25 Christiane Druml im ZEITGESPRÄCH mit Gerhard Schmid
Dr. Christiane Trummel, Vorsitzende der Bioethikkommission
Österreich, spricht über bioethische Themen wie Corona,
Reproduktionsmedizin und künstliche Intelligenz. Empfehlungen zu
Impfpflicht und assistiertem Suizid werden diskutiert.
31 Minuten
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Interviews mit INTERESSANTEN PERSÖNLICHKEITEN aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Sport und Kultur
Beschreibung
vor 3 Jahren
Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die
„ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und
Respekt.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert
mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit.
Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft
leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit
zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören,
Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken
lassen.
In dieser Folge der Zeitgespräche sprechen wir mit Frau Dr.
Christiane Trummel, der Vorsitzenden der österreichischen
Bioethikkommission. Wir tauschen uns über verschiedene heikle
Fragen der Gesellschaft aus, angefangen bei der Corona-Pandemie
bis hin zur Reproduktionsmedizin, der Würde am Ende des Lebens
und künstlicher Intelligenz. Die Bioethikkommission besteht aus
ehrenamtlichen Wissenschaftlern verschiedener Fachbereiche und
beschäftigt sich mit aktuellen bioethischen Themen. Ein wichtiges
Thema, das weltweit diskutiert wird, ist die Impfpflicht, zu der
die Kommission bereits eine Stellungnahme abgegeben hat. Sie
empfehlen eine umfassende Aufklärung für Eltern und eine
Verpflichtung für das Gesundheitspersonal. Die Kommission
diskutiert diese Fragen und gibt dann Empfehlungen, die als
Schnittstelle zur Politik dienen. Dabei ist es wichtig, eine
einheitliche Meinung innerhalb der Kommission zu finden, da die
Politik eine einheitliche Stellungnahme benötigt. Obwohl bei
einigen Themen unterschiedliche Meinungen vertreten sein können,
werden alle Meinungen veröffentlicht. Die Bioethikkommission
setzt sowohl ihre eigenen Themen als auch Themen, die von der
Politik eingereicht werden. In Österreich und anderen Ländern
gibt es Bioethikkommissionen, die von der UNESCO und WHO
unterstützt werden. Die Kommission in Österreich wird besonders
während der Pandemie zu verschiedenen Fragestellungen befragt.
Aufgrund des Drucks, Impfstoffe und Medikamente zu entwickeln,
liegt der Fokus derzeit stark auf Corona, aber die Forschung in
anderen Bereichen wie Malaria, Diabetes,
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs bleibt weiterhin wichtig.
Die Erforschung von Corona kann auch Erkenntnisse für andere
Bereiche liefern. Nachdem die Pandemie beherrschbar geworden ist,
freuen wir uns über die immense wissenschaftliche Fortschritte
bei der Entwicklung verschiedener Impfstoffe. Diese Erfolge
können auch auf andere Krankheiten angewendet werden und bieten
neue Möglichkeiten für die Forschung. Neben Corona hat sich die
Kommission auch mit Fragen zur künstlichen Intelligenz in der
Medizin beschäftigt. Künstliche Intelligenz kann viele Bereiche
des Lebens beeinflussen, insbesondere in diagnostischen Verfahren
wie der Melanom-Diagnose oder der Nutzung von Röntgenbildern.
Dennoch bleibt der Mensch unverzichtbar, da die Ergebnisse der
künstlichen Intelligenz mit den betroffenen Personen besprochen
werden müssen und die weitere Therapie von Ärzten entschieden
wird. Ein weiteres intensiv diskutiertes Thema ist der
assistierte Suizid. Die Regelungen hierzu sind in Europa
uneinheitlich. In Österreich wird die Bioethikkommission sich
verstärkt mit Fragestellungen zur Übertherapie, zu
Palliativmedizin und Hospizwesen befassen. Wir haben
festgestellt, dass der aktuelle österreichische
Strafgesetzbuch-Paragraf zur Beihilfe zum Suizid, der aus dem
Jahr 1934 stammt, überarbeitet werden sollte, um unschuldige
Handlungen nicht unnötig zu bestrafen. Während in der Schweiz
unter bestimmten Voraussetzungen medizinisch begleiteter Suizid
möglich ist, lehnt die Bioethikkommission eine gewerbsmäßige
Begleitung ab. Der Verfassungsgerichtshof hat einen Rahmen für
den Gesetzgeber erstellt, damit eine Neuregelung gefunden werden
kann. Die Haltung der österreichischen Regierung ist, dass eine
rechtliche Grundlage neu gefasst werden muss. Ein weiteres Thema,
das diskutiert wird, ist die Reproduktionsmedizin. In Österreich
besteht seit 1992 ein Fortpflanzungsmedizingesetz, das jedoch
nicht mehr den gesellschaftlichen Grundlagen entspricht. Es
wurden einige Änderungen vorgenommen, wie beispielsweise die
Eizellspende unter bestimmten Einschränkungen und die künstliche
Befruchtung für gleichgeschlechtliche weibliche Paare. Es gibt
jedoch noch Einschränkungen, wie das Erfordernis einer
Lebensgemeinschaft. Die Regelungen zur Reproduktionsmedizin sind
europaweit heterogen. In Bezug darauf gibt es auch
Reproduktionstourismus, da die Regelungen von Land zu Land
unterschiedlich sind. In einem weiteren Thema sprechen wir über
den Pernkopf-Atlas, der Zeichnungen von Opfern der NS-Zeit
enthält. Nach dem Krieg gab es Aufschrei, da einige Zeichner
SS-Runen und Hakenkreuze in ihre Signatur gezeichnet hatten. Die
Medizinuniversität hat die sterblichen Überreste der Opfer
bestattet und möchte die Verbindung zwischen Medizin und Macht
verdeutlichen, um solche Ereignisse in Zukunft zu verhindern. Zum
Schluss bedanken wir uns bei Frau Dr. Trummel für ihre
Einschätzung zu den genannten Themen und überreichen ihr
symbolisch einen Honig als Zeichen von Kraft und Ausdauer. Wir
wünschen ihr alles Gute für ihre Arbeit und ihre Zukunft.
Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt.
Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie
verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und
vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer
Persönlichkeiten.
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