Schuften wir uns zu Tode?

Schuften wir uns zu Tode?

Die Bischöfe Bertram Meier und Axel Piper über Arbeit in Corona-Zeiten
30 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten so vieles
verändert – auch den Alltag eines Bischofs. Nach Ansicht des
evangelischen Regionalbischofs Axel Piper haben sich Entwicklungen,
die es vor der Pandemie bereits gab, noch einmal verstärkt. So
rechnet er damit, dass das Arbeiten im Homeoffice bleiben wird –
gibt hierbei aber zu bedenken, „dass die Leute Angst bekommen, dass
sie eigentlich jederzeit erreichbar sind und schnell reagieren
müssen“. Er selbst sei abends derzeit „manchmal richtig platt“.
Eine Erfahrung, die er mit dem katholischen Augsburger Bischof
Bertram Meier teilt. Der sagt in „Über Gott und die Welt: Der
Glaubenspodcast“: „Wir werden sicherlich nach der Pandemie nicht in
die alte Normalität zurückkehren können. Es wird sich manches
sieben, manches auch neu sortieren, das ist nur gut. Auch wir
müssen uns sortieren.“ Er wünsche sich, dass das Wesentliche
wiederkomme – und dass Dinge wie ein Händedruck oder eine Umarmung
künftig mehr geschätzt werden. Bertram Meier betont in dem
Audio-Format überdies die Wichtigkeit eines geregelten Tagesablaufs
für ihn, zu dem bei ihm – er sei „eine Nachteule“ – eine Siesta
gehöre. „Die Siesta ist die heilige Stunde am Tag, und da bin ich
nicht erreichbar – außer, wenn die Hütte brennt“, erzählt der
Bischof. Beide Kirchenmänner kennen das Problem, dass Geistliche im
Wortsinne ausbrennen, überfordert von ihrer Aufgabenfülle etwa in
ländlichen Pfarreiengemeinschaften. Die Frage „Schuften wir uns zu
Tode?“ wird an diesem Beispiel ganz konkret und dringlich. Der
Pfarrer von heute sei, so Bertram Meier mit Blick auf dieses
Beispiel und ein Lied im katholischen Gesangbuch Gotteslob, überall
und nirgends. Der evangelische Regionalbischof Axel Piper fügt
hinzu: „Wir merken bei unseren Pfarrerinnen und Pfarrern, dass wir
ein hohes Maß an sogenannten erschöpften Menschen, an
Burn-out-Geschädigten haben – und das liegt, glaube ich, an dem
Beruf.“ Die Burn-out-Gefahr sei aber in allen „Helferberufen“ groß.
Piper meint damit unter anderem Berufe in Pflege oder Medizin.

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