#12 Großmutter aus Düren
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Düren ist heute eines der führenden Zentren der
Papierindustrie in Europa.
"Hier in der Schublade müsste doch irgendwo das Briefpapier mit
dem schönen Wasserzeichen sein. Ach ja, hier. Mein alter
Füllfederhalter liegt hier, sehr gut. So jetzt aber:
Meine liebste Enkelin Sophie,
du hast mich in deinem letzten Brief gefragt, woher das schöne
Papier stammt auf dem ich dir immer meine Briefe schreibe. Das
will ich dir gerne sagen, aber ausholen muss ich auch ein wenig:
Angefangen hat alles mit unserer Rur, die ich auch gerade so
schön durch das offene Fenster vor mir glucksen höre. Denn, wie
du vielleicht weißt, braucht es gutes Wasser, um gutes Papier
herzustellen. Und weil für diesen Prozess sehr viel und vor allem
weiches, also kalkarmes Wasser gebraucht wird, hat hier an der
Rur, die diese Voraussetzungen hat, schon vor über 400 Jahren die
Papierherstellung in den ersten Papiermühlen begonnen. Durch das
milde Klima in unserer Gegend wuchsen auf den Feldern um Düren
die Flachspflanzen besonders gut. Aus diesen hat man Leinen
gewonnen und daraus Kleidung gemacht.
Wenn die Kleidungsstücke verschlissen waren, wurden sie Lumpen
genannt und waren bei Papiermachern begehrt, denn diese waren
früher der Hauptrohstoff zum Papiermachen. Und um auf einem
Briefpapier mit dem Füllfederhalter schreiben zu können, muss das
Papier mit Leim bestrichen werden. Sonst könntest du gar nicht
lesen, was ich schreibe, weil die Tinte verlaufen würde. Die
Papiermacher kochten früher ihren Leim aus Schafsfüßen, denn
Schafe gab es hier an der Rur ebenfalls zuhauf. Die Wolle der
Schafe wurde nämlich auch zur Herstellung von Filztüchern
genutzt, die gebraucht wurden um den nassen Papierbogen abzulegen
und zu pressen.
In den vergangenen Jahrhunderten, haben dann 70 Papiermühlen die
Region hier um Düren, zum Zentrum der deutschen Papierherstellung
gemacht. Das „Silicon Valley der Papierindustrie“ nennen Sie es
heute, weil sich noch über 160 Firmen, mit der Papierherstellung,
-verarbeitung oder -zulieferung beschäftigen.
Um ihre Mühlen antreiben zu können und immer genügend Wasser für
die Herstellung des Papiers zu haben, haben die Papiermüller
schon sehr früh Mühlenteiche angelegt, Wehre gebaut um, damit
immer einen gleichmäßigen Wasserlauf zu garantieren. Einige
dieser Teiche kann man sogar heute noch sehen. Jedenfalls ist
Düren schon seit langer Zeit aufgrund der guten Wasserqualität
der Rur und der langen Erfahrung in der Herstellung und
Verarbeitung von Papier im ganzen Land und darüber hinaus
bekannt.
Sogar unsere Verfassung wurde auf Papier aus der Dürener Region
gedruckt. Darauf sind hier natürlich alle total stolz. Ganz viele
Papierbetriebe reihen sich entlang der Rur wie Perlen auf einer
Kette, und im Dürener Stadtkern steht sogar noch eine
Papierfabrik, die im Jahr 1710 von „Rüttger von Scheven“
gegründet wurde. Die ist sogar noch in Betrieb!
Wenn du mich mal wieder besuchen kommst, fahren wir mal mit dem
Rad die Rur entlang und schauen uns die Papierlandschaft genauer
an. Dann besuchen wir auch das Papiermuseum, dort wird die
Geschichte des Papiers und deren Bedeutung in der heutigen Zeit
präsentiert. Danach kaufe ich dir auch so ein schönes Dürener
Papier, auf dem du in Zukunft deine Briefe schreiben kannst. Ich
hoffe, du weißt jetzt, woher mein schönes Papier stammt und
kommst mich bald wieder einmal besuchen!
Liebe Grüße, deine Oma Erna
So, jetzt nur noch in den Umschlag … die Briefmarke aufkleben …
Mensch was nicht alles aus Papier ist … so fertig. Ach ja, fast
zu schön, um ihn zu verschicken."
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen
Geschichten an! Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem
RurUfer-Radweg!
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem
RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
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