Gedanken am frühen Morgen - Nichts fürchten

Gedanken am frühen Morgen - Nichts fürchten

4 Minuten

Beschreibung

vor 9 Monaten

Als er achtzehn Jahre alt war und noch in seinem Hüttlein wohnte,
zogen nachts Räuber gegen ihn aus. Vielleicht meinten sie, etwas
zu finden, was sie hätten mitnehmen können, vielleicht fassten
sie es als Geringschätzung auf, wenn ein im Knabenalter stehender
Einsiedler ihre Überfälle nicht fürchtete. Obwohl sie vom Abend
bis gegen Sonnenaufgang zwischen Meer und Sumpf hin und her
schweiften, konnten sie doch seine Ruhestätte nicht ausfindig
machen. Erst am hellen Tage stießen sie auf den Knaben und
fragten ihn scherzhaft: „Was würdest du tun, wenn Räuber zu dir
kämen?“ Er gab zur Antwort: „Wer nichts hat, braucht sich vor
Räubern nicht zu fürchten“. „Gewiss“, erwiderten sie, „aber du
kannst getötet werden“. „Freilich kann ich das“, antwortete er,
„aber ich fürchte keinen Räuber, weil ich zu sterben bereit bin“.
Da wunderten sie sich über seine Standhaftigkeit und seinen
Glauben und versprachen Besserung ihres Lebens, nachdem sie ihm
noch Mitteilung gemacht hatten von ihrem nächtlichen Irrgang und
ihren mit Blindheit geschlagenen Augen.

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