Sepsis beim Hund: Interleukin-6 als prognostischer Parameter
Beschreibung
vor 17 Jahren
Wie auch in der Humanmedizin stellen Sepsis und SIRS den
behandelnden Arzt in der Veterinärmedizin vor eine große
Herausforderung. Eine optimale therapeutische Intervention setzt
besonders die Früherkennung dieser Erkrankungen und damit auch die
Verfügbarkeit von prognostischen Parametern voraus.
Humanmedizinische klinische Studien und experimentelle Studien an
Tiermodellen haben bereits erwiesen, dass eine massive Produktion
von inflammatorischen Zytokinen wie TNF α, IL-1 und IL-6 eine große
Rolle bei der Pathophysiologie der Sepsis spielen und als Marker
dienen können. Bei natürlich erkrankten Hunden sind jedoch
bezüglich der Zytokinausschüttung keine Informationen vorhanden.
Ziel dieser prospektiven Arbeit war eine Erforschung des Nutzens
von caninem IL-6 als Biomarker und prognostischem Parameter in der
Sepsis. Für die vorliegende Arbeit wurden im Zeitraum von Juli 2004
bis Juli 2005 prospektiv alle Hunde, die in der Medizinischen
Kleintierklinik der Universität München und der Klinik und
Poliklinik für kleine Haustiere der freien Universität Berlin mit
zur Untersuchung vorgestellt wurden und bei den der Verdacht auf
eine Sepsis bestand, untersucht und für diagnostische Zwecke Blut
entnommen. Bedingung für die Aufnahme in die Studie war die
Erfüllung der SIRS (Systemic Inflammatory Response
Syndrome)-Kriterien. Eine Einstufung in die Gruppe „Sepsis“
erfolgte, wenn zusätzlich ein histologischer, zytologischer oder
mikrobiologischer Nachweis der Infektion möglich war. Des Weiteren
wurden septische Patienten in die Untergruppen „Sepsis“, „schwere
Sepsis“ und „septischer Schock“ unterteilt. Am Tag der Aufnahme
oder Entwicklung der Entzündung (Tag 0) wurde eine Blutkultur aus
der zentralen Halsvene abgenommen; in Einzelfällen erfolgte auch
eine zweite Kultur. Die Bestimmung der Aktivität von Interleukin-6
an Tag 0, 1 und 2 wurde mit Hilfe eines auf Zellwachstum
basierenden kolorimetrischen Bioassays durchgeführt. Bei 43 von 79
Patienten konnte ein Infektionsherd nachgewiesen werden
(Sepsis-Gruppe), 36 Patienten gingen in die SIRS-Gruppe ein. Eine
Besitzerbefragung nach Vorerkrankungen des Patienten konnte dies in
34 Patienten (43 %) bestätigen, bei 30 Fällen lagen keine
Erkrankungen zugrunde (38 %) und unbekannt war dies bei 15 Hunden
(19 %). Der Hauptgrund für die Vorstellung des Tieres an den
Kliniken waren gastrointestinale Probleme (82 %), die sich durch
Anorexie, Erbrechen und Durchfall äußerten. Die
Hospitalisierungszeit lag im Mittel bei 6 Tagen. 38 Patienten (48
%) starben oder wurden aufgrund der schlechten Prognose
euthanasiert, wobei eine auffällige Mortalitätsrate innerhalb der
ersten drei Tage erreicht wurde (n= 24, 63 %). Die häufigsten
klinischen Diagnosen konnten dem Gastrointestinaltrakt zugeordnet
werden (65 %), gefolgt vom Reproduktionssystem (24 %). Der Anteil
an positiven Blutkulturen lag bei 9/64 (14 %). Weitere 62 Proben
(Urinkulturen, Tupferproben von Abszessen, Wunden oder
Vaginalausfluss) wurden mikrobiologisch untersucht und eine
bakterielle Besiedelung konnte bei 46 der 62 Proben (74 %)
nachgewiesen werden. Das am häufigsten isolierte Bakterium war
Escherichia coli mit einem Nachweis in 13 von 46 Isolaten (28 %).
Staphylococcus spp. wurden in 8 von 46 Proben gefunden (17 %).
Insgesamt lag der Anteil an gramnegativen Bakterien bei 19 von 62
Proben (41 %) und war damit am stärksten vertreten. Eine
Korrelation zwischen der Höhe von IL-6 am Tag der Aufnahme und der
Anzahl an erfüllten SIRS-Kriterien konnte statistisch mit einem
p-Wert von 0,015 nachgewiesen werden. Bezüglich des Schweregrades
der Erkrankung mit SIRS, Sepsis, schwere Sepsis und septischer
Schock als definierte Grade konnte eine signifikante Korrelation zu
hohen IL-6 Spiegeln im Blut festgestellt werden (p = 0,006). Durch
ein logistisches Regressionsmodell wurde eine positive Assoziation
zwischen IL-6 und Sepsis bzw. SIRS dargestellt (p = 0,022): ein
höherer Anteil an IL-6 Plasmaaktivität war mit einer höheren
Wahrscheinlichkeit, an einer nachgewiesenen Sepsis zu erkranken,
verbunden (Odds Ratio = 1,177). Eine Korrelation zwischen höheren
IL-6-Werten zum Zeitpunkt der Aufnahme und einer höheren
Todeswahrscheinlichkeit konnte nachgewiesen werden (Odds Ratio =
1,146). Der Zeitpunkt des Todes war signifikant früher, je höher
die gemessenen Plasmaaktivitäten von IL-6 an Tag 0 waren (p =
0,012). Schlussfolgernd zeigt diese Arbeit erstmals, dass die
Messung des Interleukin-6 in der caninen Sepsis ebenso wie in der
Humanmedizin als prognostischer Parameter genutzt werden kann.
behandelnden Arzt in der Veterinärmedizin vor eine große
Herausforderung. Eine optimale therapeutische Intervention setzt
besonders die Früherkennung dieser Erkrankungen und damit auch die
Verfügbarkeit von prognostischen Parametern voraus.
