Der Einfluß der Sohlendicke auf die Thermoisolationskapazität der Hornkapsel beim Equiden

Der Einfluß der Sohlendicke auf die Thermoisolationskapazität der Hornkapsel beim Equiden

Beschreibung

vor 17 Jahren
Der Einfluss der Sohlendicke auf die Thermoisolation der Hornkapsel
beim Equiden Einleitung Lahmheiten, die nach einem Heißbeschlag
auffallen, werden häufig dem Hufschmied zur Last gelegt und mit
forensischen Fragestellungen verbunden. Besonders, wenn nach einem
Hufbeschlag festgestellt wird, dass das Pferd an Hufrehe erkrankt
ist, die nicht unerhebliche Tierarztkosten verursacht und vielfach
zu einer dauerhaften Unbrauchbarkeit führt, werden schnell
Schadenersatzforderungen an den Hufschmied gestellt. In diesen
Fällen ist es vorteilhaft, baldmöglichst nach dem Hufbeschlag und
Auftreten der Lahmheit Röntgenbilder anzufertigen, um zeitnah zu
prüfen, wie dick die Hufsohle nach dem Beschlag noch war. Ziel
dieser Studie war es, die Sohlendicke zu bestimmen, bei der
zwischen Lederhaut und Hornkapsel eine Temperaturveränderung
messbar wird und ab der sich auch Gewebeschäden an der
Sohlenlederhaut einstellen. Material und Methoden: Von 20 Pferden
unterschiedlicher Rasse und Größe im Alter zwischen 2 und 17 Jahren
wurden jeweils beide Vordergliedmaßen unverzüglich nach der
Euthanasie im Karpalgelenk abgesetzt und an den Hufen wurden die
beim Hufbeschlag üblichen Bedingungen des Aufbrennens des Eisens
simuliert. Begleitend wurde die Temperaturveränderung im Inneren
der Hornkapsel mittels eines zwischen dorsaler Hufwand und
Lederhaut parallel zum Hufbein eingeführten Thermoelementes
gemessen. Das Aufbrennen erfolgte mindestens bis zu dem Zeitpunkt,
zu dem das Thermoelement einen signifikanten Anstieg der Temperatur
anzeigte. Zwischendurch wurde das Aufbrennen immer wieder gestoppt
und die jeweils vorliegende Sohlendicke röntgenologisch
dokumentiert. Zusätzlich wurde geprüft, ob der Feuchtigkeitsgehalt
des Horns oder die Pigmentierung einen Einfluss auf die
Thermoisolierung der Hornkapsel haben und ob durch Kühlung nach dem
Aufbrennen ein schnelleres Abkühlen begünstigt wird. 10 Präparate
wurden zunächst eingefroren und später nach dem Auftauen für die
Temperaturmessungen eingesetzt. Weitere 10 Präparate wurden
unmittelbar nach der Euthanasie für den Versuch verwendet. Bei
diesen Hufen wurden zusätzlich Proben für histologische
Untersuchungen entnommen. Hieraus erfolgte die Erstellung
histologischer Schnitte mit 2 verschiedenen Färbungen
(Masson-Goldner und Hämatoxilin-Eosin). Des Weiteren wurden
unterstützend zu den Temperaturmessungen anhand der Flash - Methode
die physikalischen Eigenschaften (Dichte, Wärme- und
Temperaturdurchlässigkeit) der Hufkapsel ermittelt. Ergebnisse: Bis
zu einer röntgenologisch gemessenen Sohlendicke von über  > 5,
9 mm (s = ± 1,3 mm) war keine Temperaturveränderung im Inneren der
Hufkapsel feststellbar. Bei einer Sohlendicke von  = 5,9 mm (s = ±
1,3 mm) stieg die Temperatur dann relativ schnell auf 48°C und auch
auf deutlich höhere Temperaturen an. Die Temperatur von 51°C, bei
der mit ersten Gewebeschäden zu rechnen ist, wurde erst bei einer
Sohlendicke von  < 5,4 mm erreicht. Eine Schädigung des Gewebes
(Extravasation, Veränderungen der Struktur bzw. Deformation der
Zellen und deren Kerne) zeigte sich bei den histologischen
Untersuchungen erst bei einer Sohlendicke von weniger als 4 mm. Der
k - Wert von Horn gemessen mit der Flash – Methode betrug ca. 0,2 W
/ K*m. Das Hufhorn weist somit eine sehr schlechte
Wärmeleitfähigkeit auf. Es waren keine signifikanten Unterschiede
zwischen der Wärmeleitfähigkeit von pigmentiertem und
unpigmentiertem oder feuchtem und trockenem Horn zu verzeichnen.
Das Kühlen des Horns mit einem nassen Schwamm nach dem Aufbrennen
des Hufeisens beschleunigte das Abkühlen der Temperatur in der
Hornkapsel erheblich. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die
bekannten, höchstgradig effektiven thermoisolierenden Eigenschaften
der Hornkapsel wurden bestätigt: Erst ab einer Sohlendicke von 
< 5,4 mm kann bei übertrieben heißem und langem Aufbrennen
überhaupt eine irreversible thermische Schädigung der Lederhaut
entstehen. Zudem kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% ein
Temperaturanstieg in der Hornkapsel bei einer Sohlendicke von  ≥
6,7 mm ausgeschlossen werden. Voraussetzung für die Beurteilung der
Sohlendicke nach einem Hufbeschlag mit anschließend festgestellter
Lahmheit ist, dass zeitnah nach dem Beschlag und dem Auftreten
einer Lahmheit durch eine geeignete Röntgenuntersuchung
(orthograder Strahlengang, Markierung der Sohle) die Sohlendicke
dokumentiert wird. Dem Hufschmied können mit der Aufnahme eines
Röntgenbildes anhand der ermittelten Sohlendicken außerdem
Entscheidungen für oder gegen einen Heißbeschlag bei Pferden mit
dünner Sohle erleichtert werden. Sollte beim Aufbrennen ein
Wegziehen des Hufes den Verdacht auf eine thermische Reizung der
Huflederhaut ergeben, ist ein sofortiges Kühlen des Hufes mit
kaltem Wasser sinnvoll, um die Zeit der Temperaturerhöhung und
damit mögliche Gewebeschäden an der Lederhaut zu minimieren.

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