Des Kaisers neue Ökonomie | Von Christian Kreiß

Des Kaisers neue Ökonomie | Von Christian Kreiß

13 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Den vollständigen Standpunkte-Text (inkl ggf. Quellenhinweisen und
Links) findet ihr hier:
https://kenfm.de/des-kaisers-neue-oekonomie-von-christian-kreiss
Warum Mainstream-Ökonomen immer wieder Fehlprognosen abgeben.
Anmerkungen zu den aktuellen Prognosen der Deutschen Bundesbank.
Ein Standpunkt von Christian Kreiß. Im jüngsten Monatsbericht der
Deutschen Bundesbank vom 21.6. heißt es: „Die deutsche Wirtschaft
überwindet die pandemiebedingte Krise und steht am Beginn eines
starken Aufschwungs. […] Verglichen mit der Vorausschätzung vom
Dezember 2020 wird für den gesamten Projektionszeitraum ein
beträchtlich höheres BIP erwartet.“ Die deutsche Wirtschaft werde
2021 um knapp vier, 2022 um gut fünf Prozent wachsen. Dabei
erscheinen „die Risiken für das Wirtschaftswachstum aus heutiger
Sicht ausgeglichen“(1). Ähnlich optimistisch klingen die Prognosen
der meisten anderen Mainstream-Volkswirte, beispielsweise vom Wall
Street Journal befragte Ökonomen (2) oder der Weltbank (3). Der
Tenor ist immer der gleiche: Die Weltökonomie wird das
Vor-Lockdown-Niveau schon bald überschreiten, dann folgt weiteres
starkes Wachstum wegen der zurückgestauten Nachfrage und alles ist
wieder gut. Bereits beim Heraufziehen der Finanzkrise 2007 haben
praktisch alle Mainstream-Ökonomen versagt. Beispielsweise waren
alle Ökonomie- und Finanzzeitschriften sowie die EZB voll des Lobes
für die soliden Finanzen Spaniens, was im Nachhinein geradezu als
grotesk anmutet. Das Land wurde noch 2007 als Musterschüler des
Euroraumes gelobt, an dessen Vorzeigeverhalten sich andere Länder
ein Vorbild nehmen sollten. Dabei war bereits deutlich vor 2007
längst abzusehen, dass Spanien vor einer schweren Immobilien- und
Finanzkrise stand (4). Warum konnten die Heerscharen der vorzüglich
ausgebildeten Volkswirte und Analysten dies damals nicht sehen?(5)
Und – was haben wir daraus gelernt? Warum sind heute die Prognosen
wieder ähnlich optimistisch wie 2006? Wiederholt sich das gleiche
Blindheits-Schema? Ich glaube ja. Ich möchte mich im Folgenden auf
die Analysen und Prognosen der renommierten Deutschen Bundesbank
beziehen. Liest man die im jüngsten Monatsbericht erschienene
gründliche, fundierte Analyse mit dem Titel „Perspektiven der
deutschen Wirtschaft für die Jahre 2021 bis 2023“ vom 21.6., so
kommt man zu dem Ergebnis: Alles gut. Selbstverständlich weist die
Bundesbank auf etwaige Risiken hin: Es sei mit „Überraschungen zu
rechnen“, es könnte zu mehr Insolvenzen als erwartet kommen oder
„zu Verwerfungen an den Finanzmärkten mit negativen
realwirtschaftlichen Rückkopplungen“. Aber alles in allem seien die
Simulationsergebnisse des zu Grunde liegenden makroökonomischen
Modells doch eher „vorsichtig“ und man habe „keine
Alternativszenarien mit unterschiedlichen Annahmen bezüglich der
Pandemieentwicklung mehr erstellt“. Kurz: „In der Gesamtschau
erscheinen die Risiken aus heutiger Sicht für das
Wirtschaftswachstum in etwa ausgeglichen“(6). Insbesondere für den
Arbeitsmarkt brauche man sich keine Sorgen zu machen…weiterlesen
hier:
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