“Der Weg ist das Ziel.”
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Beschreibung
vor 3 Jahren
“Der Weg ist das Ziel.” Dieser in der fernöstlichen Philosophie
verankerter Spruch war der Lieblingsspruch einer meiner Lehrer in
meiner Ausbildung. In meiner Klasse war er damals zu einem
Running Gag geworden und auch ich musste immer wieder darüber
schmunzeln. Dennoch speicherte ich diesen Spruch in meiner
Sprüchesammlung unter der Rubrik: da muss ich mal in Ruhe darüber
nachdenken. Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte sofort
darüber nachgedacht und diesen Spruch verinnerlicht …
Aber, wie die meisten meiner Freunde, Verwandten und Bekannten,
begab ich mich sehr schnell auf den Weg zum Ziel. Und mein Ziel
war definitiv nicht der Weg. Das Ziel war immer wieder neu. Auf
dem Weg zum Ziel hat mich ständig der Gedanke begleitet: “Wenn
ich dieses Ziel erreicht habe, dann kann ich endlich anfangen zu
leben, dann bin ich angekommen.”
Und so lief ich von einem erreichten Ziel zum nächsten. Wenn ich
mein Abi bestanden habe, dann bin ich am Ziel. Wenn ich die
Seminararbeit abgegeben habe, dann habe ich das Ziel erreicht.
Wenn ich den Studienabschluss habe… Wenn ich den Job habe… Wenn
ich diese Position habe... Wenn ich das Gehalt erreicht habe…
Wenn der neue Kollege eingearbeitet ist… Sobald das neue Tool
etabliert ist… Wenn das neue Projekt zu Ende ist … Wenn diese
Phase überstanden oder jene Phase vorbei ist… wenn, wenn, wenn…
Kleine und große Ziele reihten sich aneinander, und der Weg
fühlte sich an, wie ein Laufband, das sich immer schneller und
schneller bewegte. Egal welches Ziel ich erreichte, ich hatte nie
wirklich das Gefühl, angekommen zu sein. Es gab immer ein neues
Ziel, das ich erst erreichen musste.
Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht das Laufband
wechseln sollte. In einer anderen Firma wird es sicher besser, da
bewegen sich die Laufbänder sicherlich langsamer und entspannter,
da kann ich bestimmt einfacher ankommen. Und so wechselte ich das
Laufband, in der vollen Überzeugung, diesmal wird alles anders,
diesmal wird es gemütlich und ich werde endlich genug Zeit haben
für meine Kinder, meine Familie, vielleicht sogar für mich… Aber
auch dieses Laufband drehte sich in kürzester Zeit so schnell,
dass ich das Gefühl hatte, im hohen Bogen herauszufallen.
Und als ich mal wieder auf meinem Laufband, erschöpft, aber
entschlossen wie immer, einem neuen Ziel hinterhereilte,
stolperte ich zufällig über diesen, inzwischen altbekannten
Spruch: “Der Weg ist das Ziel.”
Der Weg ist das Ziel! Ich habe einige Tausende von Kilometern
gemacht, ohne zu wissen, dass ich schon längst angekommen bin!
Ich habe nicht verstanden, dass ich den Weg auch gemütlich laufen
kann, dass immer wieder eine Bank da ist, um kurz innezuhalten
und dass ich am Wegesrand auch picknicken darf. Mir war nicht
bewusst, wie wunderschön dieser Weg ist und dass ich ihn genießen
darf. In meinem Fokus auf meine Ziele habe ich den Weg völlig
ausgeblendet.
Aber unsere Ziele sind nur bestimmte Stationen auf unserem Weg,
die wir anstreben dürfen. Wir sollen auch feiern, wenn wir sie
erreichen. Aber unser Leben besteht aus dem Weg, der zu diesen
Zielen führt.
Jeder einzelne Augenblick auf diesem Weg ist genauso wertvoll,
wie die Momente, in denen wir unsere Ziele erreichen. Wir dürfen
jeden einzelnen Augenblick auf diesem Weg schätzen und ihn ganz
bewusst genießen. Wenn wir diesen Weg achtsam gehen, verstehen
wir, dass dieser unser Weg das eigentliche Ziel ist. Und wenn der
Weg das Ziel ist, dann sind wir bereits angekommen.
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