Erleben und Verhalten unter Stress in Abhängigkeit von der kardialen Sensibilität

Erleben und Verhalten unter Stress in Abhängigkeit von der kardialen Sensibilität

Beschreibung

vor 11 Jahren
Stresssituationen lösen kardiovaskuläre Reaktionen aus. Generell
sind Individuen in der Lage diese kardiovaskulären Prozesse
wahrzunehmen, was man als kardiale Sensibilität bezeichnet.
Allerdings existieren deutliche interindividuelle Unterschiede in
dem Ausmaß der kardialen Sensibilität. Theorien zu Emotionen,
kognitiver Leistung und Coping (Stressbewältigung) sowie empirische
Befunde legen nahe, dass interindividuelle Unterschiede in der
kardialen Sensibilität die kognitiv-behaviourale Stressreaktion und
die Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren beeinflussen
könnte. Daher war es Ziel der aktuellen Studien den Einfluss der
kardialen Sensibilität auf das emotionale Stresserleben, die
kognitive Leistung und das Coping zu untersuchen. Die Probanden
wurde mit Hilfe eines Tests zur Erfassung der kardialen
Sensibilität in Probanden mit hoher versus niedriger kardialer
Sensibilität eingeteilt. Anschließend wurde Stress in Studie 1 und
2 durch mentale Stressoren induziert und das emotionale Erleben
mittels Fragebögen erhoben. Zudem wurde in Studie 2 die kognitive
Leistung durch Anzahl der falschen Reaktionen, der richtigen
Reaktionen, der Auslassungen sowie dem Median der Reaktionszeit in
einem computerbasierten Test erhoben. In Studie 3 wurde die
Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren in einem
computerbasierten Paradigma erhoben. Es wurde die initiale
Aufmerksamkeitsallokation und die Aufmerksamkeitsallokation im
Verlauf erhoben. Die Ergebnisse zeigten, dass kardiale Sensibilität
das emotionale Stresserleben intensivierte. Zudem zeigten sich
positive Zusammenhänge zwischen kardialer Sensibilität und der
Fehleranzahl sowie zwischen kardialer Sensibilität und schnelleren
Reaktionen. Des weiteren ging hohe kardiale Sensibilität initial
mit einer Aufmerksamkeitszuwendung zu Stressoren einher, jedoch mit
einer Aufmerksamkeitsabwendung von Stressoren im Verlauf. Niedrige
kardiale Sensibilität hatte hingegen keinen Effekt auf die
Aufmerksamkeitsallokation gegenüber Stressoren. Insgesamt zeigen
die Ergebnisse, dass hohe kardiale Sensibilität das Stresserleben
intensiviert, die kognitive Leistung beeinträchtigt und mit einem
vigilant-vermeidenden Coping unter Stress einhergeht. Damit
modifizieren die Ergebnisse bisherige Stresstheorien, indem sie die
Bedeutung der kardialen Sensibilität für die emotional-behaviourale
Stressreaktion und für Copingprozesse aufzeigen. Darüber hinaus
fügen die aktuellen Ergebnisse dem multidimensionalen Konstrukt
„Stress“ eine weitere Dimension, die Interozeption, also die
Wahrnehmung somatoviszeraler Prozesse, hinzu.

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