#010 T wie Thema wechseln - Du bist viel mehr als deine Erkrankung

#010 T wie Thema wechseln - Du bist viel mehr als deine Erkrankung

23 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Im Alltag gibt es oftmals wenig Zeit, mal von Weitem auf das zu
schauen, was täglich das Leben ausmacht. Ich hatte vor wenigen
Tagen diese Möglichkeit, weil ich mir eine kleine Auszeit
genommen habe. Völlig erschöpft und übermannt von Angst fühlten
sich diese Tage, bei denen ich bei einer lieben Freundin
untergekommen bin, nicht an wie eine Auszeit. Vielmehr war es das
Gefühl von versagen und aufgeben. Ich war zu diesem
Zeitpunkt so gefangen im selbst auferlegten Weitermachen und
Funktionieren, dass ich nicht mehr klar sehen konnte. 


Es waren nur 2 Tage und 2 Nächte, die ich und mein
Körper-Geist-System gebraucht haben, um wieder von außen mit mehr
Klarheit auf das blicken zu können, was die letzten Wochen, in
denen es mir alles andere als gut ging, ablief. Nicht zuletzt
wurde mir mal wieder deutlich, wie harsch und rigide ich mit mir
selbst noch immer bin. Es fiel mir auch wie Schuppen von den
Augen, dass es in meinem Leben fast kein anderes Thema mehr
außerhalb meiner Erkrankung gibt:  


Ich trage und ertrage die ständigen Gedankenschleifen und
unangenehmen Gefühle. 

In der Familie und auch mit Freunden ist mein Befinden
immerzu Gesprächsthema und gleichzeitig schäme ich mich dafür,
nichts anderes beitragen zu können. 

Ich lese Bücher zum Thema Angst und Depression, lausche
Aufklärungspodcasts, in der Hoffnung, etwas Kontrolle zu
gewinnen.

Arzttermine und Therapie bringen ebenfalls den Fokus immer
wieder auf die Erkrankung. 

Zu guter Letzt dreht sich mein eigener Podcast und drehen
sich die Texte, über die ich schreibe, ebenfalls ums Mamasein mit
Depression und Angststörung.   



Wo also soll hier noch Raum sein, um mal auf andere Gedanken zu
kommen? Wo soll hier Inspiration herkommen, der meinen Fokus im
Alltag vom eigenen Leid löst?  


Im Grunde ist es oftmals mein eigener Sohn, die Spielzeit mit
ihm, Playdates und Ähnliches, welche mir Ausflüchte aus meinem
Versuch geben, meine Erkrankung, mit all der Beschäftigung rund
ums Thema, kontrollieren zu wollen.  


Mir wurde in den 2 Tagen Abstand so unmissverständlich klar, dass
ich bei all dem Lernen, Sprechen, Fühlen, Denken von Angst und
Depression keinen Platz mehr habe, wirklich zu leben. Das möchte
ich ändern, indem ich auch mal das Thema wechsle. Ich möchte:


mir eine Arbeit für den Übergang suchen, die meinen Alltag
strukturiert und mir Input schenkt, der mich bereichert,
(Übergang deshalb, weil ich mir noch immer gerne meine
Selbstständigkeit als Yogalehrerin und Yogapsycholgische Coach
aufbauen möchte. Es braucht momentan von vielen Themen jedoch
etwas Abstand.)

auch schöne, wohltuende Romane lesen, 

 mal wieder schauen, was es da noch für Themen gab, die
ich schon immer mal lernen wollte 

und am Ende über all das sprechen und mich daran erfreuen,
was mir am Tag gutgetan hat.  



Natürlich wird die Erkrankung davon nicht plötzlich weggehen.
Vielmehr nehme ich sie mit und lenke meine wertvolle
Aufmerksamkeit auf Themen, die mir neben ihr guttun.  Ich
freue mich sehr diesen neuen Raum, der durch meine Erkenntnis
entstanden ist, zu füllen und mich dabei nach so langer Zeit mal
wieder von der Neugier leiten zu lassen.   


Zum Weiterlesen:
Mein aktueller Artikel aus der FAZ: 
FAZ.net, Stefanie Dorneanu: „Ich habe mich so schuldig gefühlt“,
06.02.2023
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/mutter-mit-depression-in-der-psychiatrie-habe-mich-schuldig-gefuehlt-18651251.html


Blog: https://angstundwunder.de/


Instagram: stefanie.dorneanu


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Musik:
Forever Sunrise - by Jonny Easton
Link: https://youtu.be/9Xndx7nhGAs
YoutubeChannel: https://www.youtube.com/jonnyeaston

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