Humanmedizinische klinische Studien und experimentelle Studien an
Tiermodellen haben bereits erwiesen, dass eine massive Produktion
von inflammatorischen Zytokinen wie TNF α, IL-1 und IL-6 eine große
Rolle bei der Pathophysiologie der Sepsis spielen und als Marker
dienen können. Bei natürlich erkrankten Hunden sind jedoch
bezüglich der Zytokinausschüttung keine Informationen vorhanden.
Ziel dieser prospektiven Arbeit war eine Erforschung des Nutzens
von caninem IL-6 als Biomarker und prognostischem Parameter in der
Sepsis. Für die vorliegende Arbeit wurden im Zeitraum von Juli 2004
bis Juli 2005 prospektiv alle Hunde, die in der Medizinischen
Kleintierklinik der Universität München und der Klinik und
Poliklinik für kleine Haustiere der freien Universität Berlin mit
zur Untersuchung vorgestellt wurden und bei den der Verdacht auf
eine Sepsis bestand, untersucht und für diagnostische Zwecke Blut
entnommen. Bedingung für die Aufnahme in die Studie war die
Erfüllung der SIRS (Systemic Inflammatory Response
Syndrome)-Kriterien. Eine Einstufung in die Gruppe „Sepsis“
erfolgte, wenn zusätzlich ein histologischer, zytologischer oder
mikrobiologischer Nachweis der Infektion möglich war. Des Weiteren
wurden septische Patienten in die Untergruppen „Sepsis“, „schwere
Sepsis“ und „septischer Schock“ unterteilt. Am Tag der Aufnahme
oder Entwicklung der Entzündung (Tag 0) wurde eine Blutkultur aus
der zentralen Halsvene abgenommen; in Einzelfällen erfolgte auch
eine zweite Kultur. Die Bestimmung der Aktivität von Interleukin-6
an Tag 0, 1 und 2 wurde mit Hilfe eines auf Zellwachstum
basierenden kolorimetrischen Bioassays durchgeführt. Bei 43 von 79
Patienten konnte ein Infektionsherd nachgewiesen werden
(Sepsis-Gruppe), 36 Patienten gingen in die SIRS-Gruppe ein. Eine
Besitzerbefragung nach Vorerkrankungen des Patienten konnte dies in
34 Patienten (43 %) bestätigen, bei 30 Fällen lagen keine
Erkrankungen zugrunde (38 %) und unbekannt war dies bei 15 Hunden
(19 %). Der Hauptgrund für die Vorstellung des Tieres an den
Kliniken waren gastrointestinale Probleme (82 %), die sich durch
Anorexie, Erbrechen und Durchfall äußerten. Die
Hospitalisierungszeit lag im Mittel bei 6 Tagen. 38 Patienten (48
%) starben oder wurden aufgrund der schlechten Prognose
euthanasiert, wobei eine auffällige Mortalitätsrate innerhalb der
ersten drei Tage erreicht wurde (n= 24, 63 %). Die häufigsten
klinischen Diagnosen konnten dem Gastrointestinaltrakt zugeordnet
werden (65 %), gefolgt vom Reproduktionssystem (24 %). Der Anteil
an positiven Blutkulturen lag bei 9/64 (14 %). Weitere 62 Proben
(Urinkulturen, Tupferproben von Abszessen, Wunden oder
Vaginalausfluss) wurden mikrobiologisch untersucht und eine
bakterielle Besiedelung konnte bei 46 der 62 Proben (74 %)
nachgewiesen werden. Das am häufigsten isolierte Bakterium war
Escherichia coli mit einem Nachweis in 13 von 46 Isolaten (28 %).
Staphylococcus spp. wurden in 8 von 46 Proben gefunden (17 %).
Insgesamt lag der Anteil an gramnegativen Bakterien bei 19 von 62
Proben (41 %) und war damit am stärksten vertreten. Eine
Korrelation zwischen der Höhe von IL-6 am Tag der Aufnahme und der
Anzahl an erfüllten SIRS-Kriterien konnte statistisch mit einem
p-Wert von 0,015 nachgewiesen werden. Bezüglich des Schweregrades
der Erkrankung mit SIRS, Sepsis, schwere Sepsis und septischer
Schock als definierte Grade konnte eine signifikante Korrelation zu
hohen IL-6 Spiegeln im Blut festgestellt werden (p = 0,006). Durch
ein logistisches Regressionsmodell wurde eine positive Assoziation
zwischen IL-6 und Sepsis bzw. SIRS dargestellt (p = 0,022): ein
höherer Anteil an IL-6 Plasmaaktivität war mit einer höheren
Wahrscheinlichkeit, an einer nachgewiesenen Sepsis zu erkranken,
verbunden (Odds Ratio = 1,177). Eine Korrelation zwischen höheren
IL-6-Werten zum Zeitpunkt der Aufnahme und einer höheren
Todeswahrscheinlichkeit konnte nachgewiesen werden (Odds Ratio =
1,146). Der Zeitpunkt des Todes war signifikant früher, je höher
die gemessenen Plasmaaktivitäten von IL-6 an Tag 0 waren (p =
0,012). Schlussfolgernd zeigt diese Arbeit erstmals, dass die
Messung des Interleukin-6 in der caninen Sepsis ebenso wie in der
Humanmedizin als prognostischer Parameter genutzt werden kann.
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