Christoph Brand: «Wir sind nicht auf Kurs, die Lücke zu füllen», Feusi Fédéral, Ep. 133

Christoph Brand: «Wir sind nicht auf Kurs, die Lücke zu füllen», Feusi Fédéral, Ep. 133

Der Axpo-CEO über milde Winter, sichere Stromversorgung, der Ausbau von Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie und weshalb wir wohl wieder über den Neubau von AKW diskutieren müssen. Und weshalb die Axpo viel mehr mit Strom (und Gas) handelt, als sie selber
41 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
Der milde Winter hat zu einer sicheren Stromversorgung geführt.
Bereits heisst es zum Beispiel von GLP-Präsident Jürg Grossen, die
Energiewende sei «viel besser unterwegs, als Kritiker sagen».
Christoph Brand ist trotzdem nicht optimistisch. «Wenn wir die
Klimaziele erreichen wollen, dann brauchen wir 50 Prozent mehr
Strom in der Schweiz, der muss irgendwo herkommen.» Wenn man auch
noch irgendwann die Kernkraftwerke alters halber abstellen wolle,
dann entstehe eine Lücke. «Und wir sind in der Schweiz nicht im
Ansatz auf Kurs, diese Lücke zu füllen.» «Wir dürfen nichts bauen»
Der Mantelerlass genüge dafür nicht, findet Brand. «Das
Grundproblem ist, wir dürfen nichts bauen, egal in welcher
Technologie, ausser einfache Photovoltaik auf Hausdächern, aber das
wird nicht reichen.»  Wenn die Schweiz so weitermache, werde
die Importabhängigkeit immer grösser. «Ich würde das nicht
empfehlen.» In einem strengen Winter oder wenn die französischen
Kernkraftwerke ein Problem hätten, komme «der Moment der Wahrheit».
Und den sollten wir verhindern. Nur schon um die Ziele im
Mantelerlass zu erreichen, braucht es gemäss Brand eine Diskussion
um einen gesellschaftlichen Konsens.  «Schöne Ziele für die
Zukunft» Zusätzlich zu Wind- und Solarkraft braucht es gemäss Brand
steuerbare Kraftwerke. Es werde nicht gerne gehört, dass es nicht
nur mit Wind, Wasser und Sonne geht. «Das Grundproblem ist, dass
schöne Ziele formuliert werden, die weit in der Zukunft liegen,
aber es wird nicht diskutiert, welche Voraussetzungen nötig sind,
um die Ziele zu erreichen.» Die Beschleunigungsvorlagen würden
helfen, die Ziele zu erreichen, aber ob es reicht, ist offen. 
Niemand wolle, dass bei ihm gebaut werd. «Wenn der
gesellschaftliche Wunsch ist, dass man von der Energieproduktion
nichts sieht, höchstens an ganz wenigen Orten und wir die
Klimaziele erreichen wollen, dann landen wir bei neuen
Kernkraftwerken», sagt Brand.  Lieber Kostenwahrheit statt
Subventionen Bei der Finanzierung wäre Brand für eine weltweite
CO₂-Besteuerung, die voll an die Bevölkerung zurückerstattet wird,
«nicht ins Staatskässeli». «Wenn wir Kostenwarheit hätten, könnte
man mit vielen Subventionen abfahren», sagt Brand. «So lange wir
das nicht haben, kommen wir um Födermassnahmen nicht herum. Sie
sollten aber auf Winterstrom und viel Ertrag auf investierten
Franken ausgerichtet werden, also nicht Lastenvelos
subventionieren.»  «Wir müssen eine offene und ehrliche
Diskussion führen», findet Brand. Entweder gehe die Schweiz ins
volle Risiko, baue nichts, die Importabhängigkeit steige dann
weiter an. Oder man bleibe beim Ausbau von Wind und Sonne, nebst
den dazu nötigen steuerbaren Kraftwerken. Oder wenn man weder das
eine noch das andere wolle, dann laufe es auf neue Kernkraftwerke
hinaus.  «Wir kennen die Vorteile der Kernkraft» Würde Axpo
diese bauen? «Wir sind technologieneutral. Wir wissen, wie
Kernkraft geht, wir kennen die Vorteile», sagt Brand. Ihn müsse man
nicht überzeugen. «Jemand muss sie einfach bezahlen». Axpo könne
jetzt aus betriebswirtschaftlichen Gründen alleine kein
Kernkraftwerk bauen. «Aber wenn der Staat Kapazitäten versteigert,
dann ist die Diskussion eine andere, dann gibt es eine
betriebswirtschaftliche Logik.» Axpo ist auch ein riesiger Händler
von Strom und Gas. «Die Hälfte des Gewinns kommt aus dem Handel»,
sagt Christoph Brand. Dabei gehe es darum, Industriebetriebe mit
Energie zu versorgen. «Handel und Produktion sind untrennbar
verknüpft.» Wenn Europa genug Strom habe, dann habe auch die
Schweiz genug Strom. «Jeder Windpark in Frankreich hilft, dass
Frankreich genug Strom hat. Und dann kann Frankreich exportieren.»
Das Stromabkommen brauche es, sagt Brand, «aber natürlich nicht um
jeden Preis.»

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