Der Corona-Kolonialismus | Von Leanne Loo
19 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen
und Links) findet ihr hier:
https://kenfm.de/der-corona-kolonialismus-von-leanne-loo
Tansania verzichtete wie Schweden auf einen Virus-Lockdown — das
westliche Feedback auf die Afrikaner war jedoch von rassistischen
Narrativen geprägt.
Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst
im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen
Beirat unter anderem Daniele Ganser und Hans-Joachim Maaz aktiv
sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative
Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der
Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der
Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir
brauchen viele alternative Medien!
Im Verlauf der COVID-19-Pandemie verfolgten die Länder
unterschiedliche Strategien zur Bewältigung der sich
überschneidenden infektiösen und sozialen Auswirkungen der
globalen Gesundheitskrise. Während viele Regierungen und
Gemeinden mehr oder weniger ähnliche Maßnahmen wie
Abstandsregeln, Lockdowns oder Kontaktverfolgung einsetzten, sind
Tansania und Schweden insofern einzigartig, als sie sich beide
weigerten, im ersten Jahr der Pandemie Abstandsregeln
durchzusetzen oder nationale Lockdowns zu verhängen. Dennoch
berichten die vorherrschenden westlichen Narrative von zwei
deutlich unterschiedlichen Geschehnissen. Wer dieses Messen mit
zweierlei Maß besser verstehen will, muss die Ursachen dafür in
der Geschichte der Kolonialisierung Afrikas durch europäische
Länder suchen.
Ein Standpunkt von Leanne Loo.
Die internationale Reaktion auf Tansanias lockere Maßnahmen im
Bereich der öffentlichen Gesundheit war seit März 2020 prompt und
heftig. Präsident John Magufuli und seine Regierung wurden von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den afrikanischen Zentren
für Seuchenkontrolle und -prävention sowie von zahlreichen
Gesundheitsexperten und Forschern kritisiert (1). Auch wenn die
Kritik berechtigt sein mag, so ist doch nicht zu entschuldigen,
dass die Berichterstattung der euroamerikanischen Medien das
Anti-Schwarze-Bild widerspiegelt, das Afrikaner als hoffnungslos
inkompetent darstellt und das exotische und rassistische
Stereotyp des Wilden aus Joseph Conrads „Heart of Darkness“
heraufbeschwört.
The Lancet, eine renommierte und geschätzte medizinische
Fachzeitschrift, schrieb, dass das tansanische
Gesundheitspersonal „Kontrollmaßnahmen“ — zum Beispiel das
Händewaschen — einhalten müsse (2); das Center for Strategic and
International Studies und die World Peace Foundation bezeichneten
die tansanische Reaktion als stümperhaft, widersinnig und
repressiv; und die New York Times und Foreign Policy berichteten,
dass Tansania verheerend und schädlich sei (3).
Es ist anzumerken, dass diese Einschätzungen eher geeignet sind,
die apokalyptischen Infektions- und Todesraten in den Vereinigten
Staaten und verschiedenen europäischen Ländern zwischen März 2020
und Januar 2021 zu beschreiben. Die unverhohlenen Vorurteile, die
westliche Medien und Wissenschaftler gegenüber afrikanischen
Behörden hegten, kamen auch dadurch zum Vorschein, dass
afrikanische Länder die Wissenschaftler verblüfften, indem sie
„den Vorhersagen trotzten“, als Millionen von Afrikanern nicht
wie von ihnen vorhergesagt an COVID-19 starben (4).
Die gleiche herablassende Sprache und der Tonfall fehlten
weitgehend in der Darstellung Schwedens, das sich ebenfalls dafür
entschied, auf Lockdowns zu verzichten. Die Kritiker schenkten
Schweden weitaus mehr Wohlwollen und Verständnis als Tansania,
wobei die schwedische Zurückhaltung als Mysterium charakterisiert
wurde und eine Strategie verfolgte, die entweder Erfolg oder
Misserfolg haben würde und die letztendlich einer Debatte würdig
sei, eine Strategie, die Bewunderung und Beunruhigung hervorrufe
(5).
Trotz der Anzeichen des Scheiterns wurde die schwedische
COVID-19-Politik liebevoll als „schwedisches Modell“ gepriesen
(6). Das schwedische Modell, das von einem wissenschaftlichen
Ethos getragen wird, sollte nicht vorschnell verurteilt werden.
Sowohl Tansania als auch Schweden haben strenge
COVID-19-Maßnahmen abgelehnt, doch die Medienberichte sind dazu
sehr unterschiedlich.
Während westliche Institutionen den Anspruch erheben, neutral
über ausländische COVID-19-Updates zu berichten,
Expertenkommentare und -meinungen abzugeben und die Krankheit und
ihre Epidemiologie zu untersuchen, können sie nicht umhin, ihren
tief sitzenden Rassismus zu offenbaren.
Das Erbe des europäischen Kolonialismus in Tansania…weiterlesen
hier: https://kenfm.de/der-corona-kolonialismus-von-leanne-loo
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