Warum sich der Vergleich mit anderen lohnt?

Warum sich der Vergleich mit anderen lohnt?

11 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren


Vergleiche sind im Kontext der Beratungspsychologie, oder des
Coachings verpönt. Vergleiche sind grundsätzlich nicht
hilfreich. 
Für Menschen, die am Boden liegen, geplagt von Depressionen oder
Burnout, sind Vergleiche tatsächlich anmaßend. 
Aber auch wenn wir nicht depressiv sind empfinden wir Vergleiche
in der Regel als nervig und sinnlos. 
Was hilft es einer Marketingleiterin, dass der Einkaufsleiter
gerade mehr Druck hat als sie? Was hat der Leiter der
Finanzabteilung davon, dass die Personalabteilung viel härter von
den Corona-Maßnahmen betroffen ist als sein
Bereich?  
Und doch gibt es Momente, bei welchen wir nachdenklich werden und
berührt sind von Vergleichen. 
Es gab eine Zeit in meinem Leben, als meine Kinder ganz klein
waren, da war mein Alltag sehr herausfordernd. Ich hatte so viel
Arbeit, Pflichten und Probleme, dass ich oft dachte, ich schaffe
es einfach nicht mehr. Ich war so gestresst und so müde, dass ich
nachts meinen Kleinsten gestillt habe und vor Erschöpfung einfach
nur noch weinen konnte. 
In einem solchen Moment habe ich mich an die Geschichte meiner
Großmutter erinnert. In diesem Augenblick habe ich meine
Erschöpfung, die durchaus real war, in Relation zu der
Erschöpfung meiner Oma gestellt. Die Erschöpfung, die sie
empfand, als sie mit fünf kleinen Kindern von der Hand in den
Mund leben musste. Sie hat mit harter körperlicher Arbeit ihr
Geld verdient und dabei selbst auf Essen verzichtet, um die
Kinder satt zu kriegen. 
Durch diesen Vergleich war ich nicht  weniger müde und meine
persönliche Situation war auch nicht besser durch diese
Erinnerung, und doch war es eine Kraftquelle für mich. Daran zu
denken, was meine Oma damals alles geschafft hatte, hat mir Mut
gemacht. Ich dachte, wenn meine Oma damals hungrig und
durchgefroren ihre Kinder zu großartigen Menschen erzogen hat,
werde ich es verdammt nochmal auch schaffen!
Es macht durchaus Sinn, sich auf den Vergleich mit früheren
Generationen einzulassen, die so viel unter den widrigsten
Umständen geleistet haben. Geschäftsleute, die ganze Unternehmen
buchstäblich aus dem Boden der Nachkriegszeit gestampft haben.
Führungskräfte, die Krisen gemeistert haben, die sicher nicht
weniger hart waren, als unsere aktuelle Situation. 
Wenn wir uns mit unseren Eltern und Großeltern vergleichen,
können wir einen Perspektivenwechsel vollziehen und uns darauf
besinnen, was wir haben und was wir können. 
Das kann uns helfen, uns zu erinnern, welche Ressourcen uns hier
und jetzt zur Verfügung stehen, äußerlich und in unserem
Inneren. 
Wenn wir uns auf einen Vergleich einlassen, kann er uns
tatsächlich helfen aus der scheinbaren Machtlosigkeit die
Perspektive der Wirksamkeit anzunehmen. 
Wir können nicht nur positiver in die Zukunft schauen, sondern im
Hier und Jetzt eine Erleichterung verspüren, eine innere Kraft,
die uns hilft, unsere Herausforderungen entspannter
anzugehen. 

Gibt es einen Vergleich, der dir in deiner Situation geholfen
hat?

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: