder Nordic Walking
sein. Vielleicht magst Du aber auch Yoga, Pilates
oder Tanzen. Hauptsache Du hast Spaß daran,
wärmst Deine Muskeln durch und trainierst
regelmäßig.


Falls Du Dich mit geführten Bewegungen besser
fühlst, sind vielleicht Sportgeräte wie ein
Rudergerät oder Fahrradergometer mehr was für
Dich.


Vielleicht gefällt Dir auch die sportorientierte
Kompaktschulung für Menschen mit MS, kurz SpoKs.
Im Interview erklärt Dr.
Woschek genau, was sich dahinter
verbirgt. Hör am besten mal rein.






Welche Hilfsmittel und Medikamente gibt es?






Je nachdem ob gelockert, entlastet, gedehnt oder
gestützt werden soll, gibt es spezielle Schienen,
die für Erleichterung sorgen können.


Solltest Du medikamentös eingestellt werden,
brauchst Du ein bisschen Geduld, da es keine
pauschale Dosisempfehlung gibt, sondern es um
eine individuelle Einstellung auf Deine
Bedürfnisse ankommt. Mehrere Wirkstoffe stehen
dabei zur Verfügung – Antispastika, Botox,
cannabinoid-haltige Medikamente und selten auch
Kortison. Deine Neurologin ist hier die
Spezialistin. Lass Dich von ihr beraten.
















Was kannst Du während des Schubs tun?






Unter einem Schub werden Spasmen oft schlimmer,
auch wenn sie nicht Teil der neu auftretenden
Symptome sind. Versuche so ruhig wie möglich zu
bleiben. Wenn es Sinn macht wird Dein Arzt eine
Schubbehandlung einleiten. Das liegt immer im
Ermessensspielraum und den Einschränkungen, die
durch den Schub ausgelöst werden.


Yoga, Feldenkrais und alle anderen Arten von
sanften Dehnungen sind gut. Sprich mit Deinem
Physiotherapeuten, wenn Du einen hast und lasst
Dir gezielt Tipps geben, wie Du Deinen Körper
bestmöglich unterstützten kannst. Und pass auf
Deine Psyche auf, sie kann einen wichtigen
Beitrag leisten, dass es Dir schneller wieder
besser geht.






Und wenn dauerhaft Spastiken zurückbleiben?






Bewegen. Bewegen. Bewegen. 


Es ist ganz wichtig, dass Du Dich möglichst viel
bewegst, um Versteifungen und Einschränkungen
Deiner Muskeln entgegenzuwirken. Trainiere
regelmäßig, am besten jeden Tag und fordere die
oben aufgezählten Hilfsmöglichkeiten ein. 






Was ist die beste Prävention gegen Spastiken?






Auch wenn ich mich wiederhole: Eine
funktionierende verlaufsmodifizierende Therapie
gepaart mit einem gesunden Lebenswandel, lieben
Menschen, um Dich herum, die Dir guttun und
möglichst wenig schädlichem Stress. Mehr zur
gesunden Ernährung gibt es in den beiden Folgen
mit Dr. Goergens.






Denkanstoß






Dokumentiere Deine Muskelkrämpfe in einem
Tagebuch:


Wann treten sie auf?

In welcher Intensität?

Wie lange halten sie an?

Welche Körperregion ist betroffen?

Gibt es Auslöser?

Was hilft Dir dagegen – Bewegung,
Meditation,…?



Frag am besten nochmal genau bei Deinem
Neurologen und Physiotherapeuten nach, welche
Angaben ihnen helfen, um eine genaue Diagnose zu
stellen und eine optimale Therapie zu erarbeiten.
Und ganz wichtig, sprich Probleme frühzeitig an.
Vielleicht gibt es manchmal andere Auslöser, dann
könnt ihr das klären. Aber je eher Dein
medizinisches Unterstützungsteam bescheid weiß,
desto eher können sie Dir helfen.


Mir haben übrigens die Bücher von Jorge Bucay
„Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ und B.K.S.
Iyengar „Iyengar-Yoga für Anfänger“ sehr geholfen
mich seelisch und körperlich zu entspannen.








Bestmögliche Gesundheit wünscht Dir,


Nele


Mehr Informationen und positive Gedanken erhältst
Du in meinem kostenlosen
Newsletter.








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