Gedanken am frühen Morgen - Gotteserkenntnis

Gedanken am frühen Morgen - Gotteserkenntnis

4 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

Während die Philosophen der früheren Zeit in ihren Anschauungen
über die Vorsehung übereinstimmten und keine Ungewissheit darüber
herrschte, dass die Welt von Gott mit Vernunft geschaffen ist und
mit Vernunft regiert wird, so trat zuerst von allen Protagoras zu
den Zeiten des Sokrates mit der Behauptung auf, es sei ihm nicht
ganz klar, ob es eine Gottheit gebe oder nicht. Diese Sprache
ward für so gottlos, so im Widerspruch mit Wahrheit und Religion
erachtet, dass die Athener ihn selbst aus ihren Grenzen
vertrieben und seine Schriften in öffentlicher Versammlung
verbrannten. Auf seine Ansichten brauchen wir nicht näher
einzugehen, da er nichts Bestimmtes ausgesprochen hat. In der
Folgezeit blieben Sokrates und sein Zuhörer Plato sowie die
Philosophen, die von Platos Schule wie Bächlein nach
verschiedenen Richtungen sich ergossen, die Stoiker und
Peripatetiker, bei den Anschauungen der früheren Zeit. Später
trat Epikur auf und erklärte: „Es gibt zwar einen Gott; denn es
muss etwas in der Welt sein, das hervorragend, ausgezeichnet und
glückselig ist; aber eine Vorsehung gibt es nicht. Bei der
Entstehung der Welt hat weder Vernunft noch Kunst noch
Geschicklichkeit gewaltet, sondern das All der Dinge hat sich aus
gewissen winzigen Sämchen, die unteilbar sind, zusammengesetzt.“
Das ist wohl der größte Widerspruch, den man sich denken kann.
Wenn es einen Gott gibt, so muss er seinem Wesen nach fürsorgend
sein; denn anders kann ihm die Gottheit nicht zuerkannt werden,
als wenn er die Vergangenheit innehat, die Gegenwart erkennt und
die Zukunft voraussieht.

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