Förderung pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten bei Kindern

Förderung pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten bei Kindern

Beschreibung

vor 10 Jahren
Zusammenfassung Theoretischer Hintergrund Zahlreiche Studien
belegen, dass Störungen der pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten
in anderen Entwicklungsbereichen massive Folgestörungen nach sich
ziehen können. Neben sprachlichen Auffälligkeiten zeigen betroffene
Kinder Einschränkungen, grundlegende Entwicklungsaufgaben, wie die
Knüpfung von Sozialkontakten altersadäquat zu meistern. Dadurch
wird ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft erschwert. Im
deutschsprachigen Raum ist gegenüber dem angloamerikanischen
Forschungsraum eine äußerst geringe Forschungsaktivität zu
verzeichnen. So liegt bislang kein ausreichend validiertes und
normiertes Diagnostikinstrument für die Erhebung
pragmatisch-kommunikativer Störungen vor. Des Weiteren existiert
derzeit kein Therapiekonzept, das auf die Charakteristik des
Störungsbildes adäquat eingeht. Ziel der Studie Ziel der
vorliegenden Studie ist es, einen Therapieansatz zur Förderung
pragmatisch-kommunikativer Fähigkeiten zu entwickeln und zu
evaluieren. Dabei werden Methoden des Improvisationstheaters
implementiert, da diese Methode der Theaterpädagogik große
Überschneidungspunkte mit sozialer Interaktion und somit den
Bereichen der Pragmatik zeigt. Methodik Zur Überprüfung der
Fragestellung wurde ein Zwei-Gruppen-Prätest-Postest-Plan
verwendet. Dazu wurden Kinder der dritten Jahrgangsstufe von
Sonderpädagogischen Förderzentren (SFZ) betrachtet. Die Probanden
der Experimentalgruppe (N = 20) erhielten dabei zehn Einheiten
Intervention zur Förderung der pragmatisch-kommunikativen
Fähigkeiten. Das theoriegeleitet entwickelte Therapiekonzept
arbeitet mit Methoden des Improvisationstheaters und ist als
Gruppenintervention konzipiert. Die Kontrollgruppe (N = 21),
ebenfalls Schüler eines SFZ, fungierte als Wartegruppe. Sowohl in
Experimental- als auch Kontrollgruppe wurden im Prä- und Posttest
die pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten anhand unterschiedlicher
Testverfahren erhoben. Hierzu wurde die Eltern- sowie
Lehrereinschätzung anhand der Children’s Communication Checklist
(Spreen-Rauscher 2003a) erfasst. Mögliche Verhaltensauffälligkeiten
wurden mit Hilfe der Child Behavior Checklist (Achenbach &
Edelbrock 1983) erfragt. Die Beurteilung des Textverständnisses
erfolgte anhand der Mäuschengeschichte (Baumgartl & Vogel
1977). Da im deutschsprachigen Raum zum Zeitpunkt der Erhebung kein
geeignetes Diagnostikverfahren zur Beurteilung der kindlichen
Erzählfähigkeit existierte, wurde in Anlehnung an das Screening der
kindlichen Erzählfähigkeit von Schelten-Cornish (2008) ein
Onlinefragebogen zur Bewertung der erhobenen Bilder- und freien
Geschichte konzipiert. Dieser wurde in Zusammenarbeit mit
Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
(HAWK) Hildesheim validiert. Auf Grund der unzureichenden Datenlage
zu pragmatisch-kommunikativen Fähigkeiten im deutschen Sprachraum
wurde außerdem eine Vergleichsgruppe mit Regelschülern der dritten
Jahrgangsstufe (N = 26) herangezogen. Ergebnisse/Interpretation Die
Überprüfung des Onlinefragebogens hinsichtlich der
Testgütekriterien ergab valide und reliable Ergebnisse. Somit
zeigte sich das Instrument für die Verwendung in der vorliegenden
Studie geeignet. Zur Evaluation der Intervention wurde mit den
Diagnostikergebnissen aus Prä- und Posttest eine Regressionsanalyse
durchgeführt, die noch weitere mögliche Einflussfaktoren
berücksichtigte. Dabei zeigte sich im Fall der Lehrereinschätzung
der Children’s Communication Checklist ein großer, signifikant
positiver Einfluss der durchgeführten Intervention. Dies konnte in
der Elterneinschätzung der Children’s Communication Checklist und
im Textverständnis jedoch nicht nachgewiesen werden. Die Analyse
der kindlichen Erzählfähigkeit zeigte eine deutliche Tendenz zu
besseren Ergebnissen in der Experimental- gegenüber der
Kontrollgruppe, dies verfehlte jedoch die Signifikanzgrenze. Diese
vorläufigen Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der zur Verfügung
stehenden Diagnostikinstrumente zu sehen und sollten zudem anhand
einer größeren Stichprobengröße und einer verlängerten
Interventionsphase repliziert werden.

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