Beschreibung

vor 3 Jahren

Ich bin Ingenieur, Architekt und Forstwirt – alles in
einem.


"Gefällt Dir meine Arbeit? Immerhin habe ich in der Gegend hier
schon einiges bewegt und einige meiner Bauwerke sind ja durchaus
bemerkenswert. Wobei ich zugeben muss, dass nicht alles von mir
ist: mein Großvater war 2005 der erste, der hier in der Gegend
seit langer Zeit mal wieder Zahn angelegt hat. Und mein Großvater
war es auch, der mir beigebracht hat, was es heißt ein Biber zu
sein: nämlich Ingenieur, Architekt und Forstwirt – alles in
einem.


Immerhin analysiere ich ganze Flusssysteme, um zu prüfen, wo ich
mit meiner Familie Dämme errichten muss, damit Wasser aufgestaut
wird und wir unsere Burg bauen können. Das ist gar nicht so
einfach, denn das Wasser muss so tief sein, dass wir problemlos
darin schwimmen können, und der Teich auch im Winter nicht bis
zum Boden durchfriert. Das ist besonders wichtig, da der Eingang
zu unserer Burg immer unter Wasser liegt. Einerseits sind wir so
vor Angreifern geschützt und können andererseits auch im Winter
noch nach Knabbereien tauchen.


Für unsere Bauprojekte beschaffen wir uns übrigens auch die
Materialien selbst: Das heißt Bäume auswählen, fällen,
zerkleinern und alles bis zum Damm oder der Burg schleppen. Das
ist teilweise echt ganz schön viel Arbeit, daher naschen wir auch
schon mal den ein oder anderen jungen Trieb zwischendurch.


Übrigens – neben euch Menschen sind wir Biber die einzigen
Säugetiere, die so aktiv in die Natur eingreifen! Ob das
Konfliktpotential hervorbringt? Na und ob! Aber mein Großvater
hat mir einmal beigebracht: actio = reactio. Sprich: jede Kraft
erzeugt eine Gegenkraft.


In meinem Fall bedeutet das zwei Dinge: Wenn ich aus einem
fließenden Bach einen Teich mache, dann vertreibe ich zwar
Libellen, die auf Fließgewässer angewiesen sind. Aber
andererseits freuen sich Arten wie der Eisvogel über steile
Uferwände für ihre Brutröhren. Diese entstehen, wenn ich das Ufer
so lange untergrabe, bis es abrutscht. Wie ihr seht, sorge ich
ganz nebenbei für einen steten Wandel in der Natur. Die
verkraftet das in der Regel auch wirklich gut.


Eine andere Spezies sieht die Sache hingegen etwas weniger
entspannt: Bauern oder Gemeindearbeitern zum Beispiel. Die
beschweren sich nämlich manchmal, weil ein Radweg einzustürzen
droht, ein Acker plötzlich ein paar Quadratmeter kleiner oder gar
überflutet wird. Aber hey, so ist das, wenn wir uns hier im Kreis
so eng auf den Pelz rücken.


Allerdings zeigen mir die Kollegen vom Umweltamt mittlerweile,
welche Bäume tabu sind und binden Metallgitter drumherum, spannen
Elektrozäune oder bemalen die Stämme der Bäume mit einem Anstrich
aus Leim und Quarzsand. „Wöbra“ nennen sie das – das schmeckt
echt nicht gut und der Sand quietscht auch noch fürchterlich
zwischen den Zähnen: Jedenfalls klappt das ganz gut und wir
werden uns so langsam einig, wer was darf und was nicht.


Manchmal, wenn wir überhaupt keine gemeinsame Lösung finden
können, dann kommt es aber auch schon mal vor, dass ich
umgesiedelt werde. Dorthin, wo es dann für alle Beteiligten
entspannter ist. Das Umsiedeln scheint hier in der Region ja auch
nichts Ungewöhnliches zu sein, wie mir die Leute aus Pleusshütte
und Inden erzählt haben.


Mir und meiner Familie gefällt es jedenfalls super hier an der
Rur. Das ist wirklich ein traumhaft schönes Zuhause und mit den
Nachbarn werden wir uns bestimmt auch irgendwann einig. So, ich
muss dann auch mal wieder. War nett mit Ihnen zu plaudern. Ach
und wenn Sie die Augen offenhalten, sehen Sie bestimmt eines
unserer Bauwerke oder zumindest Spuren unserer Arbeit. Sie wissen
ja: wo genagt wird, fallen Späne."


Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!


Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem
RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de

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