Beschreibung

vor 12 Jahren
Kontext: Dysphagien stellen bei Parkinson-Syndromen einen negativen
prognostischen Prädiktor für die verbleibende Überlebenszeit dar.
Sie führen zu Aspirationen, Aspirationspneumonien, Malnutrition und
Dehydration und schränken die Lebensqualität der Patienten massiv
ein. Die aktuelle Studienlage weist darauf hin, dass die
durchschnittliche Überlebensdauer von Parkinson-Patienten mit
manifester Dysphagie bei ein bis zwei Jahren liegt und
(Aspirations-) Pneumonien eine der häufigsten Todesursachen sind.
Problem: Dysphagien werden in der Regel zu spät erkannt und eine
entsprechende Therapie beginnt zumeist erst bei massiveren
Schluckstörungen mit Gesundheitsschäden. Standardmäßige
Schluckdiagnostiken zur Profilaxe werden bislang nicht durchgeführt
und ausreichend valide Screening-Tools, wie etwa
Patientenfragebögen zur Evaluierung von Schluckstörungen bei
Parkinson-Patienten, fehlen in der klinischen Praxis. Beitrag:
Diese Dissertation stellt den 26-Item-umfassenden Münchener
Dysphagie Test – Parkinson’s Disease (MDT-PD) vor, ein
Screeningverfahren in Form eines klinischen Patientenfragebogens
zur Früherkennung von Schluckstörungen und ihrer Graduierung bei
idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) einschließlich einer
bedienerfreundlichen Web- Applikation zur schnellen und örtlich
flexiblen Auswertung (Betriebssystemunterstützung: Windows, Mac OS,
iOS, Android u.a.). Daneben werden zwei Befundungsbögen zur
standardisierten klinischen und videoendoskopischen
Schluck-Diagnostik vorgestellt, welche klar definierte, ordinale
Symptom-Rating-Skalen beinhalten. Methoden/ Validation: Der
innerhalb drei Phasen und einem Pre-Test entwickelte Fragebogen
wurde in einer Studie mit 82 IPS-Probanden unter Ausschluss von
vordiagnostizierter Schluckstörung, Demenz oder chronischer
Depression evaluiert (m=46, w=36; Ø Alter ± Standardabweichung:
70,9 J. ± 8,7 J.; Ø Erkrankungsdauer nach Erstdiagnose: 11,0 J. ±
6,3 J.; Ø H&Y: 3,3; Ø UPDRS III: 29,5 P. ± 13,3 P.). Als
Vergleichsparameter kamen die neu konzipierten
Symptomschweregradskalen innerhalb der standardisierten klinischen
sowie videoendoskopischen Dysphagie-Diagnostik zum Einsatz. Die
klinische Untersuchung bestand aus einem Ruhe-, Reflex- und
Funktionsprüfungs-Part sowie einer Schluckproben-Testung; bei der
instrumentellen Diagnostik wurde sich an das FEES-Protokoll
angelehnt, welches parkinsonspezifisch weiterentwickelt wurde:
Neben der Erhebung funktioneller Parameter wurde sowohl die Gefahr
für/ der Grad der laryngealen Penetration/ Aspiration innerhalb der
Schlucktestung abgebildet als auch beginnende
Dysphagie-Symptomatiken wie posteriores Bolus-Leaking und
pharyngeale Residuen sowie Speichel-Akkumulation berücksichtigt und
graduell unterschieden. In der klinischen sowie videoendoskopischen
Diagnostik (Durchführungen im On-drug-state) wurde die
Nahrungsaufnahme mit folgenden Konsistenzen, quantitativ
deckungsgleich und in alltagsrelevanter Menge, geprüft: dünnflüssig
(90 ml Wasser, blau eingefärbt), fest (1⁄2 Scheibe Mischbrot mit
Rinde und Aufstrich, ≈8x7x1cm) und trocken/ bröselig (1 Keks, Ø
5cm) sowie die Einnahme von zwei Tabletten (teilbare
ProLiveVita-Fit-Blocktablette, ≈19x8x7 mm;
Placebo-Hepa-Lichtenstein, Ø 8mm). Ergebnisse: Der MDT-PD erfüllt
die Testgütekriterien der klassischen Testtheorie. Durch die
Receiver-Operating-Characteristics (ROC)-Analyse wurden zwei
Cut-Offs für die Gruppengrößen nicht auffällig vs. auffällig (3,65)
und nicht auffällig vs. aspirationsgefährdet (4,79) ermittelt. Die
Diskriminierungsgüte des (nach den Regressions-Koeffizienten)
gewichteten MDT-PD-Summenscores ergibt für die
Dysphagie-Einteilungen a) unauffällig vs. auffällig eine
Sensitivität (Sens) von 82% sowie eine Spezifität (Spez) von 71%
(Kreuzvalidierung: Sens 82%/ Spez 62%/ Cut-off 3,62) und b) nicht
auffällig vs. aspirationsgefährdet eine Sensitivität von 90% sowie
eine Spezifität von 86% (Kreuzvalidierung: Sens 90%/ Spez 81%/
Cut-off 4,75). Für den Zusammenhang zwischen dem
Kriterien-Summenscore und dem gewichteten MDT-PD-Summenscore konnte
in den Studiendaten eine starke Korrelation mit einem Spearman-Rho
Korrelationskoeffizienten von +0,699 (p

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