Nie war Amerika mehr in sich selbst versunken als bei Edward Hopper

Nie war Amerika mehr in sich selbst versunken als bei Edward Hopper

Kein Künstler steht so sehr für das andere Amerika, für das Melancholische, das Abwartende, das Insichgekehrte wie Edward Hopper. Fast fünfzig Jahre lang lebte und malte er in demselben kleinen Atelier am Washington Square in New York und schuf dort zwisc
42 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Kein Künstler steht so sehr für das andere Amerika, für das
Melancholische, das Abwartende, das Insichgekehrte wie Edward
Hopper. Fast fünfzig Jahre lang lebte und malte er in demselben
kleinen Atelier am Washington Square in New York und schuf dort
zwischen den Zwanzigerjahren und seinem Tod im Jahre 1967 ein
eindrückliches Werk voll erzählerischer Kraft. Seine "Nighthawks",
also die verlorenen Figuren in einer nächtlichen Bar, sind zu einem
der zentralen Bildsymbole des 20. Jahrhunderts geworden – dieser
Zustand des ziellosen "Warten auf Godot", diese Figuren in
Hotelzimmern, an Tankstellen und diese Häuser, die in der
Landschaft stehen wie bestellt und nicht abgeholt – immer wieder
thematisiert Edward Hopper in seinen kleinen Gemälden die
Verlorenheit des modernen Menschen in der von Menschenhand
gestalteten Umgebung
(https://www.artic.edu/artworks/111628/nighthawks). In der neuesten
Folge von "Augen zu", dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE
diskutieren Florian Illies und Giovanni di Lorenzo über die
Besonderheiten dieses Künstlers, über seine Stärken, seine
Einflüsse – und seine Schwächen. Hopper war ein besessener
Kinogänger – und seine Gemälde selbst sehen darum oft auch aus wie
die film stills aus nie gedrehten Filmen. Umgekehrt hat sein
cineastischer Blick auf die Wirklichkeit, sein Aushöhlen der Häuser
zu Kulissen eine magische Wirkung auf Filmregisseure gehabt – von
Alfred Hitchcock über Roman Polanski bis Wim Wenders ließen sich
die Größten ihres Faches immer wieder von diesem kauzigen,
amerikanischen Maler und seinen Bildkompositionen inspirieren.
Worin liegt der eigentümliche Reiz seiner Kunst? Warum sehen seine
Menschen nie wie Menschen, sondern immer wie Stereotypen aus? Warum
malt er die Häuserfassaden genauer und zärtlicher als die
menschlichen Gesichtszüge? Und ist es eigentlich wirklich große
Malerei, die Edward Hopper geschaffen hat? Florian Illies und
Giovanni di Lorenzo diskutieren diese Fragen sehr lebhaft und
kommen zu ganz unterschiedlichen Antworten. Der Podcast beleuchtet
auch die seltsame Ehe von Edward Hopper und seiner Frau Josephine
Nivison, die selbst eigentlich eine vielversprechende Malerin war,
aber von Hopper künstlerisch zum Verstummen gebracht und zum
weiblichen Modell all seiner Gemälde degradiert wurde. Die größte
Anziehungskraft von Hoppers zeitlosen Gemälden geht von dem
Zwischenzustand aus, in dem er die Menschen einfängt. Lisa Zeitz,
die Chefredakteurin der Zeitschrift "Weltkunst", ist als
Telefonjokerin zugeschaltet und beschreibt sehr genau, wie Hopper
seine Figuren immer in jenem Moment zu erfassen scheint, der nach
oder vor einer Aktion liegt, wodurch der Betrachter zum Komplizen
einer Ungewissheit wird. Im Kunstpodcast "Augen zu" entführen alle
14 Tage Florian Illies, Kunsthistoriker und Herausgeber der ZEIT,
und Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, ihre Zuhörerinnen
und Zuhörer in die wunderbare Welt der Kunst. Jede Folge widmet
sich einem Künstler oder einer Künstlerin – ihren kühnsten
biografischen Wendungen und ihren wichtigsten Bildern. Und am Ende
hat jeder – auch mit geschlossenen Augen – den Kopf voller Bilder.
Mit Fragen oder Anregungen zum Podcast erreichen Sie die
Moderatoren unter augenzu@zeit.de [ANZEIGE] Mehr über die Angebote
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