Beschreibung

vor 11 Jahren
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung und Bereitstellung
von unterschiedlichen Skalen, die die Beziehungen junger
Erwachsener zu ihren Eltern und zu ihren Partnern aus einem
modernen individuationstheoretischen Blickwinkel erfassen. Zunächst
erfolgt daher eine Betrachtung der Lebensphase junges
Erwachsenenalter aus unterschiedlichen theoretischen
Blickrichtungen. Dass auch in diesem Altersbereich die Beziehung zu
den Eltern bedeutsam ist kann beispielsweise bindungstheoretischer
begründet werden. Die Verbundenheit in Beziehung zu den Eltern
besteht weiterhin, wobei die jungen Leute in immer mehr Bereichen
Autonomie entwickeln und erhalten. Parallel werden eigene
Partnerschaften zunehmend wichtiger. Sie lassen sich ebenfalls
durch eine Mischung aus Autonomie und Verbundenheit
charakterisieren. Es zeigen sich unterschiedliche Verhaltensweisen
und Entwicklungen bei jungen Männern und Frauen, aber auch in
Beziehung zu Müttern und Vätern. Ein Blick auf äußere
Kontextfaktoren zeigt, dass sich einerseits aktuelle europaweite
Entwicklungen auf das Leben der jungen Erwachsenen auswirken und zu
einer Verlängerung der Jugendphase führen. Andererseits
beeinflussen länderspezifische wohlfahrtsstaatlichen Strukturen
konkrete Lebensbereiche der jungen Erwachsenen und führen zu
Unterschieden insbesondere zwischen nordischen und südeuropäischen
Staaten, die vom Auszugsalter bis zu den Familien¬gründungen
reichen und die somit wiederum gesamtgesellschaftliche Folgen
haben. In vorliegender Arbeit wird mittels kulturvergleichender
Validierungsstudie die Äquivalenz der Skalen des Network of
Relationship Inventory (NRI), des Münchner Individuationstest der
Adoleszenz (MITA) und der Filial Responsibility Scale (FRS)
überprüft. In einer Fragebogenstudie wurden junge Erwachsene
zwischen 20 und 30 Jahren aus den drei europäischen Großstädten
München (Deutschland), Mailand (Italien) und Göteborg (Schweden) zu
wesentlichen Themen des jungen Erwachsenenalters befragt
(YAGISS-Studie). Für die vorliegenden Analysen wurden Daten von
rund 600 Studierenden aus den drei Städten berücksichtigt. Es
erfolgt eine schrittweise Testung auf Äquivalenz bzw. Bias im
Kulturvergleich durch konfirmatorische Multigruppenanalysen im
Rahmen von Strukturgleichungsmodellen. Es werden gemeinsame
Multigruppenmodelle für die Länder getestet, die Modellanpassungen
über verschiedene Fit-Indizes überprüft. Die Modelle sind durch
zunehmende Identitätsrestriktionen genestet und erlauben
Differenztests der Modellanpassung. Es konnten inhaltlich basierte
und sinnvolle Modelle für alle drei Instrumente umgesetzt werden,
in allen Beziehungen und für alle Länder, wobei teilweise
Originalskalen übernommen werden konnten, teilweise aber auch
tiefgreifende Modifikationen notwendig wurden. Die Berücksichtigung
der Länder erwies sich bei allen Instrumenten als wesentlich. Es
konnten schließlich für alle Instrumente Modelle mit metrischer
Invarianz zur Verfügung gestellt werden. Entsprechend sind
Vergleiche auf Skalenebene innerhalb der Länder zulässig, zwischen
den Ländern nur begrenzt. Schließlich werden Anwendungsempfehlungen
zu den Instrumenten NRI, MITA und FRS gegeben, sowie alle
relevanten Statistiken zur Verfügung gestellt. Länder-, aber
insbesondere auch beziehungsspezifische Unterschiede in der
Struktur der Instrumente konnten nachgewiesen werden. Diese
bestätigte sich in den anschließenden instrumentenübergreifenden
Analysen der Zusammenhänge der Skalen. Darüber hinaus unterscheiden
sich die Beziehungen vor allem zu den Müttern und Partnern nicht
nur nach Land, sondern insbesondere nach Geschlecht der jungen
Erwachsenen deutlich. Vor allem für junge Erwachsene in Schweden
konnten Effekte der Wohnsituation auf die Beziehungen nachgewiesen
werden.

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