Nicolas Jutzet: «Die Schweiz muss ihre Mythen neu entdecken», Feusi Fédéral, Ep. 122
Der Publizist und Autor über die falschen und die richtigen Mythen
der Schweiz und was das mit der Politik macht. Über Föderalismus,
das Milizprinzip und den Mut, als Gesellschaft und Land anders zu
sein. Und über die FDP und was sie braucht, um Wahlen zu
37 Minuten
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Beschreibung
vor 11 Monaten
Nicolas Jutzet hat ein provokatives Buch über die Schweiz
geschrieben. Der Romand leitet sorgfältig und mit Fakten belegt die
Erfolgsrezepte der Schweiz her – und beschreibt, wie sie verloren
gegangen sind. Gemeinden und Kantone haben kaum mehr politischen
Handlungsspielraum, weil der Föderalismus der zentralen Steuerung
der allermeisten Politikbereiche gewichen ist. Statt
Milizparlamentarier haben wir zunehmend Profipolitiker, dies,
obwohl genau das von der Bevölkerung an der Urne abgelehnt worden
ist. «Berufspolitiker wollen auch, dass der Staat immer grösser
wird», findet Jutzet. Er war für dei FDP Mitglied im Einwohnerrat
in Rochefort (NE), hat wegen dieser Gefahr aber mit der aktiven
Politik aufgehört.
https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/19920927/det386.html Der
Mythos der Schweiz als Gegenmodell sei ebenfalls verloren gegangen.
«Wir sehen das zum Beispiel bei der Neutralität: Sowohl die USA als
auch Russland finden, wir seien nicht mehr neutral, nur wir
behaupten das noch», sagt Jutzet, «irgendetwas haben wir falsch
gemacht.» Die Schweizer seien froh, dass sie so reich seien, aber
sie seien nicht mehr bereit, dafür zu kämpfen. Das Land müsse
wieder lernen, weshalb es so reich geworden sei. «Wenn die Schweiz
jetzt gut unterwegs ist, dann ist es nicht nur Glück, sondern auch,
weil wir vieles richtig gemacht haben.» Jutzet kritisiert die
Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft. Damit sei das
Verständnis für ein Engagement von Leuten aus der Wirtschaft in der
Politik verloren gegangen. Sie verstehen nicht, weshalb wir
Lehrlinge ausbilden, weshalb jemand drei Wochen pro Jahr in die
Armee geht und warum wir nicht alles von der EU übernehmen.» Damit
geht auch das Vertrauen in die Wirtschaft verloren. Die nötigen
Reformen kämen nicht aus der Politik, sondern aus dem Föderalismus
Schweiz als Politiklabor. Jutzet schlägt deshalb die Gründung eines
«Canton de la Liberté» vor, der wieder neu ausprobiert, wie eine
Gesellschaft mit weniger Regulierung funktionieren könnte. Die FDP
muss ihre Geschichte wieder entdecken Wären diesen echten Mythen
der Schweiz nicht das ideale Programm der FDP? «Eigentlich schon»,
findet Jutzet, der selber Mitglied der FDP ist. «Die FDP muss
mindestens ein Thema haben, weshalb man sie wählen soll.» Im Moment
sehe er das nicht, weshalb er auf die FDP-Liste auch andere Namen
setze. «Man ist bei ihr nicht sicher, was herauskommt.» Das
Hauptproblem der FDP sei, dass die meisten Leute nicht aus
Überzeugung zu ihr gehören. Die Partei müsse ihre Geschichte und
ihre Schwerpunkte wieder entdecken. Nicolas Jutzet: La Suisse
n’existe plus, Chronique d'un pays qui doute, Edition Slatkine,
2023
https://www.slatkine.com/fr/editions-slatkine/75927-book-07211259-9782832112595.html
geschrieben. Der Romand leitet sorgfältig und mit Fakten belegt die
Erfolgsrezepte der Schweiz her – und beschreibt, wie sie verloren
gegangen sind. Gemeinden und Kantone haben kaum mehr politischen
Handlungsspielraum, weil der Föderalismus der zentralen Steuerung
der allermeisten Politikbereiche gewichen ist. Statt
Milizparlamentarier haben wir zunehmend Profipolitiker, dies,
obwohl genau das von der Bevölkerung an der Urne abgelehnt worden
ist. «Berufspolitiker wollen auch, dass der Staat immer grösser
wird», findet Jutzet. Er war für dei FDP Mitglied im Einwohnerrat
in Rochefort (NE), hat wegen dieser Gefahr aber mit der aktiven
Politik aufgehört.
https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/19920927/det386.html Der
Mythos der Schweiz als Gegenmodell sei ebenfalls verloren gegangen.
«Wir sehen das zum Beispiel bei der Neutralität: Sowohl die USA als
auch Russland finden, wir seien nicht mehr neutral, nur wir
behaupten das noch», sagt Jutzet, «irgendetwas haben wir falsch
gemacht.» Die Schweizer seien froh, dass sie so reich seien, aber
sie seien nicht mehr bereit, dafür zu kämpfen. Das Land müsse
wieder lernen, weshalb es so reich geworden sei. «Wenn die Schweiz
jetzt gut unterwegs ist, dann ist es nicht nur Glück, sondern auch,
weil wir vieles richtig gemacht haben.» Jutzet kritisiert die
Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft. Damit sei das
Verständnis für ein Engagement von Leuten aus der Wirtschaft in der
Politik verloren gegangen. Sie verstehen nicht, weshalb wir
Lehrlinge ausbilden, weshalb jemand drei Wochen pro Jahr in die
Armee geht und warum wir nicht alles von der EU übernehmen.» Damit
geht auch das Vertrauen in die Wirtschaft verloren. Die nötigen
Reformen kämen nicht aus der Politik, sondern aus dem Föderalismus
Schweiz als Politiklabor. Jutzet schlägt deshalb die Gründung eines
«Canton de la Liberté» vor, der wieder neu ausprobiert, wie eine
Gesellschaft mit weniger Regulierung funktionieren könnte. Die FDP
muss ihre Geschichte wieder entdecken Wären diesen echten Mythen
der Schweiz nicht das ideale Programm der FDP? «Eigentlich schon»,
findet Jutzet, der selber Mitglied der FDP ist. «Die FDP muss
mindestens ein Thema haben, weshalb man sie wählen soll.» Im Moment
sehe er das nicht, weshalb er auf die FDP-Liste auch andere Namen
setze. «Man ist bei ihr nicht sicher, was herauskommt.» Das
Hauptproblem der FDP sei, dass die meisten Leute nicht aus
Überzeugung zu ihr gehören. Die Partei müsse ihre Geschichte und
ihre Schwerpunkte wieder entdecken. Nicolas Jutzet: La Suisse
n’existe plus, Chronique d'un pays qui doute, Edition Slatkine,
2023
https://www.slatkine.com/fr/editions-slatkine/75927-book-07211259-9782832112595.html
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