#17 Opa mit Enkelkind am Millicher Bach
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Die Rur als Gewässer erfährt jetzt einen erneuten Wandel,
der sie wieder dahin zurückbringen soll, wo sie einst gewesen
ist: leicht, unbeschwerlich, natürlich.
"Als ich noch ein Kind war, damals in den 1940er Jahren, da war
die Rur noch ein ganz anderer Fluss. In vielen Kurven schlängelte
sie sich ganz wild durch die Region, hatte klare Buchten und
Windungen und brachte mal viel und mal weniger Wasser mit sich.
Im Sommer, wenn die Rur unter der heißen Sonne und mit nur wenig
Wasser ganz langsam dahinfloss, waren alle Kinder der Umgebung am
Wasser. Wir haben hier alle in den seichten Stellen des Flusses
das Schwimmen gelernt.
Als wir größer waren, sind wir dann an den tieferen Stellen sogar
von Bäumen aus hineingesprungen. Mein Vater hat mir damals an den
Wochenenden hier das Angeln beigebracht. Wir haben damals sogar
noch Lachse gefangen, stellen Sie sich das mal vor.
Im Winter, als die Rur regelmäßig über die Ufer trat und die
angrenzenden Wiesen meterweit unter Wasser setzte, verdienten wir
uns an den Wochenenden und nach der Schule auch ein paar Mark mit
dem Hochwasser dazu: weil das Wasser dann manchmal bis zum
Ortsrand reichte, konnten wir ganz einfach die Autos der Nachbarn
waschen, ohne Wassereimer schleppen zu müssen.
Und wenn die überschwemmten Wiesen zugefroren waren, nutzen wir
die natürlich, um auf der Eisfläche zu „höscheln“. So nannten wir
das damals, wenn wir mit viel Anlauf und unseren Schuhen über das
Eis gerutscht sind. Schlittschuhe hatten damals ja noch die
wenigsten Kinder. Aber Spaß hat es auch so gemacht.
Aber die Rur war damals natürlich nicht nur ein Spielparadies für
uns Kinder. In den Überschwemmungsgebieten haben die Korbmacher
der Region ihre Weiden angebaut. Die prägten damals die ganze
Landschaft und lieferten ihnen die Rohstoffe für ein gutes
Auskommen.
Weil die Rur mit ihren vielen Überschwemmungen aber so
unberechenbar war, stellte sie für die Menschen, die hier am
Fluss lebten oder die Handwerker, die hier ihre Werkstätten
hatten, aber auch schon immer eine Bedrohung dar.
Meinem Onkel ist das noch öfters passiert. Der war einer dieser
Korbmacher hier an der Rur. Der kam im Frühjahr oft nicht mehr in
seine Werkstatt, weil die einen Meter unter Wasser stand. Seine
fertigen Waren musste er immer auf den Dachboden bringen um sie
dort sicher aufbewahren zu können.
Und um dieses Risiko einzudämmen, wurden Anfang des 20.
Jahrhunderts die Rur dann stark verändert. Im Oberlauf haben sie
Talsperren gebaut, im Mittel- und hier im Unterlauf den einst so
wilden Flussverlauf begradigt, überall haben sie Wehre und kleine
Staustufen installiert und oben drauf die Rur dann auch noch
eingedeicht und in ein noch engeres Korsett gezwängt.
Bei Hochwasser konnte das Wasser auf diese Weise zwar schneller
abgeführt, die saisonalen Schwankungen durch die Stauseen
ausgeglichen und dort, wo früher Feuchtwiesen und Auen waren
konnten die Flächen nun als Felder für die Landwirtschaft genutzt
werden.
Aber das war natürlich auch das Ende der wilden Rur, wie ich sie
aus meiner Kindheit kannte. Darum gibt es heute auch keine Lachse
mehr: denn wegen der vielen Wehre können die nicht mehr zum
Laichen bis in den oberen Rurlauf wandern.
Aber, so langsam merken die Leute, dass das, was man früher
gemacht hat auch nicht immer gut war und denken heute wieder
andersherum: Der Uferlauf wird wieder endgradig, ehemalige
Altarme wieder angeschlossen und sogar Wehre werden vollständig
zurückgebaut, damit sie für die Lachse und andere Flusstiere
keine Hindernisse mehr darstellen.
Und durch diesen zweiten Wandel, den die Rur nun durchläuft, kann
ich mit meinen Enkeln die natürliche Schönheit der Rur wieder
kennenlernen – beim Angeln zum Beispiel. Und Dank der
Renaturierung nisten nun hier auch wieder andere Vögel, wie
beispielsweise der Eisvogel."
Mehr zum RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
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