#19 Schützenbruder am Grenzübergang Effeld
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Hier an der Grenze konnte man früher mit Kaffee bare
Münze machen.
"Genau hier auf holländischer Seite, steht seit der Zeit vor dem
Zweiten Weltkrieges ein Haus, im Volksmund schon immer „Et
Männke“ genannt. So hießen der Laden und die Gaststätte, die vom
Geschwisterpaar Harry und Mie betrieben wurden. Und dort gab es
so herrlichen und günstigen Kaffee, wie man ihn bei uns nie
bekommen hätte.
Das Problem: früher war der Grenzübertritt an dieser Stelle
verboten. Nach Holland durften wir nur am offiziellen
Grenzübergang und nur mit gültigem Reisepass einreisen – nach
einer gründlichen Kontrolle der Zöllner versteht sich!
Das war aber auch der Grund, weshalb das Geschäft bei Harry und
Mie so florierte. An der Rückseite des Hauses gab es nämlich ein
Loch in der Hecke und eine unscheinbare Hintertür, durch die wir
alle regelmäßig ein- und ausgingen. Bis 1953 war die Kaffeesteuer
ja so hoch, zuletzt 10 DM pro Kilo, dass wir uns unseren Kaffee
bald nicht mehr hätten leisten können – hätte es da nicht „Et
Männke“ gegeben.
Eine Geschichte ist besonders hängen geblieben: Seit Generationen
war es hier in Effeld Brauch, dass am Kirmesmontag die
Schützenbruderschaft nach der Messe gemeinsam über die Grenze
nach „Et Männke“ marschierte. Einmal, um den billigen Genever zu
trinken, aber auch um ordentlich Geld zu sparen! Zudem sollten
Harry und Mie etwas verdienen, da sie sich beim alljährlichen
Effelder Königsball immer sehr spendabel zeigten.
An einem Montagmorgen vor einigen Jahrzehnten war es mal wieder
so weit. Der Schützenmajor wunderte sich noch über die große
Beteiligung, denn sogar die halbe Jungfrauen-Kongregation
marschierte im Gefolge. Nach etwa 2 Stunden bei Harry und Mie
machten wir uns alle dann wieder auf den Rückweg.
Die Stimmung war famos: die Musik bliess aus allen Knopflöchern.
Jeder Schütze hatte ein Mädchen im Arm und der aufmerksame
Beobachter musste feststellen, dass sich alle in dieser kurzen
Zeit sehr verändert hatten. Wie pralle Hafersäcke sahen die Rock-
und Hosentaschen aus. Die Federhüte saßen erstaunlich hoch auf
den Köpfen und die Damen hatten in den zwei Stunden merklich an
Körperform zugenommen. Mühsam schleppten zwei Schützenkameraden
die dicke Trommel und die Schläge auf dem Kalbsfell klangen
auffallend dumpf.
An der Grenze am Anfang des Dorfes standen drei Zöllner. Sie
waren schon seit einiger Zeit in Effeld stationiert und kannten
den alten Brauch. Der Schützengeneral erfasste die Situation
blitzartig. Als die Spitze des heiteren Schützenzuges bei dem
Zöllnertrio angelangt war, erscholl sein Kommando „Achtung, die
Augen links“.
Und mit pochendem Herzen, aufgeblähten Taschen und spannenden
Röcken marschierte die Schützen im Stechschritt an den dreien
vorbei. Den Zöllnern schwoll bei dieser Achtungsbezeugung die
Brust! Der eine zwirbelte seinen Schnäuzer, der andere legte
gelassen die Hand an den Mützenschirm zum Dank und Gruß.
In Effeld angekommen, machten wir Schützen Halt an der
Wirtschaft. Kaum war das „Weggetreten“ verklungen, da stob der
ganze Zug wie eine erlöste Herde auseinander. Alle eilten nach
Hause und verstauten das wertvolle Gut. Nachmittags waren alle
Schützen und ihre Bräute dann wieder zur Stelle. Diesmal jedoch
gestriegelt und schlank und rank wie eh und je.
In allen Häusern hat es während dieser Kirmes besonders lieblich
nach Kaffee geduftet. Die Zöllner kamen abends ebenfalls zur
Kirmes und wurden natürlich von der Schützenbrüderschaft
ausgiebig ausgehalten."
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen
Geschichten an! Oder erlebe sie einfach selbst auf Deiner Tour
zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange in Belgien und der
Mündung in die Maas bei Roermond in den Niederlanden.
Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem
RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
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