(49) »Frau Holle« ein Märchen der Gebrüder Grimm von 1857
11 Minuten
Podcast
Podcaster
Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
Beschreibung
vor 11 Jahren
ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig,
die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule,
weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte
alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme
Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen
setzen, und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern
sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war,
da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen:
sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief
zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so
heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach „hast du die Spule
hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“ Da gieng das
arme Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht was es anfangen
sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein,
um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte
und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo
die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese
gieng es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das
Brot aber rief „ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn
ich: ich bin schon längst ausgebacken.“ Da trat es herzu, und holte
mit dem Brotschieber alles nach einander heraus. Danach gieng es
weiter und kam zu einem Baum, der hieng voll Äpfel, und rief ihm zu
„ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle mit einander
reif.“ Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen als regneten
sie, und schüttelte bis keiner mehr oben war; und als es alle in
einen Haufen zusammengelegt hatte, gieng es wieder weiter. Endlich
kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil
sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte
fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach „was fürchtest du
dich, liebes Kind? bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause
ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn. Du mußt nur Acht
geben daß du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, daß
die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau
Holle.“ Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das
Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es
besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr
das Bett immer gewaltig auf daß die Federn wie Schneeflocken umher
flogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort,
und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang
bei der Frau Holle, da ward es traurig und wußte anfangs selbst
nicht was ihm fehlte, endlich merkte es daß es Heimweh war; ob es
ihm hier gleich viel tausendmal besser gieng als zu Haus, so hatte
es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr „ich habe den
Jammer nach Haus kriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier
unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder
hinauf zu den Meinigen.“ Die Frau Holle sagte „es gefällt mir, daß
du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient
hast, so will ich dich selbst wieder hinauf bringen.“ Sie nahm es
darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Thor. Das Thor
ward aufgethan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein
gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es
über und über davon bedeckt war. „Das soll… (weiterlesen auf
https://podcast-lesung.de/49-frau-holle-ein-maerchen-der-gebrueder-grimm-von-1857/)
die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule,
weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte
alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme
Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen
setzen, und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern
sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war,
da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen:
sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief
zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so
heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach „hast du die Spule
hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“ Da gieng das
arme Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht was es anfangen
sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein,
um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte
und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo
die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese
gieng es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das
Brot aber rief „ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn
ich: ich bin schon längst ausgebacken.“ Da trat es herzu, und holte
mit dem Brotschieber alles nach einander heraus. Danach gieng es
weiter und kam zu einem Baum, der hieng voll Äpfel, und rief ihm zu
„ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle mit einander
reif.“ Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen als regneten
sie, und schüttelte bis keiner mehr oben war; und als es alle in
einen Haufen zusammengelegt hatte, gieng es wieder weiter. Endlich
kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil
sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte
fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach „was fürchtest du
dich, liebes Kind? bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause
ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn. Du mußt nur Acht
geben daß du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, daß
die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau
Holle.“ Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das
Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es
besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr
das Bett immer gewaltig auf daß die Federn wie Schneeflocken umher
flogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort,
und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang
bei der Frau Holle, da ward es traurig und wußte anfangs selbst
nicht was ihm fehlte, endlich merkte es daß es Heimweh war; ob es
ihm hier gleich viel tausendmal besser gieng als zu Haus, so hatte
es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr „ich habe den
Jammer nach Haus kriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier
unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder
hinauf zu den Meinigen.“ Die Frau Holle sagte „es gefällt mir, daß
du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient
hast, so will ich dich selbst wieder hinauf bringen.“ Sie nahm es
darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Thor. Das Thor
ward aufgethan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein
gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es
über und über davon bedeckt war. „Das soll… (weiterlesen auf
https://podcast-lesung.de/49-frau-holle-ein-maerchen-der-gebrueder-grimm-von-1857/)
Weitere Episoden
6 Minuten
vor 1 Jahr
3 Minuten
vor 2 Jahren
2 Minuten
vor 2 Jahren
7 Minuten
vor 2 Jahren
2 Minuten
vor 2 Jahren
In Podcasts werben
Kommentare (0)