Bist du auch selbstlos?
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vor 2 Jahren
Selbstlos - ein positiv konnotierter Begriff.
Dennoch, wenn man das Wort genau auf sich wirken lässt, fühlt es
ich irgendwie erschreckend an, nach einer tiefen Leere.
Selbst-LOS ...
Vor knapp 15 Jahren sagte eine Freundin - eine großartige Mutter
und Macher-Frau – zu mir: “Du bist so selbstlos.” Ich fand diesen
Begriff damals zunächst extrem altmodisch, wer sagt heute noch
selbstlos? Aber ich habe nachgedacht, denn sie hat es damals
keineswegs positiv oder als Kompliment gemeint. Sie war erst
wenige Jahre in Deutschland, ihr Sprachgefühl war etwas anders
und für sie war der Begriff absolut negativ besetzt.
Sie sagte: “Für deine Familie und für dein Team tust du alles. Du
bist eine Super-Mutter und eine tolle Kollegin. Du bist perfekt
organisiert und diszipliniert und bekommst Arbeit und Familie
großartig vereinbart.” Dann zählte sie noch eine ganze Reihe an
Aufgaben auf, die ich so nebenbei erledigte. Schließlich fragte
sie: „... und wo bist du? Merkst du nicht, dass sich deine
Persönlichkeit und dein Esprit immer mehr in deiner
Selbstlosigkeit auflösen?“
Es gibt Fragen, die wirken nach, sie stoßen etwas an, was man
tief in sich vergraben hat. Meine Kinder waren damals noch klein
und natürlich haben sie mich gebraucht und ich war voll für sie
da. Familie, Arbeit und Ehrenamt standen in meinem
Selbstverständnis an erster Stelle. Aber was war mit mir, mit
meinen Bedürfnissen? Tatsächlich konnte ich nicht mal wirklich
sagen, welche Bedürfnisse ich hatte.
Und sehr häufig berichten mir Kunden von ähnlichen Situationen.
Sie kümmern sich um ihr Team, um ihre Freunde und Familie,
versuchen es ihrem Chef recht zu machen und ihre Mitarbeiter zu
entlasten. Sie schlichten Teamkonflikte, arbeiten Berge von
Aufgaben ab, machen jeden Tag Überstunden und kümmern sich nach
Feierabend um ihre Familie und die Probleme ihrer Freunde.
Aber wer kümmert sich um sie?
Ihre persönlichen Bedürfnisse treten immer mehr in den
Hintergrund. Das geht so weit, dass sie sie gar nicht mehr spüren
und schon gar nicht formulieren können. Sie funktionieren von Tag
zu Tag, von Woche zu Woche. Nur das Gefühl von Müdigkeit und
Leere wird immer größer. Sie sind sich selbst los.
Diese Selbstlosigkeit geht aber nicht selten in Erschöpfung oder
Sinnlosigkeit über. Bevor das passiert, sollten wir damit
aufhören, selbstlos zu sein und selbstBEWUSST werden und
anfangen, uns um uns selbst zu kümmern. Der erste Schritt dahin
ist, sich die frage zu stellen: “Was will ich?”
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