Untersuchungen zur oralen Azidosetherapie bei Kälbern mit Neugeborenendurchfall

Untersuchungen zur oralen Azidosetherapie bei Kälbern mit Neugeborenendurchfall

Beschreibung

vor 18 Jahren
Für die Untersuchungen zur oralen Azidosebekämpfung bei Kälbern mit
Neugeborendurchfall wurden im Zeitraum von April 2004 bis März 2005
insgesamt 43 Kälber ausgewählt. Die ersten 12 Tiere dienten
Voruntersuchungen, damit abgeschätzt werden konnte, in wie weit
sich eine Azidose auf oralem Wege ausgeglichen lässt. Die Tiere
durften nicht älter als 24 Tage sein und mussten vorberichtlich
oder bei Einlieferung an Durchfall leiden. Die Basenexcesswerte
mussten zwischen einschließlich -6,0 mmol/l und einschließlich
-15,0 mmol/l liegen, der Blutglucosewert sollte 2,5 mmol/l nicht
unterschreiten. Es durften auch Kälber berücksichtigt werden, die
in der Klinik an Durchfall erkrankten. Bei den ersten sechs Kälbern
der Voruntersuchungen betrug der eingesetzte Faktor zur Berechnung
der oral zu verabreichenden Masse an Natriumbicarbonat 0,6 l/kg.
Mit der auf diese Weise ermittelten Masse gelang es nur drei
Kälbern, die vorhandene Azidose auszugleichen. Für die übrigen
sechs Kälber der Voruntersuchungen wurde der Faktor deshalb auf 1,0
l/kg angehoben, da man sich so bessere Resultate erhoffte. Der
erwartete Erfolg blieb aus, lediglich vier Tiere konnten einen
positiven Azidoseausgleich verzeichnen. Anschließend folgten die
Hauptuntersuchungen. Hier wurde ebenfalls der Berechnungsfaktor 1,0
l/kg für die Berechnung von Natriumbicarbonat eingesetzt. Die
Kälber der Hauptuntersuchungen durften nicht älter als 21 Tage
sein. Sie sollten einen Blutglukosewert > 2,5 mmol/l und
Basenexcesswerte zwischen einschließlich -6,0 mmol/l und
einschließlich -15,0 mmol/l aufweisen, sowie vorberichtlich oder
bei Einlieferung an Durchfall leiden. Ausgeschlossen wurden Kälber
bei denen ein Blutkaliumwert von > 8,0 mmol/l gemessen wurde,
Tiere mit starker Myodystrophie oder ZNS-Problemen und Kälber, die
einen operativen Eingriff benötigten. Pansentrinker konnten in die
Untersuchungen miteinbezogen werden, sofern sie keiner
Pansenspülung bedurften und nicht von der Milchtränke abgesetzt
werden mussten. Es sollte herausgefunden werden, weshalb einigen
Kälbern ein Azidoseausgleich per os glückte und anderen nicht und
ob es klinische oder Labordiagnostische Hinweise gibt, die
erklären, warum es sich so verhält. Hierzu wurden die Kälber der
Hauptuntersuchungen zu Beginn der Studie, neun Stunden und 24
Stunden nach Natriumbicarbonatgabe klinisch und labordiagnostisch
untersucht.Von einem positiven Azidoseausgleich wurde gesprochen,
wenn ein Tier neun Stunden nach der oralen Natriumbicarbonatgabe
einen Basenexcess von > -3,0 mmol/l aufwies. Wurden bei einem
Kalb Werte von < -3,0 mmol/l gemessen, erhielt es erneut
Natriumbicarbonat über eine Dauertropfinfusion. Zur Auswertung
wurden die sechs Kälber der Voruntersuchungen, deren
Natriumbicarbonat mit dem Faktor 1,0 l/kg errechnet worden war und
die 31 Kälber der Hauptuntersuchungen zusammengefasst. Von den 37
Kälbern glückte 23 Tieren der Azidoseausgleich und schlug bei 14
Kälbern fehl. Es konnte kein klinischer oder labordiagnostischer
Wert gefunden werden, anhand dem abzuschätzen gewesen wäre, warum
der orale Azidoseausgleich bei einigen Tieren positiv verlief und
bei anderen nicht. Bei der Berechnung von Dosierungsfaktoren der
Kälber der Gruppe „Azidose nicht ausgeglichen“ ergaben sich
Faktoren zwischen 0,6 und 6,1 l/kg. Die Dosierungsfaktoren der
Kälber der Gruppe „Azidose ausgeglichen“ lagen zwischen 0,4 und 1,4
l/kg. Es liegt nahe, dass es sich bei den Faktoren nicht um
Verteilungsräume sondern um Dosierungsfaktoren handelt, die je nach
Tier und Situation unterschiedlich sein können. In der Literatur
konnte kein Berechnungsfaktor gefunden werden, der zur Ermittlung
des Bicarbonatbedarfes zur oralen Therapie diente. Durch Berechnung
der Masse an Bicarbonat mit den in dieser Dissertation verwendeten
Faktoren 0,6 l/kg und 1,0 l/kg konnte nicht allen Kälber ein
Azidoseausgleich zu ermöglicht werden. Es ist aber wichtig, einen
genügend hohen Faktor zu wählen, der einen Azidoseausgleich bei
möglichst vielen Tieren gewährleistet. Im Rahmen dieser
Dissertation wäre dabei an den Faktors 2,0 l/kg zu denken. Beim
Einsatz dieses Faktors hätten 90 % der Kälber durch die so
berechnete Natriumbicarbonatmasse einen Azidoseausgleich erzielt.
Der Faktor 2,0 l/kg kann daher als Dosierungsfaktor bei der oralen
Natriumbicarbonattherapie empfohlen werden. Abschließend betrachtet
ist die orale Azidosetherapie besonders bei Kälbern, die noch nicht
so stark ausgetrocknet sind, dass sie den Einsatz einer
Dauertropfinfusion benötigen, eine schnelle und praktikable Methode
zur Korrektur der vorhandenen Azidose. Die Verabreichung der
Natriumbicarbonatlösung mittels Irrigator und Pansensonde bereitet
keine Schwierigkeiten.

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