Folge 3: Der Popstar des 19. Jahrhunderts
1842 verewigte der Karikaturist Theodor Hosemann ein legendäres
Konzert in der Berliner Singakademie. Auf dem Bild zu sehen war der
ungarische Starpianist Franz Liszt, wie er mit spinnenartigen
Fingern die Tastatur eines Flügels spielte. Nichts in se...
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vor 3 Jahren
1842 verewigte der Karikaturist Theodor Hosemann ein legendäres
Konzert in der Berliner Singakademie. Auf dem Bild zu sehen war
der ungarische Starpianist Franz Liszt, wie er mit spinnenartigen
Fingern die Tastatur eines Flügels spielte. Nichts in seinem
verschmitzten Blick ließ jegliche Art von Anstrengung vermuten.
Ganz im Gegenteil schien es, als würde er während seines
unfassbar virtuosen Spiels, auch noch mit den Damen im Publikum
flirten. Unterhalb des Konzertpodiums tummelte sich die entzückte
Gesellschaft, die Blumenkränze und Luftküsschen in Richtung des
Resonanzbodens warf. Manch feine Dame war unterdessen schon in
Ohnmacht gefallen, andere versuchten übereinander zu steigen, um
Liszt noch näher zu kommen. Die karikierte Darstellung von Liszts
Auftritt war in Wirklichkeit eine Dokumentation dessen, wie seine
Konzerte tatsächlich verliefen. Die wahnsinnige Verehrung eines
Künstlers kannte die Öffentlichkeit bis dahin nicht und sprach
von einer „Lisztomanie“. Der Pianist selbst genoss zwar die
ausufernde Selbstdarstellung, doch brach er irgendwann unter dem
öffentlichen Druck zusammen, zog sich völlig aus dem Konzertleben
zurück und empfing im Vatikan die niederen Weihen. Bis heute
scheint Liszts Musik und Persönlichkeit mit Unbehagen verehrt und
völlig missverstanden.
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