157 Im Rhythmus des Jahres

157 Im Rhythmus des Jahres

Der Jahreskreis des Medizinrades - Beate Reiß im Gespräch
43 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Beate Reiß ist Diplomierte
Sozialarbeiterin, arbeitet als systemische Lebensberaterin,
systemisch kunsttherapeutische Supervisorin und
Erwachsenenbildnerin in eigener Praxis. Durch ihre Ausbildungen
und Tätigkeiten in der Geburtsvorbereitung als auch in der
Begleitung rund um Sterben, Tod und Trauer und der lebenslangen
Beschäftigung mit den Rhythmen des Lebens ist sie mit den
Lebensübergängen unterschiedlichster Art vertraut. Ihre Berufung
als Kräuterweib (zertifizierte Kräuterpädagogin) mit
Räucherschwerpunkt und Ritualleiterin lebt sie aus tiefstem
Herzen. Als begeisterte (druidisch-schamanische) Wandlerin im
keltischen Jahreskreis lebt sie in tiefer Verbundenheit mit der
Natur und gibt ihr Wissen gerne weiter. Beate unterstützt
Menschen dabei individuelle und lebendige Lösungen zu entwickeln,
zu erfahren was trägt und hält, damit sie verbunden mit ihrer
Kraft, den eigenen Weg gestärkt gehen können.


 


Elevator-Pitch: Eine kurze Begegnung, in der Du 10
Sekunden Zeit hast zu beschreiben was Du machst (in Bezug auf die
Natur und Deine Arbeit).


Ich schaffe Erfahrungsräume in denen Menschen achtsam in tiefer
Verbundenheit mit der Natur heilsame Impulse erfahren können und
sich rückbinden an ein tiefes, altes Wissen.


 


Wie ist Deine ganz persönliche Beziehung zur Natur/dem
Wald?


Die Natur, unser Platz ums Haus, der Wald – all das sind
Kraftquellen für mich. Hier geht mir das Herz auf, erfahre ich
Glück und Dankbarkeit in der Begegnung mit den Kräutern und
Bäumen, fühle mich getragen und gestärkt – bin angebunden an eine
Quelle und an das Wissen allen Seins. Wenn es ´mal nicht möglich
ist, rauszugehen, verbinde ich mich mit der Kraft der Pflanzen
durch`s Räuchern. Unsere vorwiegend heimischen Räucherkräuter,
Hölzer und Harze sind Wegbegleiter und LehrerInnen. Für mich ist
das ein spiritueller Weg und ich sage ganz bewusst dazu
„Spüritualität“ – weil es ein Weg ist, der auch alle Sinne
anspricht und sehr erdverbunden ist.


 


Hast Du einen Lieblingsplatz in der Natur und wie sieht
dieser aus?


Ja, es gibt Plätze, die suche ich in meinem Umfeld gerne auf –
unseren eigenen Garten, die Streuobstwiese, die umliegenden
Wälder oder Plätze am Wasser in einer naheliegenden Klamm. Aber
eigentlich ist es so, dass mich immer wieder Plätze finden, die
in diesem Moment mein Lieblingsplatz sind, weil in meiner
momentanen Befindlichkeit etwas damit in Resonanz geht und ich
dadurch heilsame Impulse für mein Leben erhalte. So ist es mal
ein Platz am Wasser, an dem meine Gedanken oder auch Sorgen ins
Fließen kommen oder ein Platz auf einem Berg, wo ich durchatmen
kann und die Welt von oben sehe oder ich halte inne bei einem
Baum, der mich zum Verweilen einlädt und mit dem ich dann ins
Gespräch komme. Lieblingsplätze kann ich aber auch in einem
Ritual bei einer Visualisierung aufsuchen, begleitet von einer
Räucherung.


 


Gibt es ein Wald-/Naturerlebnis das Dich persönlich ganz
besonders geprägt hat? Was ist es, dass Dich noch heute an diese
Situation erinnert und was hast Du daraus für Dein Leben
mitgenommen?


Vor ca. 10 Jahren hatte ich zu Samhain (rund um den 01.November)
den Impuls morgens um 06:00 eine Waldrunde zu machen und dies
dann täglich fort zu führen. Das war deshalb spannend, da wir in
dieser Jahreszeit immer mehr in die Dunkelheit gehen bis dann ab
der Wintersonnwende die Tage wieder länger werden und wir wieder
das Licht begrüßen. Bezugnehmend auf unsere keltischen Wurzeln
gehe ich davon aus, dass hier in der dunkelsten Zeit das neue
Jahr beginnt. Die Natur lebt es uns vor, die Kraft der Pflanzen
hat sich in die Wurzeln zurückgezogen, die Knospen der Bäume und
Büsche sind angelegt – auch wenn vieles kahl und abgestorben
wirkt. Und auch für mich, war das ein Neubeginn – wie eine
Initiation in den Jahreskreis und eine vertiefende Wahrnehmung
der Rhythmen der Natur. Mit Ausnahmen bin ich nahezu täglich zur
selben Zeit denselben Weg gegangen. Das eindrücklichste Erlebnis
war wohl mit der Dunkelheit vertraut zu werden, sie
schlussendlich zu lieben und in der Dunkelheit ein neues Sehen im
Wald zu lernen. Darüber hinaus habe ich das Wachsen, Gedeihen,
Reifen und Vergehen sehr intensiv erleben dürfen. Alles hat
seinen Platz im Jahresrad, das wir uns wie ein großes Medizinrad
vorstellen dürfen. Das hat mein Verständnis der jahreszeitlichen
Qualitäten vertieft, ließ mich Pflanzen und Bäume besser kennen
lernen, weil ich sie in all ihren Wachstumsstadien erleben
durfte. Was ich auch erfahren durfte, war, dass ich – wenn ich
mich mit einer Frage, einem Anliegen, einer Sorge auf den Weg
machte, ich mit einer Antwort oder einem heilsamen Impuls wieder
nachhause kam.


