#06 Nationalpark-Ranger im Nationalpark Eifel
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Als Waldarbeiter habe ich den Wert des Waldes früher nur
in Kubikmetern gemessen. Heute weiß ich, dass der Wald für uns
Menschen sehr viel mehr ist als nur eine große Menge
Nutzholz.
"Hier an dieser Buche möchte ich Dir erklären, welchen Wandel der
Nationalpark mit sich gebracht hat und wie er vor allem mein
Leben verändert hat. Sehen sie wie verdreht der Baum ist, dort
oben ist er sogar eingerissen.
Früher, als ich noch als Forstwirt hier in der Eifel gearbeitet
habe, war das Brennholz für mich. In meiner Ausbildung habe ich
gelernt, wie schnell ein Baum wächst, und wann er geerntet werden
kann, wie viele Bäume nachgepflanzt und wie sie gepflegt werden
müssen, damit sie gerade wachsen und das Holz wertvoller wird.
Natürlich habe ich auch gelernt, wie viel ein Baum wert ist,
nachdem er gefällt wurde. Als Forstwirt habe ich den Wert der
Bäume und den eines Waldes daher immer in Kubikmetern Holz und
Euro gemessen. Das ist auch der Grund weshalb auch heute noch
zwei Herzen in meiner Brust schlagen: das des Forstwirts und das
des Nationalpark-Rangers.
Aber weil ich vor der Gründung des Nationalparks 20 Jahre lang
als Forstwirt gearbeitet habe, kann ich Ihnen eben auch sagen,
dass wir nicht viel Geld für diesen Baum verlangen könnten, wenn
wir in fällen und verkaufen würden.
Was ich Dir aber auch sagen kann ist, dass der Wert dieses Baumes
für die Natur immens höher ist. Dieser „Natur-Wert“ aber nur sehr
schwer in Geld umzurechnen ist. Dort oben in dem Riss könnten
bspw. Fledermäuse nisten, ein Käuzchen auf die Dämmerung warten
oder ein Hirschkäfer gerade seine Eier ablegen. Wie viel ist so
etwas wert? Wie viel sind 30 Hirschkäfer-Eier wert? Wie viel wäre
dieser Baum wert, wenn in ihm die letzten Exemplare einer als
ausgestorben geglaubten oder noch nicht entdeckten Art leben
würden?
Ich kann es Dir jedenfalls nicht beantworten. Wir müssen uns das
eben selbst fragen: wie wertvoll ist dieser Baum als Lebensraum?
Du wirst auf diese Weise sehr schnell bemerken, dass der Wert
dieses Baumes weit größer ist, als der reine Wert des Holzes.
Und genau das ist es, was sich bei mir gewandelt hat, meine Sicht
auf die Dinge: Heute nehme ich solche Bäume ganz anders wahr. Wie
alt sie sind, was sie schon alles mitgemacht und überstanden
haben, welchen Wert sie für andere Tiere und Pflanzen haben.
So habe ich früher einfach nicht gedacht, da habe ich die Bäume
gefällt wie es in meinem Arbeitsauftrag stand. Während meiner
Fortbildung zum Ranger wurde mir dann aber immer bewusster, dass
der Baum – egal in welchem Zustand er sich befindet – eine
wichtige Funktion im Wald besitzt. Ich wusste zwar vorher schon
viel über Bäume und den Wald, aber eben aus einem anderen
Blickwinkel. Und so ist es heute eine ganz andere Art der
Wertschätzung, mit der ich Bäume und den Wald betrachte.
Das bedeutet aber nicht, dass wir alle Bäume und Wälder nur noch
als Lebensraum betrachten und „Natur Natur sein lassen“, wie wir
es hier im Nationalpark tun. Denn Holz ist ein sehr nachhaltiger
Rohstoff, den wir auch in Zukunft benötigen.
Und deshalb macht es auch weiterhin Sinn, diesen zu nutzen. Aber
Gebiete, in denen schon ganz lange oder sogar noch nie Bäume
gefällt wurden, die sind eben besonders wichtig als Lebensraum
für Tiere und Pflanzen und auch für uns Menschen. Diese stellen
wir unter Schutz und versuchen ihnen dabei zu helfen, sich als
Lebensraum wieder ungestört entfalten zu können.
Und ein Nationalpark ist ein Schritt um diesen
Entwicklungsprozess hin zu möglichst ungestörter Natur zu
ermöglichen."
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