Seit dem 24 Februar ist die Welt nicht mehr dieselbe. Wir haben 2022 und mitten im zivilisierten, aufgeklärten Europa gibt es Krieg. Ich bin mit Kriegsgeschichten aufgewachsen. Meine Oma erzählte oft

Seit dem 24 Februar ist die Welt nicht mehr dieselbe. Wir haben 2022 und mitten im zivilisierten, aufgeklärten Europa gibt es Krieg. Ich bin mit Kriegsgeschichten aufgewachsen. Meine Oma erzählte oft

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Seit dem 24 Februar ist die Welt nicht mehr dieselbe. Wir haben
2022 und mitten im zivilisierten, aufgeklärten Europa gibt es
Krieg. Ich bin mit Kriegsgeschichten aufgewachsen. Meine Oma
erzählte oft davon, wie sie nach der Schule zitternd im
Straßengraben lag, weil die Bomber über die Stadt flogen und der
nächste Bunker viel zu weit entfernt war. Mein Opa musste als
16-jähriger Junge an die Front und geriet in Gefangenschaft.
Seine eigene Mutter hat ihn nicht erkannt, als er wieder nach
Hause kam, weil er aussah wie ein Geist, ausgehungert und mit
leerem Blick. Ich wusste, dass er deshalb so anders war. Ich
hörte Geschichten von Vergewaltigungen und Grausamkeiten. Diese
schrecklichen Geschichten machten mich unendlich traurig und
dennoch waren es “nur” Geschichten. Ich durfte in Frieden
leben.
Und auch die Bedrohung des Kalten Krieges, die für mich als Kind
zwar immer im Raum stand, hat mich nicht sehr belastet. Meine
Kindheit war behütet und friedvoll. Der schreckliche
Jugoslawien-Krieg tobte direkt mitten in Europa, als Jugendliche
habe ich ihn jedoch mit einem naiven Abstand wahrgenommen. Auch
die brutalen kriegerischen Auseinandersetzungen, die immer wieder
auf anderen Kontinenten wüten, sind fürchterlich und doch spüre
ich da eine gewisse innere Distanz.


Diesen Krieg erlebe ich anders. Er ist irgendwie näher. Er macht
mich fassungslos und bedrückt. Ich bin geschockt, betroffen und
ich fühle mich machtlos. Dieser Krieg trifft uns und und betrifft
uns alle. Und auch wenn wir den Frieden zwischen Russland und
Ukraine nicht herbeiführen können, können wir im Kleinen bei uns
selbst anfangen. Wir können beten, spenden und andere Zeichen für
den Frieden setzen. Und wir können die unterschwelligen Konflikte
und Unstimmigkeiten, die uns persönlich betreffen, genauer
anschauen und hier gezielt den Frieden anstreben. Wir können
bewusst für unseren inneren Frieden sorgen und so mit unserer
Haltung und unserem Verhalten zum Frieden in unserer Umgebung
beitragen. Jeder von uns ist hier ein kleines Licht, aber auch
das kleine Licht darf brennen. Denn auch wenn es 2022 mitten im
aufgeklärten Europa Krieg gibt, dürfen wir aktiv für Frieden
sorgen.

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