(20) Johann Wolfgang von Goethe »Erlkönig«

(20) Johann Wolfgang von Goethe »Erlkönig«

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Beschreibung

vor 17 Jahren
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit
seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher,
er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und
Schweif? – Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. – »Du liebes Kind,
komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Manch bunte
Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir
leise verspricht? – Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren
Blättern säuselt der Wind. – »Willst, feiner Knabe, du mit mir
gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen
den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«
Illustriert von Frank Kirchbach Mein Vater, mein Vater, und siehst
du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstren Ort? – Mein Sohn, mein
Sohn, ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. –
»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht
willig, so brauch ich Gewalt.« Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt
er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! – Dem Vater
grauset’s, er reitet geschwind, Er hält in den Armen das ächzende
Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind
war tot.

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