 


Wann ist für Dich der Weg in den Wald eine ganz bewusste
Entscheidung und weshalb?


Ich gehe immer wieder gerne in den Wald hinter dem Haus, weil ich
Brennnessel und Girsch, Baumblätter (Buche, Linde) für die
Zubereitung von leckeren Speisen gesucht habe. Manchmal bitte ich
auch die Nadelbäume um Triebspitzen oder um Harz für Harzsalben
oder zum Räuchern. Da ist der Wald dann sozusagen mein
Waldgarten. Ansonsten suche ich den Wald auf um wieder ins
Gleichgewicht zu kommen, durchatmen zu können, zu entschleunigen,
einfach da zu sein oder weil ich mich mit einem Anliegen an meine
BaumfreundInnen wenden möchte. Wenn ich bewusst den Wald aufsuche
ist mir sehr wichtig, hier achtsam zu sein, wenn ich etwas
erbitte. Ich frage, ob ich darf und zeige meine Dankbarkeit in
dem ich z.B. ein Lied singe, aus dem Moment töne oder einfach ein
großes Danke aus meinem Herzen fließen lassen. Es ist ein Geben
und Nehmen und kein Selbstbedienungsladen – im Sinne von all you
can eat. Mit dieser respektvollen Grundhaltung sind wir ein Teil
der Natur und handeln entsprechend umsichtig.


 


Was hat Dich dazu bewegt, die Natur/den Wald in Dein
berufliches Tun einfliessen zu lassen?


Die Verbundenheit mit der Natur ist für mich eine große
Kraftquelle und erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Das ist
ein Erfahrungsschatz, den ich gerne weitergeben. Diese
Verbundenheit stärkt die Verbundenheit mit mir selber. Sensibel
sein für unsere Mitwelt (nicht Umwelt) und die Rhythmen der Natur
bindet uns an ein uraltes Wissen an. Wir sind zyklische Wesen und
leben aber großteils in Kontexten wo wir es uns nicht erlauben,
mit diesen Zyklen, unserem Rhythmus entsprechend zu leben. Das
zeigt sich dann auch sehr oft an unserem psychischen und
physischen Zustand. Die Natur, die Pflanzen und Bäume sind unsere
LehrmeisterInnen. Hier erfahren wir ein besseres Verständnis für
unser Leben, für unsere Herausforderungen und erhalten heilsame
Impulse für persönliche Entwicklungsprozesse und Wandlungen. Das
Wissen darum und die eigenen Erfahrungen sind so wertvolle
Impulse, dass ich andere gerne daran teilhaben lasse.


 


Welche Personen möchtest Du mit Deinem Angebot
ansprechen?


Mein Angebot ist für alle Menschen, die sich nach einer tieferen
Verbundenheit mit der Natur sehnen und sich dabei auch selber auf
die Spur kommen möchten. Die Menschen kommen zu mir aus
unterschiedlichsten Gründen, weil sie etwas über Kräuter lernen
möchten, in die Welt des Räucherns eintauchen möchten, weil sie
eine Auszeit im Alltag suchen. Meine Angebote sind sowohl im
Einzelkontext als auch für Gruppen geeignet. In den
Jahreskreisfesten werden beispielsweise viele meiner Ressourcen
verwoben und hier kommt auch das Miteinander im Kreis, im Kreis
der Jurte, im Jahreskreis, im europäischen Medizinkreis besonders
zum Tragen.


 


Was möchtest Du den Personen, die Dich auf Deinen Natur-
und Waldgängen begleiten mitgeben, beziehungsweise worin möchtest
Du sie unterstützen?


Ich möchte sie dabei unterstützen „staunend zu wandeln“, mit der
Sprache der Natur und der eigenen Sprache vertraut zu werden und
dadurch achtsamer und wertschätzender mit sich und der Natur
umzugehen und zur inneren und äußeren Heilung beizutragen.


 


Hast Du einen Tipp wie wir unsere Gesundheit mit einem
Natur-/Waldbesuch besonders stärken können?


Dankbar und staunend wandeln und sich regelmässig mit allen
Sinnen auf die kleinen und großen Wunder der Natur einlassen.
„Wir sind nicht dankbar, weil wir glücklich sind, wir sind
glücklich, weil wir dankbar sind“ David Steindl-Rast


 


Was liegt Dir noch am Herzen, das Du uns mit auf den Weg
geben möchtest?


Ich wünsche mir, dass sich die Naturverbundenheit der Menschen
auch im aktiven (gesellschaftspolitischen) Tun zeigt – im Einsatz
für Gaia, Mutter Erde


 


Deine Buchempfehlung


Brigitta de las Heras: Die Reise durch den Jahreskreis


Philip Carr-Gomm: Das DruidCraft Buch. Die Magie der Wicca und
Druiden


 


Website


www.gutgebunden.at


auf Facebook bin ich unter Beate Reiß oder Beate Reiß Praxis
Gutgebunden zu finden


 


Deine Kontaktdaten


beate.reiss(at)aon(punkt)at

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