#02 Prior Stephan Horrichem vom Kloster Reichenstein
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Ein Kloster ist für die Menschen da – erst recht in
furchtbaren Zeiten.
"Im ganzen Land herrschen Zerstörung, Hunger Not und Elend.
Marodierende Soldaten machen die Dörfer unsicher und ein Teil der
Menschen haust schon in den Wäldern. Ganze Landstriche sind
zerstört und entvölkert! Gott sei Dank ist es in unserer Gegend
nicht ganz so schlimm. Aber trotzdem! Und unser Kloster sieht
auch nicht gut aus. Nach dem verheerenden Brand 1543, wurde an
den Stallungen, den Wirtschafts- und den Nebengebäuden immer nur
das Notdürftigste ausgebessert. Selbst unsere Kirche ist noch
nicht wieder richtig aufgebaut. Aber wie soll ich es schaffen in
diesen Zeiten auch noch das Kloster zu sanieren?
Die Leute können doch vor lauter Hunger ihr Handwerkszeug kaum
halten. Die armen Bauern und Handwerker in der Gegend sind doch
gänzlich damit beschäftigt ihr Hab und Gut und ihre Liebsten zu
beschützen. Nein, das mit der Sanierung muss warten! Dafür ist
Zeit, wenn sich das Land von diesem scheußlichen Krieg erholt hat
und die Bauern und jungen Burschen nicht mehr eher schlecht als
recht bewaffnet durch die Lande ziehen müssen, sondern endlich
wieder ihre Felder bestellen können. Wer soll denn später
überhaupt noch in die Kirchen kommen, wenn die Leute vor Hunger
sterben und ganze Dörfer verschwinden?
Ist ein Prior nicht dazu da, den Menschen in schlechten Zeiten
beizustehen, so wie es unser gütiger Herr Jesus Christus auch
getan hat? Sollte ich als Oberster dieses Klosters nicht
auch so handeln wie er und den Leuten allen Widrigkeiten zum
Trotz Beistand leisten in diesen schweren Zeiten?
Von den armen Bauern weiß doch kaum einer, wer gegen wen und
warum überhaupt kämpft. Seit dem Prager Fenstersturz 1618 schlägt
sich ganz Europa gegenseitig die Köpfe ein und niemand ist mehr
sicher. Jeden Moment kann die nächste marodierende Horde
einfallen. Dann zerstören sie erneut, was die Leute mühsam aus
Schutt und Asche wiederaufgebaut haben, töten noch mehr Menschen
und hinterlassen neues Elend. Wie soll das nur weiter gehen?
Aber irgendwas muss ich doch tun können … Wo liegt gleich noch
mein altes, abgetragenes Gewand, dass ich immer für die
Gartenarbeit anziehe – ah hier. Ja das sollte funktionieren! Noch
etwas Dreck im Gesicht und an den Händen und ich gehe glatt als
Bauer durch … Ja, zwei Säcke von Vorräten sollte ich tragen
können. Wenn ich jetzt loslaufe, schaffe ich es noch bis vor
Einbruch der Dunkelheit, ein paar Höfe zu besuchen und wenigstens
etwas an Gemüse, Brot, Trost und geistlichen Beistand zu spenden.
Also los! Ich werde nicht tatenlos zusehen und warten, bis der
Krieg vorbei ist. Ich packe mit an und werde helfen die
zerstörten Höfe wiederaufzubauen – So wahr mir Gott helfe!"
Lust auf mehr? Dann hör Dir auch gleich noch die anderen
Geschichten an! Oder erlebe sie einfach selbst auf Deiner Tour
zwischen der Quelle im Hohen Venn bei Botrange in Belgien und der
Mündung in die Maas bei Roermond in den Niederlanden. An den
interaktiven Rast- und Erlebnisstationen entlang der Strecke
erzählen Zeitzeugen eindrucksvoll über ihr Leben an und mit der
Rur.
Bis bald und eine gute Fahrt für Dich auf dem RurUfer-Radweg!
Infos und Tipps für Deine individuelle Tour auf dem
RurUfer-Radweg findest Du auf www.rurufer-radweg.de
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