Gedanken am frühen Morgen - Lob aus der Nähe

Gedanken am frühen Morgen - Lob aus der Nähe

4 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

Das allertörichtste ist es, einerseits es zwar als pietätlos zu
bezeichnen, wenn man die eigenen Angehörigen vernachlässigt,
schmäht, anklagt oder ihnen sonst ein kleineres oder größeres
Unrecht zufügt, ja ein Verfehlen gegen die Nächststehenden als
allergrößte Sünde zu erklären, anderseits aber es als recht zu
erachten, daß die Rede, welche vor allem den Guten gebührt und
durch welche wir ihr Andenken verewigen möchten, ihnen versagt
wird und dass man mehr Rücksicht auf die schlimmen Elemente,
welche der Schmeichelei beschuldigen, nimmt, als auf die
verständigen, welche eine würdige Rede wünschen. Wenn man auch
nichts weiß und keine Beweise hat, werden gleichwohl ― was
allerdings noch nicht das Schlimmste ist ― Fernstehende
ungehindert gepriesen; aber wenn man jemanden kennt und mit ihm
befreundet ist, dann gestattet es der Neid vieler nicht, ihm Lob
zu spenden, vor allem dann nicht, wenn er aus diesem Leben
geschieden ist, obwohl ihm doch, weil er u. a. auch seine Freunde
und Tadler verlassen hat, kein Gefallen mehr erwiesen werden
kann.

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