Der Meeresspiegelanstieg als Klima-Thermometer

Der Meeresspiegelanstieg als Klima-Thermometer

29 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Expert*innenpodcast der Uni Bonn zu aktuellen Themen.

Beschreibung

vor 10 Monaten

Im Hypothesen-Podcast erklärt Prof. Dr. Jürgen Kusche, welche
Auswirkungen der klimabedingte Meeresspiegelanstieg hat und wie
man ihn messen kann.


Dass der Anstieg des Meeresspiegels ein Zeichen für den rasch
voranschreitenden Klimawandel ist, dürfte allgemein bekannt sein.
Dass er auch als präziser Indikator für den Zustand des
Klimasystems genutzt werden kann, weiß Prof. Dr. Jürgen Kusche
vom Institut für Geodäsie und Geoinformation. Im aktuellen
Hypothese-Podcast spricht er über seine Forschung. Seine
Hypothese: Der globale Meeresspiegelanstieg - Fieberthermometer
für das Klimasystem und Bedrohung für Millionen von Menschen.


Laut Professor Kusche ist der Meeresspiegelanstieg eine Art
Fieberthermometer für die Erde, das Aufschluss über
Temperaturveränderungen und deren Auswirkungen gibt.


Seit Jahrhunderten wird der Wasserstand an den Küsten mit Pegeln
beobachtet. Durch die Auswertung weltweiter satellitengestützter
Messungen können die Forschenden des Instituts historischen
Messungen nun besser verstehen. Sie können den Meeresspiegel
millimetergenau erfassen und so Veränderungen auf globaler Ebene
verfolgen. Damit ist es möglich, den Meeresspiegelanstiege nicht
nur als globales Phänomen zu betrachten, sondern auch regionale
Unterschiede zu analysieren. Es wird bewusst von Meeresspiegeln
gesprochen, da sich die diese an allen Küsten unterschiedlich
entwickeln.


Ein besonderer Schwerpunkt der Forschung liegt auf der
Integration historischer Messdaten mit modernen
Satellitenmessungen. Wie das genau funktioniert und wohin die
Entwicklung geht, erzählt er im Podcast. So wird es möglich, den
Meeresspiegelanstieg über lange Zeiträume zu verfolgen und
zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Dabei kommt auch der neue
Höchstleistungsrechner „Marvin“ der Universität Bonn zum Einsatz.


Die Forschungsergebnisse haben auch weitreichende
gesellschaftliche Auswirkungen. Wären heute alle Gletscher und
Eispanzer in der Arktis und auf Grönland abgeschmolzen, stünde
Bonn bereits unter Wasser. Vor allem aber Küstenregionen und
Inselstaaten sind bereits heute oder in absehbarer Zukunft vom
Anstieg des Meeresspiegels bedroht. „Wir müssen aber damit
rechnen, dass sich der globale Anstieg in den nächsten 200 bis
300 Jahren beschleunigt fortsetzt“. Die Forschungsergebnisse
liefern wichtige Erkenntnisse für die Entwicklung von
Anpassungsstrategien und den Küstenschutz.


Professor Kusche betont die Notwendigkeit weltweiter Maßnahmen
zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Reduzierung der
Treibhausgasemissionen. "Der Meeresspiegelanstieg ist ein
globales Problem, das nur durch koordinierte internationale
Zusammenarbeit gelöst werden kann", erklärt er. „Die
Geschwindigkeit des Anstiegs war noch nie so hoch wie heute.“


Die Forschung des Instituts für Geodäsie und Geoinformation der
Universität Bonn trägt wesentlich dazu bei, unser Verständnis des
globalen Meeresspiegelanstiegs zu vertiefen und die Grundlagen
für wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu schaffen.

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