Entwicklung und Diagnostik von Arbeitsgedächtnis und Inhibition

Entwicklung und Diagnostik von Arbeitsgedächtnis und Inhibition

Beschreibung

vor 11 Jahren
Die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten stellt sowohl historisch als
auch aktuell eines der breitesten und lebendigsten psychologischen
Forschungsfelder dar. Besonders bezüglich der (Alters-)
Differenzierungshypothese, welche die Ausdifferenzierung kognitiver
Fähigkeiten mit fortschreitendem Alter postuliert, weisen die
durchgeführten Studien jedoch eine beachtliche Heterogenität in
ihren Befunden auf. Die Diagnostik kognitiver Fähigkeiten hängt
untrennbar mit den vorausgesetzten Modellen und eingesetzten
diagnostischen Verfahren zusammen, welche den Befunden hinsichtlich
ihrer Heterogenität in nichts nachstehen. Die gegenwärtige Arbeit
zeigt, dass im Grundschulalter bei der Entwicklung von
Inhibitionsfähigkeit, Arbeitsgedächtniskapazität und
Reasoningfähigkeit keine Ausdifferenzierung im Sinne sinkender
Korrelationen zu beobachten ist (Studie I). Eine Analyse möglicher
Prädiktoren der Mathematiknote zeigt zudem, dass in der zweiten
Klasse Arbeitsgedächtniskapazität die beste Vorhersage liefert,
während Reasoningfähigkeit in der dritten und vierten Klasse den
einzig relevanten Prädiktor darstellt. Diese Ergebnisse sind
konform mit den Schwerpunkten des Mathematikunterrichts in den
jeweiligen Klassenstufen. In einer anschließenden Studie (Studie
II) zur Diagnostik der Arbeitsgedächtniskapazität mittels der
Zahlenspanne Rückwärts wird gezeigt, dass sowohl visuelle als auch
verbale kognitive Strategien zur Bearbeitung der Aufgabe eingesetzt
werden können, welche sich nicht durch die Präsentationsmodalität
der Aufgabe beeinflussen lassen müssen. Dieser Befund liefert
wichtige Implikationen zur Einordnung verschiedener
widersprüchlicher Ergebnisse in der Arbeitsgedächtnisdiagnostik und
der klinischen Diagnostik. In einer Studie (Studie III) zur
Diagnostik der Inhibitionsfähigkeit werden die beim klassischen
Stroop Test involvierten kognitiven Subprozesse untersucht und
durch Einsatz eines räumlichen Stroop Paradigmas die verbale
Komponente des Stroop Phänomens isoliert. Zudem wird gezeigt, dass
Interferenz zwar durch positionsinkongruente Richtungswörter
konstruiert werden kann, die Position-Wort-Interferenz jedoch
schwächer als die klassische Farbe-Wort-Interferenz ausfällt.
Zusammengenommen zeigt die Serie der drei Studien, dass
wissenschaftliche Ergebnisse zur Diagnostik kognitiver Fähigkeiten
einen Großteil ihrer Aussagekraft einbüßen, wenn die involvierten
kognitiven Teilprozesse nicht berücksichtigt werden.

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